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Führe mich nicht in Versuchung

Führe mich nicht in Versuchung

Titel: Führe mich nicht in Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Byron
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wenn er andauernd so fürchterlich >nett< zu allen ist.«
    »Ich glaube, Max könnte mit keiner anderen Frau als mit dir glücklich werden, Jillie.«
    Sie lächelte ihrer Tante dankbar zu. Wie gut es war, ihre eigene Überzeugung bestätigt zu bekommen. In ihrem Herzen wußte sie, dass Max sich nicht völlig ändern konnte, dass er immer ihr Max bleiben würde.
    LadyLous Stimme durchbrach erneut ihre Gedanken und rief Jillian eine weitere Sorge ins Gedächtnis. »Wie schade, dass Bruce nicht hier sein kann. Er und Damien und Max sind nun schon so lange miteinander befreundet.«
    »Ja«, entgegnete Jillian, aber nur, weil ihre Tante irgendeine Antwort erwartete. Sie würde Bruce und seine Fähigkeit, selbst den ernsthaftesten Gelegenheiten noch eine heitere Seite abzugewinnen, sehr vermissen. Anfangs hatte sie gedacht, dass er sich mit seiner Abreise nur vor der Gefahr, entlarvt zu werden, hatte schützen wollen. In gewisser Weise war es daher eine Erleichterung gewesen, als Damien ihr gesagt hatte, dass Bruces Mutter gestorben war. Aber nun rief jeder Gedanke an diesen Freund, der so viel gewagt hatte, um ihr zu helfen, die irrationale Angst hervor, dass ihr Betrug möglicherweise einen Preis gefordert hatte. Seine Freunde hätten eigentlich bei ihm in Blackwood sein sollen, um mit ihm zu trauern. Aber das konnten sie leider nicht, und sie allein war der Grund.
    Es wurde dreimal heftig an die Tür ihres Ankleidezimmers geklopft. »Jillie? Bist du fertig?« rief Damien. Seine Stimme klang selbst durch die Holztür hindurch angespannt.
    »Ja«, erwiderte sie, kaum imstande, das Wort herauszubringen, denn die Gefühle, die sie zu überwältigen drohten, schnürten ihr die Kehle zu. Eine unerklärliche Traurigkeit trieb ihr die Tränen in die Augen, und sie hätte am liebsten gleichzeitig vor Angst geschrien und hysterisch gelacht. Aber genauso schnell wie sie gekommen war, verschwand die Panik auch wieder, und zurück blieb eine seltsame Ruhe, die einer Apathie gleichkam. Sie selbst hatte diese Entscheidung getroffen, und nun konnte nichts mehr geändert werden.
    Mit kalten Händen nahm sie ihren Brautstrauß vom Bett und ging langsam auf die Tür zu.
    Damien hielt den Atem an, als sie die Tür öffnete, und er musterte sie eingehend von Kopf bis Fuß, wobei er unruhig von einem Fuß auf den anderen trat. Sein Gesicht war blass und angespannt. »Es ist Zeit«, sagte er schließlich, als sei er gekommen, sie zum Schaffott statt zur Kapelle zu geleiten.
    Jillie nahm seinen dargebotenen Arm. Sie verließen das Haus durch den Seiteneingang und durchquerten den Garten.
    Damien blieb in der Laube stehen und starrte auf das Muster, das das Sonnenlicht durch das Gitterwerk auf den Boden malte. »Ich wünschte, wir könnten noch einmal zu unserer kleinen Teeparty von damals zurückkehren«, sagte er, schaute sie kurz an und wandte seinen Blick dann ab. »Jillie, es tut mir so leid -«
    »Bitte nicht, Damien. Bitte nicht.« Sie legte ihre Hand auf seine Lippen und brachte ihn zum Verstummen. Sie konnte es nicht ertragen. Nicht heute. Die einzige Möglichkeit, um durchzuhalten war, sich die Ruhe ins Gedächtnis zu rufen, die sie in ihrem Zimmer überkommen hatte. Sie musste die Braut sein, die Max erwartete.
    Damien sagte nichts mehr, während sie auf die Kapelle zuschritten, die inmitten eines Hains stand.
    Ein Diener öffnete die eichenen Doppeltüren. Kühle Luft, die den Duft Dutzender von Blumenarrangements trug, strömte aus dem schattigen Gebäude. Die Orgel spielte leise eine Melodie.
    Jillian und Damien traten ein.
    Und immer noch hatte sie das Gefühl, Abstand zu all den Vorgängen zu haben, lediglich Beobachterin und nicht Beteiligte zu sein. In den Reihen saßen erwartungsvoll die Gäste: die übrigen Herzöge Englands, meist älter und gesetzter als Max und Damien, eine Gruppe reicher Nichtstuer mit beeindruckendem Stammbaum, verschiedene Damen, deren Einfluss richtungsweisend für Moral und Tonart der Gesellschaft war, ein Repräsentant des Prinzen, dessen Anwesenheit unbestreitbar das Gefühl königlicher Akzeptanz verbreitete und Lady Seymour in Begleitung ihrer Tochter Melissa, die einfach dort war, um ja nichts zu verpassen.
    Ihr Blick folgte dem Klicken einer Tür neben dem Altar, und alles andere um sie herum schien zu versinken.
    Max trat aus dem Schatten heraus. Sein Haar schimmerte wie eine Goldkrone, als er in den Lichtschein der Kerzen trat, die um die Kanzel herum angezündet waren. Das goldene Licht

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