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Führe mich nicht in Versuchung

Führe mich nicht in Versuchung

Titel: Führe mich nicht in Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Byron
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holen, um den Ballsaal zu verlassen«, entgegnete Bruce mit einem Anflug von Missbilligung in der Stimme. »Und Nunnley hat sich übrigens an ihre Fersen geheftet.«
    »Zum Teufel nochmal«, murmelte Max. Es benötigte nicht viel Fantasie sich vorzustellen, was Nunnley vorhatte. Wo zum Teufel war Damien? Verärgert machte er sich auf den Weg.
    »Wage es ja nicht, mir zu folgen«, zischte er Bruce ins ,Gesicht.
    »Gott, bist du gereizt«, brummte Bruce, zuckte mit den Schultern und spazierte davon.
    Max drängte sich verärgert durch die Menge, schüttelte Hände ab, die ihn auf den Rücken schlugen und ignorierte die Annäherungsversuche der weiblichen Gäste. Sollte er Jillians Saison überleben, würde er ernsthaft in Erwägung ziehen, Mönch zu werden.
    Er trat auf den Balkon hinaus, sah nach links und rechts und erblickte seine Beute, wie sie verstohlen auf eine marmorne Urne zusteuerte. »Nunnley«, kläffte Max. Der Vicomte zuckte zusammen und fuhr herum. Mit drei langen Schritten war Max bei ihm, packte ihn am Kragen und schüttelte ihn, bis Nunnley um Gnade winselte. »Gehen Sie wieder hinein, bevor ich Sie über das Geländer befördere«, sagte Max mit leiser, drohender Stimme.
    Max wartete ab, bis Nunnley verschwunden war, dann begann er, leise ihren Namen zu rufen. Seine Wut wuchs von Sekunde zu Sekunde, die er damit verbrachte, zwischen den Statuen und Blumenkübeln nach ihr zu suchen.
    Ein unterdrücktes Kichern ertönte hinter der Urne. Dann trat Jillian hervor und ließ sich auf eine Steinbank nahe am Geländer sinken. »Nunnley ist solch ein Plagegeist. Ich bin froh, dass du ihm ordentlich Angst eingejagt hast.«
    Sie lachte, und das gab Max den Rest. »Willst du dein Leben ruinieren?« explodierte er, die Hände zu Fäusten geballt, während er vor ihr auf und ab lief. »Dein mangelndes Urteilsvermögen verblüfft mich immer wieder. Wie konntest du nur allein hier hinausgehen?« Er stemmte die Hände in die Hüften. »Heute hast du deinen Kopf schon zweimal ins Maul des Löwen gesteckt.«
    Jillian spielte mit ihrem Fächer und legte den Kopf zur Seite. Ihr Mund war zu einer provozierenden Linie verzogen. Sie blickte ihn von oben bis unten an. »Wie gut, dass der Löwe mich zu sehr mag, um zuzubeißen.«
    Er starrte sie mit düsterem Blick an, als er die Bedeutung ihrer Worte erfasste. Sie wollte ihn mit Absicht falsch verstehen und richtete seine Worte ganz bewußt gegen ihn. Er war nicht derjenige, der hier im Unrecht war, verdammt. »Ich kann nicht dauernd auf dich aufpassen, um dich vor deiner eigenen Torheit zu schützen«, sagte er und fuhr sich mit der Hand durchs Haar.
    »Ich kann mich nicht erinnern, dich darum gebeten zu haben«, erwiderte sie höflich.
    Er konnte nicht mit ihr reden. Sie gab Nonsens von sich und verlieh ihm sogar noch den Anflug von Logik. »Geh wieder hinein, Jillian. Ich habe heute schon genug Zeit mit dir verschwendet.«
    Ein Augenblick verstrich. An der Art und Weise, wie ihr Gesichtsausdruck in sich zusammenfiel erkannte er, dass es ihm auf besondere Weise gelungen war, ihre Aufmerksamkeit zu erlangen. Außerdem hatte er sie verletzt. Er fand es immer wieder faszinierend, wie sie ihr Kinn hervorreckte um den Schmerz abzuwehren, und doch war ihr kaum ein Zittern anzumerken, als sie ihren Mut sammelte. Es berührte ihn, dass sie sich nicht geschlagen gab.
    Er wartete darauf, dass sie sprechen würde. Sie musste immer das letzte Wort haben.
    Aber sie presste weiterhin ihre Lippen zusammen und erhob sich steif. Dann drehte sie sich plötzlich um und machte einen Schritt vorwärts. Sie schrie auf, als ihre Schienbeine gegen die Steinbank stießen. Seine Hände schossen vor und griffen nach ihrem Seidenkleid.
    Aber sie fiel bereits, und der Stoff gab nach, zerriss. Max starrte wie betäubt auf das Stück schimmernde, grüne Seide, das er in den Händen hielt, und hob erst dann den Kopf, um zu sehen, wie Jillian sich bemühte, auf die Beine zu kommen. Aber ihre Arme gaben nach, und sie sank wimmernd auf den kalten Marmorboden der Terrasse.
    Ihr Wimmern weckte ihn aus seiner Starre. Er warf den Stoff zu Boden, hob sie in seine Arme, setzte sich auf die Bank, hielt sie umschlungen, wiegte sie sanft und wartete ab, bis sich das Zittern ihres Körpers gelegt hatte. Sie verbarg ihr Gesicht in seinem Jackett und bemühte sich, ein Stöhnen zu unterdrücken. Er wußte, dass sie sich wehgetan hatte. Und er wußte, dass sie nicht weinen würde. Er hatte sie kaum jemals weinen sehen,

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