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Führe mich nicht in Versuchung

Führe mich nicht in Versuchung

Titel: Führe mich nicht in Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Byron
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ab, kehrte der Traurigkeit, die er in ihren Augen entdeckt hatte, den Rücken zu. Er konnte eine solche Emotion nicht nachvollziehen. Im Gegenteil, er fühlte sich gesegnet, denn er wußte, was er vom Leben zu erwarten hatte und war darauf vorbereitet. Jillian war es nicht. Er blickte aus den Augenwinkeln zu ihr hinüber und dachte bewundernd, wie stark sie doch war, denn sie schien sich von einem Augenblick zum nächsten erholt zu haben.
    »Du hast recht, Max«, sagte sie und blickte ihn forschend an - wonach mochte sie wohl in seinem Gesicht suchen? »Bruce ist wie du und genau aus diesem Grund mag ich ihn so sehr.« Und dann schenkte sie ihm ihr warmes, herzliches Lächeln, das immer die Macht besessen hatte, seine Welt wieder in Ordnung zu bringen.
    Aber in den letzten Wochen war zuviel geschehen, und seine Wut zu kalt, als dass sie durch ein einfaches Lächeln und einen einfachen Satz hätte verrauchen können. Diese Worte waren wie eine zweischneidige Klinge. Wollte er ihr glauben, so konnten sie bedeuten, dass ihre Gefühle für Bruce ebenso platonisch waren wie die, die sie für ihn übrig hatte. Das sollte ihn eigentlich beruhigen. Stattdessen schnürte es ihm die Luft ab und ließ ihn mit der Angst zurück, dass ihm die besten Dinge im Leben entglitten, und dass er zurückblieb, um in seinem eigenen Zynismus unterzugehen.
    Er starrte blindlings vor sich hin, um keine Reaktion zu zeigen und widerstand dem Impuls, sein Glas zu ergreifen und es ins Feuer zu schleudern. Wie war er nur in eine solche Diskussion geraten? Wie durch Watte vernahm er Damiens heitere Stimme. Ein Versuch, die Spannung im Raum zu lösen, wie Max nur zu gut wußte.
    »Na siehst du, Max. Wenn Jillie Bruce im selben Licht sieht wie dich, dann folgt daraus, dass er lediglich ein Freund für sie ist.«
    Gegen seinen Willen blickte Max zu Jillian hinüber, um sich Damiens Worte bestätigen zu lassen.
    »Er ist ein Freund, Max, nichts weiter«, sagte sie mit leiser Stimme, ohne ihn dabei aus den Augen zu lassen. Sie hatte den Kopf zur Seite geneigt und blickte ihn fragend an. »Ich habe ihn empfangen um zu erfahren, ob seine Schwester nach London kommen wird.«
    Er nickte kurz. »Ich bin froh, dies zu hören. Wenn das alles ist, darf ich mich wohl jetzt empfehlen«, fügte er mit einem Anflug von Sarkasmus hinzu. Er war sich bewußt, dass es ungehobelt klang, aber er musste einfach von hier fort, um über alles nachzudenken.
    »Nein«, sagte sie. »Das ist noch nicht alles.«
    Als sie die Falten ihres Rockes glatt strich, sah Max, dass ihre Hände leicht zitterten. Das verriet ihm mehr als alles andere das Ausmaß ihres Kummers. Er war davon ebenso sehr berührt wie von der Erinnerung an Jillian, die er beim Tanz in seinen Armen hielt, die ihn durch ihre Reife bezauberte, die ihn durch ihren Duft und die Wärme ihres Körpers betörte.
    Er schritt wortlos zum Tisch hinüber und schüttete sich ein weiteres Glas Cognac ein, um dann wieder Platz zu nehmen. Alkohol war lediglich ein Mittel, um das Nachdenken zu vermeiden, und er war sich nur allzu bewußt, dass es zu spät war, um davonzulaufen. Seufzend wandte er sich ihr zu, versuchte zu lächeln und versagte bitterlich. »In Ordnung, Pandora. Ich höre dir zu.«
    Ihr Blick wanderte von ihm zu Damien hinüber. Seltsamerweise wandte sie sich an ihren Bruder. »Damien, du solltest dich wegen mir nicht mit Max streiten. Wir sind eine Familie.«
    »Auch Familienmitglieder streiten sich, Jillie«, erwiderte Damien.
    Wieder war es für Max wie ein Dolchstoß, als er hörte, wie sich Jillian und Damien über >Familie< unterhielten, wo ihn Damien doch eben erst daran erinnert hatte, dass sie nur aus freien Stücken verbunden waren. Ihm war klar, dass eine solche Wahl nur allzu leicht verändert oder wegen vielversprechender Möglichkeiten fallengelassen werden konnte. Sein Vater hatte es ihm oft genug bewiesen. Max runzelte die Stirn und fragte sich, wo dieser Gedanke wohl hergekommen sein mochte. Er befasste sich selten mit Umständen, die nicht zu ändern waren.
    »Das haben wir aber nie getan«, entgegnete Jillian. »Und auf einmal zankt ihr beiden Euch über meine Zu kunft, als sei ich irgendein Besitz, den man loswird. Es tut mir weh, Euch so zornig zu sehen, und es beleidigt mich, dass Ihr mir nicht einmal zutraut, in der Lage zu sein, meine eigenen Entscheidungen zu treffen.«
    Damien rutschte unruhig in seinem Sessel hin und her. »Jetzt geht aber die Fantasie mit dir durch, Jillie -«
    »Das

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