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Führe mich nicht in Versuchung

Führe mich nicht in Versuchung

Titel: Führe mich nicht in Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Byron
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höher fliegen ließ, bis sie, wie sie behauptete, den Himmel berühren konnte.
    In den letzten zwei Wochen war es schlimmer geworden, wenn er sie in ihren Ballkleidern sah. Wenn er sah, wie sie lächelte und tanzte, mit ihrem Fächer wedelte und gähnte, wenn sie glaubte, dass niemand sie beobachtete. Diese Kleinigkeit hatte ihn beinahe überzeugt, dass alles nur das Spiel eines kleinen Mädchens war. Aber dann hatte er sich erinnert, wie sie aussah, wenn ihre Augen im Kerzenlicht funkelten, die Haut so weich und rosig, und so war sie wieder nicht mehr seine Pandora. Und sobald er zu zweifeln begann, was er immer tat, wenn sie nicht in seiner Nähe war, verspürte er das Bedürfnis, sie wiederzusehen, um sich zu versichern, dass sie immer noch dieselbe war. Dass sie sich unmöglich innerhalb von zwei Wochen in eine erwachsene Frau verwandelt haben konnte.
    Eine Frau, die imstande war, einen Traum zu inspirieren, der so sinnlich war, dass er beinahe wie ein Alptraum schien.
    Aber es war sein Traum gewesen, und er hatte geendet, wie er hätte enden sollen. Bruce hatte unrecht. Sie behandelte alle ihre Bewunderer auf die gleiche Weise. In ihren Augen spiegelte sich immer noch eher der Unfug als die Sterne. Es gab keinen Mann in ihrem Herzen. Jillian war aufrichtig, wenn es um ihre Gefühle ging. Wenn sie verliebt wäre, würde er es ihr ansehen.
    Er kleidete sich rasch an und kämmte sein Haar vor dem Spiegel. Er würde bei ihr vorbeischauen, bevor die Verehrer wieder Schlange standen. Er musste diesen Traum aus seinem Kopf verbannen, sie sehen, wenn sie sich kaum den Schlaf aus den Augen gerieben hatte, das Gesicht saubergeschrubbt und glänzend, während sie die Treppe hinuntereilte, um sich in seine Arme zu werfen. Dann wäre sie wieder seine Pandora.
    Und doch zögerte er. Es war immer noch sehr früh. Es gehörte sich nicht, um diese Zeit unangemeldet an der Tür zu erscheinen. Er knallte verärgert seine Haarbürste auf die Marmorplatte. Welch absurde Bedenken. Verdammte Anstandsregeln. Damiens Haus hatte ihm immer offengestanden, ebenso wie sein eigenes Damien und Jillian offenstand. Es wäre nichts Ungewöhnliches dabei, wenn er unangekündigt zum Frühstück erschiene. Und wenn sie noch im Bett waren, würde er eben warten. Nach zwei mörderischen Wochen voller Abendgesellschaften und Bällen und sinnloser Rituale war es wieder einmal an der Zeit, dass sie drei sich ohne die Gesellschaft von Hunderten von Leuten trafen, die jede ihrer Bewegungen genau beobachteten.
    Und nur er allein würde wissen, dass er wegen Jillian gekommen war.

    Jillian verharrte erschreckt in der Tür des Speisezimmers, hielt sich am Rahmen fest, während sie sich bemühte, wieder zu Atem zu kommen und ihr Herz davon abzuhalten, aus ihrer Brust zu springen. Sie blinzelte, überzeugt, dass ihre Augen sie täuschten. Max saß allein am Tisch, blätterte durch die Seiten der Post und nippte geistesabwesend an einer Tasse Kaffee. Das war so ganz und gar nicht der Fremde, der in diesen letzten Wochen immer darum bemüht gewesen war, Abstand zu halten und jeden ihrer Schritte mit einem düsteren, missbilligenden Blick zu betrachten.
    Es war schon so lange her, dass Max sie besucht hatte, um den Tag mit ihr und Damien zu beginnen!
    Er hatte sie nicht bemerkt. Sein Ausdruck war klar und gab ihr die gute Gelegenheit, ihn genau zu betrachten. Sein Gesicht glänzte noch von der frischen Rasur, und sein Haar war an den Spitzen noch feucht. Ein inzwischen vertrautes Gefühl der Bewusstheit ließ ihren Körper erschauern. Es machte sie verrückt. Sie hatte gehofft, dass sie sich mit der Zeit an ihre geschärften Sinne und an die verwirrenden Reaktionen gewöhnen würde, die ihr Körper immer dann zeigte, wenn er in der Nähe war. Stattdessen waren diese Gefühle noch gewachsen, manchmal auch nur ausgelöst durch einen Gedanken oder eine Erinnerung.
    Das Papier raschelte, als Max eine Seite umdrehte. Plötzlich hielt er inne, wandte den Kopf und begegnete ihrem Blick. Einen Moment lang schien er durch ihre Gegenwart erschrocken, aber dann vertiefte sich sein Blick und glitt an ihrer Gestalt hinunter und langsam wieder hinauf, als präge er sich jeden Zentimeter ihres Körpers ein. Obwohl sie am liebsten davongelaufen wäre, blieb sie stehen, unfähig, auch nur eine Bewegung zu vollführen. Er hatte sie noch niemals so angestarrt. Es machte fast den Eindruck, als ob er etwas suche, als ob er sie gar nicht erkenne. Er starrte sie auf die gleiche Art

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