Führe mich nicht in Versuchung
getan, als sie anzusehen.
»Verdammt, Damien, nun sag schon etwas.«
Er nickte. »Ganz nett.«
»Ist das alles, was du zu sagen hast? Sehe ich nicht aus wie ein anderer Mensch?«
»Nein, du siehst aus wie Jillie in einem hübschen Kleid. Die Frisur gefällt mir. Deine Entscheidung, es nicht zu locken, war richtig. Du hättest lächerlich ausgesehen, wenn dir das ganze Durcheinander im Gesicht herumgehangen hätte.« Er zog seinen Mantel gerade. »Wie sehe ich aus?«
Viele Antworten schossen ihr durch den Kopf: umwerfend in seinem formellen, schwarzen Abendanzug, gefährlich mit seinem rabenschwarzen Haar und den dunkelgrünen Augen, attraktiv durch seine gerade Nase und seine aristokratische Haltung. Natürlich hatte sie nicht vor, ihm irgendetwas davon zu sagen. »Ganz nett«, erwiderte sie statt dessen und nickte ebenso mit dem Kopf, wie er es getan hatte.
Damien begann zu kichern. »Dann sollten wir uns ins Gewühl stürzen.«
»Mit Vergnügen«, erwiderte Jillian. »Ich kann es kaum erwarten zu sehen, was all diese Arbeiter getan haben.«
»Dann komm mit und schau es dir an«, sagte Damien und öffnete die Türen.
Jillian verschlug es den Atem. Unter der Decke des Ballsaals wölbte sich ein mächtiger Baldachin aus weißer Spitze, in den Rosen hineingeflochten waren, Er wurde von vier efeuberankten Säulen getragen. Oben war eine Öffnung gelassen worden, von der ein Kronleuchter herabhing, der wie eine strahlende Sonne glitzerte.
»Max und ich traten durch den Eingang einer Laube, um in deine Welt zu gelangen«, sagte Damien mit belegter Stimme. »Da fanden wir es nur passend, dass du unsere Welt auf die gleiche Weise betrittst.«
Jillian stiegen Tränen in die Augen. »Das habt ihr beide für mich getan.« Es war keine Frage, sondern eine Feststellung, ein Bekenntnis zu Erinnerungen, die niemals verschwinden würde, Bindungen, die nicht zerbrechen konnten. Dies hier war nichts anderes als das sichere Gefühl, dass Max immer noch ihr gehörte.
»Oh, nun fang bloß nicht an zu heulen«, sagte Damien. »Damit ruinierst du bloß dein Gesicht, sonst wird niemand mehr mit dir tanzen wollen, und ich bin gezwungen, dich jedes Mal aufzufordern, damit du kein Mauerblümchen bist.«
Sie schluckte ihre Tränen hinunter und warf ihrem Bruder ein kleines Lächeln zu. »Das musst du nicht. Du kannst dich ja mit Max abwechseln.«
»Nein, das kann ich nicht, Jillie. Du kennst doch die Regeln. Dir sind nur höchstens zwei Tänze mit jedem der anwesenden Gentlemen erlaubt.«
»Aber Max ist nicht irgendein Gentleman«, protestierte sie. »Er gehört zur Familie.«
Damien schüttelte den Kopf. »Für uns mag er ja wie ein Familienmitglied sein, aber die Gesellschaft sieht ihn als -«
»Was soll das heißen?« unterbrach ihn Jillian. »Wie kannst du so etwas sagen? Er ist ein Teil von uns. Und er sollte jetzt hier sein.« Sie blickte sich ängstlich um. Es war ganz so, als wäre ihr etwas Kostbares verlorengegangen. »Wo ist er?«
Ach wollte nicht, dass er bei dieser Diskussion anwesend ist«, stieß Damien hervor, aber dann nahm seine Stimme einen weicheren Tonfall an.
»Jillie, hör mir zu. Max gehört nicht zur Familie. Heute abend darfst du ihm keine besondere Gunst erweisen.«
Es lief ihr kalt den Rücken hinunter. Hatten Damien und Max etwa erraten, was sie empfand? »Ich behandele Max nicht anders als dich.«
»Das ist ja genau der Punkt«, erwiderte Damien. »Die Gesellschaft wird deine Beziehung zu Max nicht verstehen. Jegliche Vertrautheit zwischen Euch wird in ihren kritischen Augen mehr. als freundschaftlich gedeutet werden.«
»Aber es ist doch mehr als Freundschaft«, sprudelte es aus Jillians Mund hervor. »Ich kann nicht so tun, als ob es anders wäre.«
»Das musst du aber, wenn du dich in der Öffentlichkeit mit Max zeigst.«
Er hielt ihre Hände so fest, als habe er Angst, dass sie sie wegziehen könnte. »Heute Abend wird sich vieles für dich ändern, Jillie. Die Welt, die du nun betrittst, ist nach genauso konkreten Plänen aufgebaut wie die Säulen in diesem Ballsaal. Du musst dich vorsichtig bewegen, sonst werden sie über dir zusammenstürzen.«
»Willst du damit sagen, dass ich Max lediglich über meinen Fächer hinweg anschauen und ihm ein einfältiges Lächeln zuwerfen darf, weil die Gesellschaft zu borniert ist, um echte Freundschaft zu tolerieren?« fragte sie, obwohl sie tief in ihrem Inneren bereits die Antwort wusste. Alles war vollkommen in Ordnung gewesen, bis Arabella ihr
Weitere Kostenlose Bücher