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Führe mich nicht in Versuchung

Führe mich nicht in Versuchung

Titel: Führe mich nicht in Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Byron
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sie jeden Augenblick in Tränen ausbrechen. »Ich möchte gerne den Rest des Hauses sehen.«
    »Du hast das Haus doch schon einmal gesehen«, entgegnete Max.
    »Ja«, erwiderte sie, während sie an ihm vorbei in den Flur hinauseilte. »Aber das ist lange her, und ich war damals nicht überall.«
    »Nun gut, Burleigh kann dich herumführen«, antwortete Max, nickte dem Butler zu, der ihnen gefolgt war und ging auf sein eigenes Zimmer zu, um seine Reitkleidung anzulegen.
    Jillian benötigte seine Gegenwart nicht, um festzustellen, dass das Haus mit nichts anderem als mit Düsterkeit und den Überbleibseln untergegangener Zivilisationen gefüllt war.
    Hier würde sie keine Wärme und gemütliche Behaglichkeit finden.
     

Kapitel 24
    Jillian starrte mit einem schmerzhaften Kloß im Hals auf Maxens Rücken. Wie es schien, konnte er nicht schnell genug von ihr wegkommen. Und seltsamerweise war sie sogar froh, ihn gehen zu sehen. Da LadyLou ihr noch einmal eindringlich geraten hatte, ihm unverzüglich von ihrer Unpässlichkeit zu berichten, war es schlimm genug gewesen, allein mit ihm in der Kutsche zu sitzen.
    Sie hatte es nicht über sich gebracht. Und sie wagte nicht einmal an das zu denken, was sie heute Nacht erwartete, obwohl sie nur eine verschwommene Vorstellung hatte. Zum ersten Mal in ihrem Leben verließ sie ihre Fantasie.
    »Wenn Ihr mir bitte folgen wollt«, sagte Burleigh.
    Sie erzitterte angesichts der Kälte, die sie seit dem Moment, als sie den Fuß in dieses Haus gesetzt hatte, bis auf die Knochen zu durchdringen schien, folgte dem Butler dann aber durch die Räume des jahrhundertealten Gemäuers.
    Es war nun auch das ihre.
    Bei ihrem letzten Besuch hier war sie von der Schönheit und Erhabenheit des italienischen Marmors, von den kunstvoll verzierten und sorgfältig bemalten Reliefdecken, den imponierenden Möbeln und seltsamen Schmuckgegenständen beeindruckt gewesen.
    Man musste allerdings in der Lage sein, Schönheit und Erhabenheit in einer solch leblosen Umgebung zu entdecken.
    In dem riesigen Speisesalon schien sich der Mahagonitisch bis ins Endlose zu erstrecken, und sie wagte nicht einmal die überwältigende Zahl von Stühlen zu zählen, die in langen Reihen links und rechts vom Tisch nebeneinander standen. In einem kleinen Nebenzimmer befand sich eine Sammlung mittelalterlicher Waffen, die auf eine Weise dort aufgestellt waren, als lägen sie für den Gebrauch bereit. Die Wände waren hier aus Naturstein ein angemessener Rahmen für poliertes Metall und scharfe Klingen. Als sie neugierig mit dem Finger an einer Streitaxt entlangfuhr, bildete sich sogleich ein Blutstropfen an ihrer Fingerspitze. Während sie an der kleinen Wunde saugte, fragte sie sich, wer dies alles wohl so sauber und glänzend und in solch einem guten Zustand hielt.
    Der offizielle Salon machte in der Tat einen sehr offiziellen Eindruck. Sie konnte sich nicht vorstellen, hier jemals mit einem guten Buch und eine Tasse Tee Platz zu nehmen.
    Sie besichtigten die Bibliothek und das Musikzimmer, wo alles strahlend sauber und gepflegt war, aber auch arrangiert und unbenutzt wirkte. Anschließend spazierten sie durch einen Ballsaal, der den Eindruck erweckte, als sei in ihm noch nie gefeiert worden. Und schließlich durchquerten sie eine lange Galerie, in der sich die verschiedensten Skulpturen befanden.
    Danach folgte sie Burleigh im Ostflügel durch ein Schlafzimmer nach dem anderen. jeder Raum war wunderschön und sorgfältig gepflegt, lag aber still und kalt da. Nirgendwo entdeckte sie Spuren, die darauf schließen ließen, dass hier Menschen wohnten. Es war eine leblose Welt, die zum Betrachten geschaffen war, aber nicht zur Berührung einlud.
    Sie verzichtete auf eine Besichtigung des Westflügels, und während Burleigh sie zu ihrem Zimmer zurückgeleitete, fühlte sie eine zunehmende Niedergeschlagenheit und Leere in sich aufsteigen. »Ist Clancy schon angekommen, Burleigh?« fragte sie erschöpft.
    »Jawohl, Eure Hoheit, und auch Eure persönlichen Dinge sind gestern eingetroffen und wurden bereits weggeräumt. Ich werde nach ihr rufen lassen, damit sie sich um Euch kümmern kann«, erwiderte der Butler mit diesem seltsamen, flüsternden Tonfall, in dem hier alle Dienstboten sprachen, die sie bisher kennengelernt hatte.
    Als sie sich ihrem Zimmer endlich näherten, wurde ihr Schritt immer schneller. Dort hatte sie wenigstens den Trost von Clancys Gesellschaft und den vertrauten Anblick ihrer Sachen.
    Nachdem sie in ihren

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