Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Führe mich nicht in Versuchung

Führe mich nicht in Versuchung

Titel: Führe mich nicht in Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Byron
Vom Netzwerk:
kurz und ging zum Fenster hinüber, wo er stehenblieb.
    Bruce zog mit Schwung seine Taschenuhr hervor und warf einen Blick darauf. »Ich glaube, ich werde mich langsam auf den Weg machen.«
    Jillian wäre beinahe vor Erleichterung in sich zusammengesunken, nachdem Bruce das Zimmer verlassen hatte, aber sie hatte sich zu früh gefreut.
    »Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht, Bruce ohne angemessene Begleitung zu empfangen?« fuhr Damien sie mit wutverzerrtem Gesicht an.
    »Er war doch gerade erst gekommen«, erwiderte sie und unterdrückte den Impuls, sich weiter zu verteidigen.
    »Ich weiß, wie lange er hier gewesen ist. Jacobs hat die ganze Zeit vor der Tür gewartet.«
    »Wir haben nichts Schlimmes getan«, sagte sie.
    »Ich habe es dir schon einmal erklärt, Jillie. Es liegt nicht an dem, was du tust, sondern daran, was die Leute sich ausmalen könnten«, entgegnete Damien. »In Zukunft wirst du hoffentlich klüger sein.«
    Max wandte sich vom Fenster ab. »Hast du etwa vor, Bruce so einfach davonkommen zu lassen?«
    »Ich habe Bruce gebeten, mich hier hinein zu begleiten«, fuhr Jillian dazwischen. Sie würde es nicht zulassen, dass sie dachten, Bruce hätte Schande über sie gebracht. »Weder er noch ich haben irgendetwas Ungehöriges getan.«
    Damien rieb ungeduldig über seinen Nacken. »Ich möchte dem Vorfall nicht mehr Bedeutung beimessen als er verdient.«
    »Nicht mehr Bedeutung als er verdient?« wiederholte Max ungläubig. Er marschierte zum Schreibtisch hinüber, packte das Blatt Papier, das dort lag und hielt es Damien hin. »Ich würde sagen, dies hier ist sehr bedeutungsvoll, wenn man bedenkt, dass Bruce der einzige ist, der nicht auf dieser Liste steht. Der einzige, der sein Jackett nicht polstert, obwohl er seine Hosen zu eng trägt.«
    Jillian sah verwirrt zu, wie Damien sich in einen Sessel sinken ließ und auf das Blatt starrte. Sie benötigte einen Augenblick um zu begreifen, dass es sich abermals um ihre Liste handelte. Er hatte sie gesehen und gelesen. Sie ballte ihre Hände zu Fäusten und trat zu ihm hinüber. »Das gehört mir. Du hattest kein Recht -«
    »Was soll dieser Zettel, Jillie?« unterbrach sie Damien.
    »Es war nur ein Zeitvertreib, weiter nichts«, erwiderte sie.
    »War Bruce der einzige, mit dem du dir von allen unbemerkt die Zeit vertrieben hast?« fragte Max mit beißendem, unschuldigem Tonfall.
    »Aber nein, Max. Es hat auch Momente gegeben - in der Vergangenheit wohlgemerkt - in denen ich tatsächlich den Wunsch hatte, mir mit dir die Zeit zu vertreiben - und das von allen unbemerkt«, erwiderte sie, plötzlich voller Wut.
    »Übertreibst du nicht ein wenig, Max?« erkundigte sich Damien ruhig.
    »Hätte nicht ich, sondern irgendein anderer neben dir gestanden, als du die Tür öffnetest, Damien, dann wäre sie jetzt kompromittiert«, erwiderte Max.
    »Aber du warst es nun einmal. Es ist ja kein Schaden entstanden«, entgegnete Damien vernünftig. »Und wenn es die Umstände verlangt hätten, so bin ich sicher, dass Bruce die Konsequenz gezogen und sich wie ein Ehrenmann verhalten hätte.«
    Max presste die Zähne aufeinander, während sein Gesicht rot anlief. »Das heißt nicht, dass diese Konsequenz eine glückliche Entscheidung gewesen wäre«, presste er durch seine Zähne hervor. »Man sollte ihr für ihr Verhalten den Hintern versohlen.« Er schritt auf sie zu. An seiner Schläfe pochte eine Ader. »Und ich bin genau der richtige für diese Aufgabe.«
    Jillian suchte rasch Zuflucht hinter dem Sessel ihres Bruders. Sie war bis ins tiefste Innere über seine maßlose Wut erschüttert. Es lief ihr kalt den Rücken hinunter, als sie von ihrem Bruder zu Max blickte. Der eine furchteinflößender als der andere. Max hatte noch niemals so voller Zorn mit ihr gesprochen. Sie presste eine Hand gegen ihre Mitte, zwang sich aber, den Schmerz zu ertragen, bis sie allein war.
    Damien sprang auf die Füße. »Das geht jetzt aber zu weit, Max. Jillian ist ein Mitglied meiner Familie und unterliegt daher meiner Verantwortung.«
    Max zuckte zurück, als habe er einen Hieb erhalten. Einen Herzschlag lang offenbarte sich ein tiefer Schmerz in seinen Augen, dann verzogen sie sich zu Schlitzen, und er trat einige Schritte zurück.
    Jillians Brust zog sich zusammen, als sein Gesicht ausdruckslos und leer wurde, als sei etwas in ihm gestorben.
    »Lass uns allein, Jillie«, sagte Damien leise.
    Sie nahm kaum wahr, was er gesagt hatte, sondern starrte nur weiter auf Max. Sie haßte

Weitere Kostenlose Bücher