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Führe mich nicht in Versuchung

Führe mich nicht in Versuchung

Titel: Führe mich nicht in Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Byron
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Räumlichkeiten angekommen waren, zündete Burleigh die Kerzen an, verbeugte sich und zog die Tür hinter sich zu. Sie blieb mitten im Zimmer stehen und ließ ihren Blick über den Schrank, das Bett und die wunderschön geschnitzte Frisierkommode wandern. Alles war kahl - keine Parfümfläschchen und keine Spur ihrer Kämme und Bürsten. Kein Fingerabdruck auf der Spiegeltür des Schrankes, kein Kleiderfetzen, der aus einer Schublade hervorlugte. Sie zog an der Klingelschnur.
    Kurze Zeit später erschien Clancy.
    »Wo sind meine Sachen?« fragte Jillian und vollführte eine ausholende Geste mit der Hand.
    Clancy starrte auf ihre Füße. »Mr. Burleigh hat mich angewiesen, alles in Schubladen zu räumen. Es soll keine Unordnung herrschen.«
    Jillian blickte zu den geschlossenen Vorhängen hinüber.
    »Mr. Burleigh sagt, die Vorhänge müssen geschlossen bleiben. Das Sonnenlicht bleicht den Teppich aus.«
    »Oh«, erwiderte Jillian leise. Sie wußte, dass Burleigh seine Anordnungen von Max erhielt. »Ich benötige Sie im Moment nicht weiter.«
    Nachdem Clancy gegangen war, sank sie auf das Bett und verbarg ihr Gesicht in den Kissen. Sie schloss die Augen und zitterte vor Kälte. Wie von ferne nahm sie wahr, dass die Tür geöffnet wurde, aber sie wollte sich nicht schon wieder der Sterilität ihres Zimmers aussetzen, und daher hielt sie ihre Augen geschlossen.
    Ein leises » Schhhh « tröstete sie, und sie seufzte auf, als eine Decke über sie gelegt wurde.
    »Schlaf, Jillian.«
    Es musste sich um einen Traum handeln. Ganz gewiss konnte es nicht Max sein, der ihr das Haar aus dem Gesicht strich und immer wieder beruhigend >Sch< machte. Sie wußte doch, dass er vor gar nicht langer Zeit befohlen hatte, Sovereign zu satteln und dass er sie zwischen all den Relikten vergangener Zeiten zurückgelassen hatte.

    »Eure Hoheit«, rief Clancy und rüttelte sanft an Jillians Schulter. »Es ist Zeit für Euer Bad, und dann müsst ihr Euch fürs Abendessen umziehen.«
    Jillian öffnete die Augen. Sie war sofort hellwach und von Melancholie erfüllt. Sie war nicht zu Hause in ihrem eigenen Bett. Sie setzte sich erschrocken auf. Wie konnte sie nur so lange schlafen! Die Nacht war hereingebrochen, und weitere Kerzen angezündet worden, deren gelbes Licht den Raum mit dunklen Schatten füllte. »Warum haben Sie mich nicht geweckt?«
    »Seine Hoheit hat befohlen, Euch ruhen zu lassen.«
    Jillian blickte auf die Decke, die über sie gebreitet war. Sie hatte wieder das Bild vor Augen, wie sich Max über sie beugte. Es war kein Traum gewesen.
    Max hatte sich also hier aufgehalten. Sie beim Schlafen beobachtet, so wie sie ihn als kleines Mädchen immer beobachtet hatte.
    Und dann schien ihr Herz plötzlich stehenzubleiben. Er war in ihr Zimmer gekommen. Selbst als sie noch ein Kind gewesen war, hatte er nie die Türschwelle ihres Zimmers überquert.
    »Ich werde das blaue Seidenkleid glätten lassen«, sagte Clancy.
    »Ja, einverstanden«, erwiderte Jillian und schwang ihre Beine aus dem Bett, während Clancy eilig den Raum verließ. Ihr Blick wanderte zu der Verbindungstür hinüber, hinter der sie gedämpfte Fußtritte und leises Klirren vernahm. Als sie eine der Stimmen erkannte, begriff sie.
    Max war dort. Sein Zimmer lag jenseits der Tür. Sie eilte schnell auf die andere Seite des Bettes, um so viel Abstand wie möglich zwischen sich und die Tür zu bringen, aus Angst, dass Max plötzlich hereinkommen könnte. Aber die Geräusche hörten nicht auf, und sie schüttelte verärgert den Kopf. Was war denn nur mit ihr los? Sie hatte sich doch noch nie vor Max gefürchtet. Nichts hatte sich verändert. Außer, dass sie am Morgen geheiratet hatten. Außer, dass er heute Nacht ihre Kleider ausziehen und einen unvorstellbaren Akt mit ihrem Körper begehen wollte, der nicht geschehen konnte, da sie unpässlich war. Evas Fluch hatte sich in einen Segen verwandelt und ihr eine Gnadenfrist verschafft. In der nächsten Woche wäre sie hoffentlich bereits imstande, mit den Dingen, die ihr LadyLou eröffnet hatte, fertigzuwerden.
    Sie musste es Max sagen.
    Sie atmete einmal tief durch, hob ihre Schultern und klopfte zögernd an die Verbindungstür. »Max?«
    Die Tür wurde unverzüglich geöffnet.. »Seine Hoheit befindet sich in seinem Arbeitszimmer«, sagte Burleigh.
    »Oh«, erwiderte Jillian und starrte an Burleighs Schulter vorbei in den Raum hinein - es war gar kein Schlafzimmer, sondern ein kleiner Salon mit einem Kamin, in dem ein Feuer

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