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Führe mich nicht in Versuchung

Führe mich nicht in Versuchung

Titel: Führe mich nicht in Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Byron
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Gesichtsausdruck wurde plötzlich ernst. »Und du solltest besser als alle anderen wissen, dass es möglich ist, eine Freundschaft mit einer Angehörigen des anderen Geschlechts zu pflegen.«
    »Dann liegt dir also daran, Freundschaft mit ihr zu schließen?«
    »Zunächst einmal.« Bruce lehnte sich zurück und streckte die Beine aus.
    »Wenn dies nur eine Laune sein sollte dann such dir eine andere, mit der du deine Spielchen treiben kannst.«
    Bruce seufzte mit übertriebener Geduld. »Hab' ich ja, Max. Soweit ich es überblicke, gehört ihr Herz nämlich längst einem anderen.«
    Diese Eröffnung traf Max wie eine Rapiernadel, die das Blut sprießen lässt, bevor man überhaupt bemerkt, dass man getroffen wurde. Er verstand die Bedeutung von Bruces Worten, aber er konnte sie nicht mit Jillian in Verbindung bringen. Wovon sprach er? Sie hatte doch kaum ihr Debüt hinter sich. Sie hatte ihm nichts davon erzählt. Er wäre doch sicherlich der erste gewesen - oder zumindest der zweite - dem sie es gesagt hätte. Und doch wußte er, dass Bruce niemals eine solche Äußerung von sich geben würde, wenn er nicht etwas beobachtet hätte, was Damien und ihm selbst offensichtlich entgangen war.
    »Wer?« stieß er schließlich hervor.
    »Wenn du es wissen willst, solltest du besser aufpassen«, erwiderte Bruce und spielte mit seiner Manschette.
    »Du irrst dich, Bruce. Jillian hat kein besonders Interesse an irgendjemandem.«
    »Natürlich besteht die Möglichkeit, dass ich mich irre«, entgegnete Bruce mit einem nur allzu vertrauten, rätselhaften Kichern, das Max zum Wahnsinn trieb. Das war Bruces Standardantwort, wenn er etwas wußte, was er aber nicht enthüllen wollte. Aber andererseits hatte Max während all der Jahre seiner Bekanntschaft mit Bruce schon immer das Gefühl gehabt, als ob dieser ein Geheimnis mit sich trage, das er zu enthüllen gedachte, wenn nur der richtige Zeitpunkt dafür gekommen war.
    Bruce zuckte die Schultern. »Nun ja, wir müssen ja nichts weiter tun als abwarten, die Zeit wird uns schon belehren.«
    »Weil du nichts darüber enthüllen möchtest«, erwiderte Max. Er wußte, dass Bruce seinen Spaß hatte und sich nicht weiter äußern würde. Aber im Grunde war sich Max gar nicht so sicher, ob er es überhaupt erfahren wollte. Es war ebenso schwer, mit der Vorstellung fertig zu werden, dass Jillian Gefühle für einen unbekannten Mann hegte, wie die Sorge, dass Bruce sie verderben könnte.
    »Darf ich mich nun entfernen, Hoheit? Ich muss mich für die Oper umziehen.« Bruce erhob sich, nickte kurz mit dem Kopf und spazierte davon.
    Die Oper! Max zog seine Taschenuhr hervor und runzelte die Stirn. Er musste sich ebenfalls noch umziehen. Er blickte sich um und stellte fest, dass sich die Tische nach und nach zu leeren begannen, und die Unterhaltungen sich den Vorzügen der gegenwärtigen Diva zuwandten.
    Großer Gott. Sie gingen alle in die Oper.
    »Ich habe noch niemals so früh in der Saison einen solchen Andrang in der Oper erlebt«, sagte LadyLou, während sie die Menge der Zuschauer durch ihr Opernglas beobachtete. »Alle akzeptablen Junggesellen der Gesellschaft scheinen sich heute abend hier versammelt zu haben.«
    »Wirklich?« erkundigte sich Jillian geistesabwesend. Sie war fasziniert von der riesigen, leeren Bühne, die ihr mit den aufgemalten Bildern an den Seiten und der Decke und dem mächtigen, roten Vorhang besonders reich geschmückt vorkam. Die Vorstellung musste in der Tat großartig sein, um mit solchem Schmuck konkurrieren zu können. Sie betrachtete die endlosen Reihen der Privatlogen und das Parkett, von wo aus einige vertraute Gesichter durch Lorgnetten und Operngläser nach oben schauten. Sie fragte sich, wer wohl ihre Aufmerksamkeit geweckt haben mochte und blickte sich um. Wenn sie sich doch einfach nach vorne beugen und einen neugierigen Blick in die Logen links und rechts von ihr werfen könnte! Aber LadyLou würde das nie zulassen und Max würde sie zweifellos mit Missbilligung betrachten.
    Seit sie ihn abgeholt hatten, war er still und in sich gekehrt. Er hatte sich in der Kutsche ganz in die Ecke gesetzt und nur einige höfliche Worte mit ihr und LadyLou gewechselt, bevor er sich Damien zugewandt hatte, um mit ihm über geschäftliche Dinge zu reden. Und als sie am Opernhaus angekommen waren, hatte er völlig ignoriert, auf welch elegante Art und Weise sie sich ihres Umhangs entledigte und in all ihrem Putz vor ihm stand. Sie konnte sich gerade noch beherrschen,

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