Führe mich nicht in Versuchung
Biest zu verjagen.
Die Fliege, die gar keine war, packte ihren dicken Zeh. »Scher dich fort, Damien«, murmelte sie.
»Oh, du bist wach. Gut, ich muss mit dir reden.«
Sie zog ein Kissen über den Kopf. »Nicht jetzt. Ich-bin noch nicht ausgeschlafen«, sagte sie.
»Tut mir leid. Das Frühstück ist schon seit Stunden vorbei, und ich muss bald zu einer Verabredung. Setz dich hin und hör mir zu.«
»Ich höre dir zu«, erwiderte sie unter dem Kissen hervor.
»LadyLou fühlt sich immer noch nicht wohl.«
Jillian schob das Kissen zur Seite. »Was?« sagte sie, während sie sich die Haare aus dem Gesicht strich. Damien stand am Fußende des Bettes, die Hände in die Hüften gestemmt. »LadyLou hat einen Schnupfen«, sagte er langsam und betonte jedes Wort, als verstünde sie kein Englisch. »Und es würde mich nicht wundern, wenn du dir auch einen einfangen würdest. Was tut denn deine Zudecke auf dem Boden?« Er trat an die Seite des Bettes und hob ihr Betttuch und den Quilt vom Boden auf.
Hitze stieg ihr ins Gesicht. Vor dem Einschlafen hatte sie davon geträumt, dass Max sie küsste. »Mir war warm«, sagte sie. »Bist du sicher, dass LadyLou nur einen Schnupfen hat?«
»Ganz sicher«, erwiderte Damien und setzte sich ans Fußende des Bettes. »Ihre Nase ist ganz zu und sie schnupft ständig. Ich habe ihr gesagt, es sei besser, wenn sie den Tag im Bett verbringt.«
»Sollten wir nicht lieber einen Arzt rufen?« fragte Jillian gähnend.
»LadyLou besteht darauf, dass ein wenig Ruhe völlig ausreicht«, erwiderte Damien. »Ich habe heute einen vollen Terminplan«, fuhr er fort. »Daher musst du auf sie aufpassen. Es tut mir leid, aber du wirst heute keine Verehrer empfangen können.«
Jillian unterdrückte ein Lächeln. Das tat ihr überhaupt nicht leid. Wenn Max nicht hier war, um zu sehen, wie beliebt sie war, machte ihr die ganze. Sache keinen Spaß. »Dann werde ich diesen Tag als Ferientag betrachten. Es ist äußerst ermüdend, sich mit Gentlemen zu unterhalten, mit denen man außer dem Wetter kein Gesprächsthema hat.«
»Willst du damit etwa behaupten, dass es dir keinen Spaß macht, über das ungewöhnlich feuchte Frühlingswetter zu reden, das wir zur Zeit haben?« zog Damien sie auf.
Jillian streckte sich und gähnte erneut. »Nicht im mindesten.«
Damien zog eine Augenbraue in die Höhe. »Welche Anforderungen muss ein Verehrer denn für dich erfüllen?«
Jillian hatte darüber noch nie nachgedacht. Sie hatte es nicht als wichtig erachtet. Stärke, Ehrgefühl, Humor Eigenschaften, die Max innewohnten. »Dass er sich nicht die Schultern seines Jacketts ausstopft.«
»Wie bitte?«
Jillian grinste. »Die meisten Männer haben ihre Jacketts so stark gepolstert, dass sie abprallen, wenn sie gegen eine Wand stoßen.«
»Ich verstehe«, sagte Damien, der sich alle Mühe gab, ein Lächeln zu verkneifen.
»Was ist mit dir? Welche Anforderungen sollte eine Dame deiner Ansicht nach erfüllen?«
»Güte, Sanftmut, Ehrlichkeit, Unverzagtheit«, antwortete Damien ohne zu zögern.
»Was ist mit Schönheit?«
Er lächelte. »Eine angenehme Zugabe.«
Jillian zog plötzlich bedrückt ihre Decken über sich. Bei dem Gedanken an die Möglichkeit, dass Damien sich verlieben könnte, dachte sie unweigerlich daran, dass auch Max sich in irgendeine Frau verlieben könnte. Entgegen all ihrer Erwartungen hatte sie, seit sie nach London gekommen war, so wenig Zeit mit ihm verbracht, dass er eine Frau kennenlernen und sich mit ihr verloben konnte, bevor sie überhaupt davon erfahren würde. »Soll ich den Leightons eine Nachricht zukommen lassen, dass wir heute abend nicht an ihrem Ball teilnehmen werden?«
»Warum sollten wir das denn nicht tun?«
»Weil LadyLou krank ist«, erinnerte Jillian ihn.
»Ich kann ja deine Anstandsdame spielen«, sagte er.
Jillian lächelte trotz ihrer düsteren Stimmung. »Es ist amüsant sich vorzustellen, wie der Herzog von Westbrook inmitten all der unverheirateten Damen und ihren Müttern steht.«
»Ich freue mich darauf«, kicherte Damien. »Jeder einzelne Gentlemen dort wird mich beneiden, da ich das Privileg habe, den Abend umgeben von hübschen, jungen Damen zu verbringen.« Bevor sie antworten konnte hatte er ihr einen schnellen Kuss auf die Stirn gedrückt. »Sei ein braves Mädchen. Bis nachher.«
An der Tür blieb er noch einmal stehen. »Ich dachte, du könntest vielleicht das Mittagessen mit LadyLou einnehmen. Ich habe angeordnet, ein Tablett auf ihr Zimmer
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