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Führe mich nicht in Versuchung

Führe mich nicht in Versuchung

Titel: Führe mich nicht in Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Byron
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aufgerissenen Augen an, als habe er einen Schwanz und Hörner und wolle sie auffressen.
    Sie brabbelte dabei unverständliche Entschuldigungen vor sich hin.
    »Unverzüglich!« setzte Burleigh mit einer Stimme hinzu, die keinen Widerspruch duldete. Dann richtete sich sein Blick auf ihre Füße. »Miss Woodhouse, haben Sie etwa im weißen Salon Ihre Schuhe getragen?«
    Das Mädchen hob ihren Rock und blickte auf ihre Füße, während sie zu stammeln begann.
    Burleigh fuhr gnadenlos fort: »Sie kennen die Regel. Sie dürfen diesen Raum nur betreten, nachdem Sie Ihre Schuhe ausgezogen haben.«
    »Ja, Sir. Es tut mir leid, Sir. Ich habe es vergessen, Sir.«
    »Wenn Ihnen das noch einmal passiert, werden Sie ohne ein Empfehlungsschreiben entlassen.«
    Miss Woodhouse eilte auf Zehenspitzen davon. Ihr Kopf hüpfte auf und ab, und sie hielt ihren Rock immer noch über den Knöcheln in die Höhe.
    »Burleigh«, sagte Max, während er dem Mädchen nachstarrte. »Sie sind ein Mistkerl.«
    »Jawohl, Eure Hoheit«, erwiderte der Butler.
    Max durchquerte die Empfangshalle und blieb an der Tür zum weißen Salon stehen.
    »Wünschen Eure Hoheit irgendetwas?«
    Max wäre beinahe aus seiner Haut gefahren. »Verdammt, Burleigh!»fluchte er. »Hören Sie auf, mir wie ein Schatten zu folgen. Und ja, ich wünsche, dass dieser Raum für immer verschlossen wird.«
    »Jawohl, Eure Hoheit.«
    Max stolzierte davon. Er haßte dieses Haus mit seinen hallenden Echos, den Zimmern, die nach wie vor in ihrem ursprünglichen Zustand waren und den alten Bediensteten, die wie Scheintote durch die Flure schlichen. Er fühlte sich selbst wie ein Scheintoter, wenn er hier war. »Und lassen Sie Sovereign bringen. Und ordnen Sie an, dass meine Kutsche heute nachmittag für die Abreise nach London bereit steht«, stieß er hervor. Er musste diesem Ort entfliehen.
    Sovereign schnaufte und schabte mit den Hufen. Max schwang sich in den Sattel und presste dem Tier die Absätze in die Flanken, um sich durch das Parkgelände in Richtung Westbrook Court aufzumachen.
    In Westbrook waren alle Zimmer warm und einladend. Dort fühlte er sich mit seinen Erinnerungen an unschuldige Streiche und Gelächter viel wohler.
    Aber als er in Westbrook eintraf, musste er erkennen, was der Sturm angerichtet hatte.
    Ein Ast war herabgefallen und durch das Dach der Laube gebrochen. Es war, als hätte er damit auch Maxens Erinnerungen zerschlagen.
    »Stokes, warum wurde der Herzog hiervon nicht in Kenntnis gesetzt?« fragte er Damiens Butler mit unterdrückter Stimme. Wenn er lauter sprach, würde er vor Enttäuschung sicherlich die Kontrolle verlieren und laut herausbrüllen.
    »Entschuldigen Sie bitte, Eure Hoheit, das war mein Versäumnis, aber angesichts der Schäden am Herrenhaus schien es mir nicht so wichtig.«
    Er gab Stokes einige Anweisungen, wie er bei den Reparaturen am Haus und an der Laube zu verfahren habe und schwang sich dann wieder in den Sattel. Natürlich war Stokes die Laube nicht wichtig. Sie war in seinen Augen lediglich überflüssiger Zierrat. Aber für Max war die Laube wichtig, denn sie symbolisierte jede wesentliche Veränderung in seinem Leben. Hier hatte er von einem altklugen, kleinen Mädchen erfahren, was es hieß, eine Familie zu besitzen. Und vor zwei Wochen hatte seine Pandora unter dem Baldachin einer anderen Laube. gestanden und sich in Lady Jillian verwandelt.
    Seither schwankte er zwischen Schockiertheit und Erleichterung hin und her, je nachdem aus welchem Blickwinkel er sie betrachtete. Wenn sie in Damiens und LadyLous Gegenwart zusammentrafen, war sie meist wieder seine Pandora. Aber wenn sie sich einem Zimmer voller Verehrer oder einer Gruppe potentieller Tanzpartner gegenübersah, verwandelte sie sich plötzlich auf beunruhigende Weise in eine elegante Person der Gesellschaft.
    Er trat seinem Pferd in die Flanken, um diesem letzten Bild zu entkommen. Er weigerte sich, sie als Frau, als mögliche Partnerin zu betrachten.
    Ein gefallener Baum tauchte vor ihm auf. Seine knorrigen Äste streckten sich wie die Hände eines Monsters dem Himmel entgegen. Er zog fest an seinen Zügeln, denn ihm war klar, dass Sovereign sich ein Bein brechen konnte, wenn er sich in den Ästen verfing.
    Das Pferd bäumte sich auf und wieherte erschreckt. Max bemühte sich verzweifelt, die Balance zu halten. Noch einmal bäumte Sovereign sich auf, trat mit den Hufen in die Luft und drehte sich dann unter seinem Reiter weg. Maxens Zähne schlugen aufeinander, und er

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