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Führe mich nicht in Versuchung

Führe mich nicht in Versuchung

Titel: Führe mich nicht in Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Byron
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»Richtig, davon hat er mir erzählt. Ich habe ganz vergessen, dass das Treffen heute stattfinden soll.«
    Der Türklopfer ertönte aufs neue, und Jillian begann zu lächeln, als Jacobs Bruce Palmerston hineinließ. Der Nachmittag konnte sich doch noch ganz angenehm entwickeln. »Bruce«, sagte sie fröhlich. »Ich hoffe, dass wenigstens Sie gewillt sind, mich zu retten!«
    Bruce zog fragend seine Augenbraue in die Höhe und blickte von Max zu Jillian. »Bedürfen Sie denn der Rettung?«
    »Absolut«, erwiderte Jillian.
    »Wirklich?« sagte Bruce mit neugieriger Stimme. »Verjagt Max wieder einmal Ihre Bewunderer?«
    »Was tust du hier?« unterbrach ihn Max abrupt.
    Bruce lächelte Jillian zu und reichte Jacobs seinen Hut und die Handschuhe. »Mir will scheinen, dass das ganz offensichtlich ist. Ich bin gekommen, um Jillian meine Aufwartung zu machen.«
    Max erstarrte. »Das kann doch nicht dein Ernst sein.«
    »Warum nicht?« fragte Bruce.
    Jillian schloss sich im stillen seiner Frage an. War es denn wirklich so unglaublich, dass ein Mann wie Bruce ihr seine Aufwartung machte? Jillian richtete sich mit verletztem Stolz kerzengerade auf, wandte sich Bruce zu und ließ dabei Max nur noch auf ihren Rücken starren. »Ich bin so froh, dass Sie gekommen sind, aber ich muss Sie warnen, der Salon ist überfüllt. Ich fühle mich wie ein Fuchs, den man in die Enge getrieben hat.«
    Bruce kicherte. »Also, das klang jetzt ganz so wie meine Schwester. Ich glaube, Sie beide kämen gut miteinander aus. Wenn sie mich das nächste Mal besucht, würde ich sie gerne einmal mitbringen, um sie Ihnen vorzustellen.«
    »Lady Kathleen«, sagte Jillian. »Ich erinnere mich an sie.- Wir sind uns beim Begräbnis der Majestäten begegnet.«
    »Sie ist genauso alt wie Sie«, sagte Bruce.
    Diese Information löste bei Jillian eine große Neugier aus, und sie wurde von einer seltsamen Aufregung erfasst. Es wäre schön, eine Freundin im gleichen Alter zu haben, und falls Bruces Schwester ihm auch nur ein klein wenig ähnelte, würde sie ganz gewiss gut mit ihr auskommen. Bisher war ihr nicht eine Dame begegnet, mit der sie irgendetwas gemeinsam gehabt hätte. Sie lächelte Melissa gelegentlich einmal zu, das war aber auch schon alles. Die meisten anderen Debütantinnen waren wesentlich mehr daran interessiert, die Aufmerksamkeit von Max und Damien auf sich zu ziehen als Freundschaft mit ihr zu schließen.
    »Wenn wir in einem Alter sind, warum ist sie dann während der Saison nicht hier?«
    »Sie hat ihren Debütantinnenball verschoben«, antwortete Bruce, und ein besorgter Ausdruck erschien auf seinem Gesicht. »Unserer Mutter ging es im letzten Jahr gesundheitlich nicht sehr gut.«
    »Ich dachte, sie hätte sich wieder erholt«, sagte Max und sprach damit seit fünf Minuten das erste Wort.
    »Ab und an hat sie einige gute Tage.«
    »Bitte richte ihr herzliche Grüße von mir aus«, sagte Max.
    Jillian starrte auf ihre Schuhspitzen, die unter ihrem Saum hervorschauten. Sie hätte gerne Näheres erfahren, wußte aber nicht genau, was sie fragen sollte.
    »Jillian«, zischte LadyLou von der Salontür aus.
    »Oh«, sagte Jillian erschrocken. »Ich habe meine Gäste ganz vergessen. Es ist wohl an der Zeit, dass ich zurückgehe.«
    Bruce bot ihr seinen Arm an. »Vielleicht liegt es daran, dass sie es verdient haben, vergessen zu werden.«
    Sie ergriff kichernd seinen Arm. »Bist du sicher, dass du uns nicht Gesellschaft leisten möchtest, Max?«
    »Ja«, erwiderte Max. »Ich werde mich zu Tatt's aufmachen.«
    »Oh, dann also bis später«, sagte sie, ängstlich darauf bedacht, ihn an ihre Pläne für die Oper zu erinnern. Wenn er schon Damiens Verabredung heute nachmittag vergessen hatte, konnte es leicht passieren, dass er auch ihr Treffen heute abend vergessen würde. »Und sei bitte fertig, wenn wir dich abholen. Ich möchte nicht zu spät kommen.«
    Max drehte sich abrupt um und verließ das Stadthaus der Forbes, bevor er seinem Drang nachgeben konnte, Jillian von Bruce wegzureißen. »Tattersall's«, kläffte er zum Fahrer hinauf, als er in seine Kutsche stieg.

    Seine Schwester, dachte er säuerlich. Er hätte erwartet, dass Bruce etwas Originelleres eingefallen wäre. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Damien Bruce seine Einwilligung gegeben hatte, Jillian den Hof zu machen. Wahrscheinlich hatte sich Bruce die Erlaubnis selbst erteilt.
    Bruce war zu erfahren für sie. Aber wie konnte Jillian so naiv sein, auf einen so durchsichtigen

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