Führe mich nicht in Versuchung
sein«, sagte sie.
Ach fürchte, dass es nicht ganz so einfach ist«, erwiderte LadyLou und nahm Jillians Hand in die ihre. Ihre Wangen trugen rote Flecken und sie legte ihre freie Hand an die Stirn, halb über die Augen, als falle es ihr schwer, Jillian anzublicken. »Gentlemen genießen diesen Akt, durch den Kinder entstehen, für gewöhnlich sehr. Max wird sich dieser Aktivität mit dir so bald wie möglich widmen wollen.«
LadyLou war verlegen! Jillians Neugierde nahm um ein Vielfaches zu. Um was für ein Geheimnis handelte es sich hier? Sie hatte ihre Tante noch niemals so verlegen gesehen.
LadyLou erhob sich abrupt und begann, im Zimmer auf und ab zu wandern. »Wie genau hast du die nackten Gestalten betrachtet, die du auf Bildern oder an Skulpturen gesehen hast?«
Diese Frage behagte Jillian nicht. >Sehr genau< schien ihr kaum die richtige Antwort zu sein. »Nicht sehr genau«, antwortete sie.
»Oh je«, entfuhr es LadyLou, und sie schritt zum Fenster hinüber.
»Sind dir denn wenigstens die anatomischen Unterschiede zwischen Männern und Frauen aufgefallen?«
»Ja«, entgegnete Jillian leise und wünschte sich, dass diese Unterhaltung bald vorüber sein möge. Plötzlich wollte sie gar nichts mehr über dieses große Geheimnis erfahren. Die Unterschiede, auf die LadyLou anspielte, waren Jillian immer recht lächerlich vorgekommen, wenn sie die Statuen von Männern betrachtet hatte. Sie hatte angenommen, dass es sich um mythische Wesen handelte und die seltsamen Beigaben an den ungewöhnlichsten Stellen nur einer Laune des Künstlers zu verdanken waren.
LadyLou seufzte tief. »Heute abend wird Max den Wunsch haben, den Teil von ihm, der ihn zum Mann macht, mit dem Teil von dir, der dich zur Frau macht, zu vereinigen. Das erste Mal ist dies schmerzhaft, aber einige Frauen empfinden es nach einer Weile wohl als angenehm.«
Jillian spürte, wie ihr die Hitze in die Wangen schoss. Ihr Mund öffnete sich, aber sie brachte keinen Ton hervor. Sie konnte es einfach nicht glauben. Der Teil, von dem LadyLou sprach, war doch so klein ... Es musste für einen Mann unmöglich sein, dort ... dort ... die Dinge zu tun, von denen ihre Tante gesprochen hatte.
»Ich habe von Clancy gehört, dass du unpässlich bist«, sagte LadyLou.
Jillian sackte erleichtert in sich zusammen. Sie wußte, was LadyLou meinte und war Clancy unendlich dankbar. Damit würde diese Unterhaltung nun sicherlich bald beendet sein.
»Du wirst es Max sagen müssen«, sagte LadyLou ruhig.
Jillian runzelte verwirrt die Stirn. »Was soll ich ihm sagen?«
»Dass du deine Regel hast.«
Jillian blickte sie entsetzt an. Das konnte sie Max unmöglich sagen. Wussten Männer denn überhaupt, dass Frauen - Oh, nein, das brachte sie einfach nicht fertig! Nur ein schrecklicher Fleck auf der Rückseite ihres Kleides könnte sie jemals dazu bringen, diese überaus private Sache zuzugeben, aber selbst dann würde sie lieber zu der Ausrede greifen, dass sie sich auf die Schere in ihrer Rocktasche gesetzt hatte.
LadyLou wandte sich zu Jillian um. »Du musst es ihm sagen, Jillian. Es hat einen Einfluss darauf, wie sich Max dir gegenüber heute Nacht verhalten wird. Aber er muss davon erfahren, bevor er dir die Kleider auszieht.«
Jillian sprang auf die Füße. »Das kann doch nicht dein Ernst sein.«
Doch LadyLou nickte. »Du musst verstehen, dass dies nichts ist, wessen du dich schämen müsstest. Es ist alles notwendig, um Kinder zu bekommen.«
Jillian war noch niemals zuvor in ihrem Leben derart verwirrt und entsetzt gewesen. Aber dass Max ihr die Kleider ausziehen würde, glaubte sie keinen Augenblick. Das würde er niemals tun.
Sie konnte es sich einfach nicht vorstellen. Und doch hatte LadyLou sie noch nie belogen.
Max wartete auf Jillian in der Abgeschiedenheit von Damiens Arbeitszimmer, um den Hochzeitsgästen zu entkommen, die immer noch im Ballsaal feierten. Er hätte es vorgezogen, in seiner Kutsche zu warten, denn dieses Zimmer, wie das ganze Haus überhaupt, hielt zu viele Erinnerungen bereit.
Es war vorüber. Jillian war keine Kameradin mehr für ihn, sondern nun seine Ehefrau.
Ungeduldig zog er seine Uhr aus der Tasche. Jillian hätte schon längst hier sein sollen. Wenn er damit nicht alles zerstören würde, was er und Damien aufgebaut hatten, wäre er allein losgefahren. Er fühlte sich nicht verheiratet. Er konnte sich nicht an den Gedanken gewöhnen. Und auch nicht daran, auf diese Weise an die wunderschöne Frau zu denken, die in
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