Führe mich nicht in Versuchung
Bassett gekommen waren.
»Wo ist sie?« fragte er und bemerkte, dass auch in diesem Raum die Vorhänge zur Seite gezogen und darunter Spitzengardinen aufgehängt worden waren.
Burleigh richtete sich auf. »Im weißen Salon, Eure Hoheit.«
»Was zum Teufel treibt sie denn da?«
»Ausruhen.«
Ausruhen?
»Eure Hoheit«, sagte Burleigh und unterbrach weitere Gedanken, »das Abendessen wird im kleinen Speisezimmer serviert.«
»Bassett House besitzt kein kleines Speisezimmer.«
»Jetzt schon, Hoheit«, erwiderte der Butler und nickte kurz zu dem Raum hinüber, in dem die mittelalterlichen Waffen aufbewahrt wurden.
Max ging verwirrt hinüber. Sein Blick wanderte über einen runden Kirschholztisch, der auf Hochglanz poliert war und über die dazu passenden Stühle, die mit einem in smaragdgrün, gold und dunkelblau gestreiften Stoff bezogen waren. Auf der Anrichte stand ein Blumenarrangement aus Vergissmeinnicht und Gänseblümchen, und die mit verschiedenen Gemälden behängten Wände schimmerten golden im Licht eines Kristallkronleuchters und dem blasser werdenden Licht des Nachmittags. Von den alten Waffen war keine Spur mehr zu sehen.
Max hatte vergessen, dass dies die eigentliche Bestimmung des Raumes war. Nicht, dass er hier jemals eine Mahlzeit genossen hätte. Sein Vater hatte dieses Zimmer mit seiner Sammlung vollgestopft, seit Max zwölf Jahre alt gewesen war.
Nun, er hatte ihr zugeredet, die Herzogin und Hausherrin zu spielen. Wer hätte ahnen können, dass sie es derart ernst nehmen würde?
Und -2tzt ruhte sie sich im weißen Salon aus. Das musste er sich anschauen. Wie es jemand dort auch nur eine Sekunde aushalten konnte, ohne das Gefühl zu haben, für die Nachwelt konserviert zu werden, war ihm ein Rätsel.
Er blieb auf der Türschwelle stehen. Sein Blick fiel sofort auf ihr rabenschwarzes Haar, das wie ein Fächer um ihren Kopf ausgebreitet war. Sie lag zusammengerollt auf dem Sofa, das Kleid bis zu den Knien hochgerutscht. Um sie herum auf dem Boden lagen ein achtlos weggeworfener Schal und ein Paar Schuhe. Ihre Stickarbeit ruhte auf einem Sessel, ein geöffnetes Buch befand sich auf dem Tisch neben einer halb ausgetrunkenen Tasse Tee und einem Knäuel wirr durcheinanderliegender Garnfäden.
Die Vorhänge waren geöffnet. In dem Kamin, der seit urewigen Zeiten kein Feuer mehr gesehen hatte, tanzten fröhliche Flammen.
In der kostbaren Vase befand sich ein Strauß Osterglocken.
Sein Vater drehte sich vermutlich in seinem Grab am Grunde des Ozeans um. Jillian hatte ausgerechnet dieses Zimmer übernommen und zu ihrem eigenen gemacht. Wie sie es mit dem ganzen Haus gemacht hatte.
Ihre Lider begannen zu zucken, und sie öffnete die Augen. Dann drehte sie ihm den Kopf zu und lächelte verschlafen. »Du bist heimgekehrt«, flüsterte sie, die Stimme immer noch rauh vom Schlaf.
Heimgekehrt. Er hatte dieses Haus nie als sein Heim betrachtet. »Ja, ich bin zurückgekehrt«, erwiderte er, gefangen in der Wärme und Lebendigkeit, die sie hier geschaffen hatte. Er betrat das Zimmer und kniete bald neben ihr auf den Boden. Vorsichtig strich er ihr eine Haarsträhne aus den Augen. »Was hast du nur mit diesem Haus angestellt? Es macht den Eindruck, als würde tatsächlich jemand hier leben.«
Jillians Lächeln vertiefte sich und sie erwiderte: »Hier lebt ja auch jemand.«
Es schien vollkommen natürlich, den Kopf zu senken und die Einladung anzunehmen, die ihr zerzaustes Haar, die warme Haut und ihre verschlafenen Augen darboten. Ihre Lippen öffneten sich ein wenig, als Max langsam einen sengenden Kuss auf ihren Mund drückte. Ihre Hände wanderten zu seinen Schultern hinauf, und sie ließ ihre Finger durch sein Haar gleiten. Sein Körper rührte sich, erwachte und wurde sich seiner Bedürfnisse bewußt.
Seine Zunge umkreiste die ihre, strich an den Seiten entlang, erforschte ihren Mund und zog die Umrisse ihrer Lippen nah. Sie presste sich enger an ihn, schlang ihre Arme um seinen Hals und küsste ihn mit der gleichen Hingabe, wie sie es in der Nacht getan hatte, als sie über den Balkon verschwinden musste.
Aber dieses Mal musste er nicht aufhören. Sie gehörte ihm.
Und er sehnte sich so sehr nach ihr, dass es schmerzte.
Er ließ sich zur Seite fallen und zog sie mit sich auf den Boden.
Mit seinem Mund malte er einen Pfad von ihren Lippen zu einem Ohr und über den Hals hinweg. Der Teppich unter ihm war weich wie Gras und das Feuer im Kamin erinnerte an ein Bad in der Sonne an einem
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