Führe mich nicht in Versuchung
der hinter Lady Seymours Schulter auftauchte.
»Wie freundlich von Ihnen, dass Sie um Jillians Wohlergehen besorgt sind«, sagte Damien frostig.
»Aber natürlich bin ich das«, entgegnete Lady Seymour. »Ganz besonders, da Louise zu nachsichtig ist, um Jillian zu kontrollieren. Da ist es doch das mindeste, was ich tun kann, sie daran zu erinnern, dass jede kleine Unbedachtheit eine Katastrophe nach sich ziehen könnte.«
»Sie messen manchen Dingen viel zu viel Bedeutung bei, Lady Seymour«, sagte Jillian und starrte ihr geradewegs in die Augen. »Ich kann nicht ganz nachvollziehen, wie es zu einer Katastrophe kommen sollte, wenn doch meine Tante, mein-Bruder und mehrere hundert Gäste jeden meiner Schritte beobachten.«
Lady Seymours Busen schien zusammenzuzucken, als sie sich entrüstet aufrichtete. »Vielleicht sollten Sie Ihrer Schwester einmal die Macht erklären, die Klatsch besitzen kann«, sagte sie, an Damien gewandt.
»Damien«, Bruce trat einen Schritt vor, während Damien seine Arme vor der Brust verschränkte und Lady Seymour mit einem gebieterischen Blick bedachte. »Gibt es Neuigkeiten von Max? Soweit ich gehört habe, sagt der Arzt, dass er kein Hinken zurückbehalten wird.«
Lady Seymours Gesichtsausdruck zeigte bei der Erwähnung von Maxens Namen reges Interesse, wandelte sich aber in blankes Entsetzen, als sie das Wort >Hinken< vernahm.
Melissa schien plötzlich zum Leben erwacht. Sie beugte sich mit vor Furcht geweiteten Augen nach vorne. »Aber ich dachte, es sei nichts weiter als ein einfacher Reitunfall - ein verstauchter Knöchel!«
Damien blickte zur Seite und schluckte heftig. Jillian sah ihn erstaunt an und bemerkte, wie Bruce ihr heftig zuzwinkerte. »Was soll das -«
»Was ist geschehen? Sie müssen mir alles erzählen«, sagte Lady Seymour und schob ihre Tochter kurzerhand mit dem Ellbogen aus dem Weg.
Damien löste seinen Griff mit einem übertriebenen Seufzer. »Max möchte nicht, dass die Details seines Unfalls überall herumerzählt werden, Bruce.«
»Entschuldige«, sagte Bruce und schüttelte bedächtig den Kopf. »Ich weiß, wie sehr er an seinem Pferd gehangen hat.«
Jillian lehnte sich gegen die Wand und wartete gespannt, wie zum Teufel diese Unterhaltung weitergehen würde. Lady Seymour war so aufgeregt, dass sie beinahe zitterte.
»Jillian, LadyLou, fühlt sich nicht besonders wohl«, sagte Damien und wechselte geschickt das Thema. »Ich habe die Kutsche rufen lassen.«
»Aber was ist denn nun mit Maxens Pferd?« erkundigte sich Lady Seymour.
»Ich werde Sie nach draußen begleiten«, bot Bruce an und trat zur Seite, um Jillian vorgehen zu lassen.
»Verdammte Hexe«, murmelte Jillian, während sie sich einen Weg durch die Menge suchten und Lady Seymour mit offenem Mund stehen ließen.
»Ja, aber dieses Mal hatte sie recht, Jillian«, mahnte Damien und benutzte ihren vollen Namen, um seinen Unmut auszudrücken. »Möchtest du denn unbedingt, dass über dich getratscht wird?«
»Dank dir und Bruce dürfte das Problem ja nun aus der Welt geschafft sein ... was sollte denn dieser Nonsens über Max?«
»Ich wollte nur demonstrieren, wie sich eine Trivialität durch Klatsch zu einer Katastrophe entwickeln kann«, antwortete Bruce und drehte sich zu ihrem Bruder um. »Bitte entschuldige, dass ich mich mit deiner Schwester hinter der Pflanze versteckt habe. Ich sollte es besser wissen.«
Jillian blieb mitten auf der riesigen Treppe, die ins Foyer hinunterführte, stehen. »Ich verstehe nicht, warum du dich entschuldigst, Bruce. Ich habe ganz bestimmt nicht die Absicht, dies zu tun.«
Ach schlage vor, dass du dir in den nächsten Tagen einmal den Klatsch anhörst, der sich um Max drehen wird, Jillie. Vielleicht wirst du es dann verstehen«, sagte Damien und ergriff ihren Arm, um sie weiter die Treppe hinunterzugeleiten.
Ehe sie sich versah, waren sie bei LadyLou angekommen, bei der schon ein Diener mit den Mänteln stand. Jillian hatte keine Möglichkeit mehr, zu antworten.
Kapitel 13
Das Kitzeln war kaum noch auszuhalten. Sie hatte das Gefühl, als würde ihr eine Fliege über die nackte Fußsohle laufen. Jillian öffnete ein verschlafenes Auge und schloss es dann schnell wieder, um dem Sonnenlicht zu entkommen, das durch die Fenster ins Zimmer strömte. Sie war noch nicht bereit, aufzuwachen.
Die Fliege tanzte über ihre Ferse. Sie tastete mit den Füßen nach ihrer Decke, um Schutz zu suchen. Sie fand sie nicht und zuckte deshalb ungeduldig, um das
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