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Führe mich nicht in Versuchung

Führe mich nicht in Versuchung

Titel: Führe mich nicht in Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Byron
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schwieg. Ihr Blick wanderte furchtsam zur Tür hinüber. Das konnte Max ihr doch nicht antun. Es war unmöglich, dass all die Jahre plötzlich durch einen einzigen Nachmittag zerstört worden waren. All ihre Gefühle verschmolzen zu einem heißen Knoten des Grolls, als sie Lady Seymour und Melissa erblickte, die gerade den Saal betraten.
    Beide waren vollendet frisiert und mit Juwelen behängt. Lady Seymour trug ein Kleid aus strahlend grüner Seide, in dem sie großartig aussah, und Melissa wirkte in ihrem roséfarbenen Kleid, das mit silbernen Fäden durchwirkt war, wie ein Engel. Alles, was ihr fehlte, waren Flügel und ein Heiligenschein.
    »Lady Seymour ... Lady Melissa«, sagte Damien und neigte mechanisch den Kopf.
    »Guten Abend, Hoheit«, sagte Lady Seymour mit ihrer atemlosen Stimme. »Jillian, wie interessant Sie heute aussehen!«
    »Vielen Dank.« Jillian starrte an ihr vorbei und fragte sich, wie es sich wohl anfühlen mochte, Lady Seymour zu sein und Spaß daran zu haben, andere Menschen zu verletzen. Sie sagte sich, dass es zu nichts führen würde, Beleidigungen mit dieser Frau auszutauschen. Sie war nicht einmal diese Mühe wert. Das hatte zumindest LadyLou gesagt.
    Lady Seymour musterte sie mit einem gelangweilten Blick und wandte dann ihre Aufmerksamkeit LadyLou zu.
    »Louise, wie hübsch Sie heute abend aussehen. Die Laube ist eine ganz entzückende Idee, meine Liebe, aber ist es nicht ein wenig gefährlich?«
    Jillians Hände ballten sich an ihren Seiten zu Fäusten, als sie die Bemerkung der Gräfin vernahm. »Warum fragen Sie nicht meinen Bruder?« erkundigte sie sich kühl. »Er hat sie errichten lassen.«
    »Wirklich?« fragte Lady Seymour und wandte sich lächelnd an Damien.
    »Wie einfallsreich von Ihnen, einen solch ausgefallenen Schmuck für Jillian zu erdenken. ja, manchmal ist es notwendig, alle zur Verfügung stehenden Mittel einzusetzen, um eine Debütantin auf dem Heiratsmarkt herauszuheben.«
    Damien erstarrte, aber Jillian legte eine Hand auf seinen Arm und drückte ihn leicht, damit er seine Wut über diesen gemeinen Seitenhieb im Zaum hielt. Ihr Mund verzog sich zu einem schiefen Lächeln. Lady Seymour hielt sich für eine Meisterin versteckten Beleidigens. Wie dumm sie doch war.
    »In der Tat«, sagte Jillian und verspürte nicht einmal die Andeutung von Gewissensbissen angesichts der Worte, die sie aussprechen wollte. »Das erklärt, warum Sie sich heute abend entschlossen haben, grün zu tragen. Die Farbe ist eine wunderbare Ergänzung zu Melissas Kleid ... wie ein Stengel, der eine Rose zur Geltung bringt. Nun muss nur noch jemand ein Loch in die Erde graben und Sie einpflanzen.«
    Lady Seymours Lächeln verschwand. Ein rosiger Ton überzog ihre Wangen, während sie sich verzweifelt bemühte, eine Entgegnung zu formulieren. LadyLou hatte Unrecht gehabt. Lady Seymour war ganz bestimmt der Mühe wert.
    Melissa wandte schnell den Kopf ab und bedeckte ihre untere Gesichtshälfte mit dem Fächer Damien machte sich erst gar nicht die Mühe, seine Belustigung zu verbergen.
    »Arabella, es warten noch andere Gäste darauf, empfangen zu werden«, sagte LadyLou geschwind und warf Jillian einen warnenden Blick zu.
    Lady Seymour bedachte sie mit einem eisigen Lächeln. »Dann komm, Melissa, wie es scheint, halten wir die anderen auf.«
    Jillian gab sich besondere Mühe, gelangweilt dreinzublicken.
    »Hallo, Jillian«, sagte Melissa leise, als sie vorüberging. »Du siehst heute abend wunderschön aus.«
    »Danke, Melissa, du ebenfalls«, erwiderte Jillian undverspürte nun doch Gewissensbisse, dass sie Melissa benutzt hatte, um Lady Seymour zu beleidigen. Sie hätte dieser Dame einfach sagen sollen, dass sie wie eine Kröte aussah und fertig.
    »Wie kommt es nur, dass eine solche Hexe einen solchen Engel geboren hat?« bemerkte Damien, als sich Lady Seymour und Melissa entfernten.
    »Ich dachte, du machst dir nichts aus Melissa«, sagte Jillian.
    Ach muss sie ja nicht mögen, um ihre Freundlichkeit zu bewundern«, erwiderte Damien kurz angebunden und wandte seine Aufmerksamkeit den nächsten Gästen in der scheinbar endlosen Schlange zu.
    Namen und Gesichter verschwammen ineinander, als mehr und mehr Menschen an Jillian vorüberzogen, und ihr Zorn, den sie gegen Lady Seymour gerichtet hatte, fand ein neues Ziel.
    Max.
    Hatte er solche Angst, dass sie sich vergessen und ihre Zuneigung vor aller Augen offen zeigen würde, dass er lieber den Ball verpasste? Besaß er denn nicht mehr

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