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Führe mich nicht in Versuchung

Führe mich nicht in Versuchung

Titel: Führe mich nicht in Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Byron
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und wenn doch, dann bekämpfte sie sofort die Tränen mit aller Macht.
    »Jillian«, flüsterte er. »Wo tut es weh?«
    »Meine - meine Schienbeine«, stöhnte sie. »Oh, verdammt, tut das weh.«
    »Lass mich einmal nachsehen«, sagte er, schob ihr Kleid bis zu den Knien hoch und ließ seine Hand zuerst über das eine und dann über das andere Bein gleiten. »Da wird es auf beiden Schienbeinen kräftige Beulen geben«, sagte er.
    Er spürte, wie sie gegen seine Brust nickte und hörte, wie sie die Zähne aufeinander biss. Was für ein Dickkopf sie doch war. Wahrscheinlich ginge es ihr besser, wenn sie ihren Tränen freien Lauf lassen würde. »Kannst du laufen? Wir sollten zusehen, dass wir Damien finden und nach Hause gehen.«
    »Nein, das kann ich nicht«, sagte sie in sein Jackett hinein. »Die Rückseite meines Kleides fehlt.«
    »Die Rückseite deines Kleides fehlt?« wiederholte Max mit einem seltsamen Krächzen. Er starrte auf sie hinab und erst jetzt wurde ihm die Bedeutung ihres Griffes bewußt, mit dem sie ihr Kleid vor der Brust festhielt. Ihre Knöchel waren weiß, so fest hielt sie den Stoff umklammert.
    Panik stieg in ihm auf und drohte ihn zu überwältigen, als er auf den Stofffetzen hinabblickte, der vor ihm auf dem Boden lag. Nur langsam wurde ihm klar, dass das Summen in seinen Ohren sich aus der Musik und den Stimmen der über zweihundert Leute zusammensetzte, die aus dem Ballsaal erklangen.
    Mit einer einzigen, geschmeidigen Bewegung erhob er sich, setzte sie auf den Boden und drehte sie herum. Ihr Rücken war bis auf den zweifelhaften Schutz ihres Batisthemdes bis zur Taille entblößt. Da wurde ihm das ganze Ausmaß ihrer Lage und die möglichen katastrophalen Folgen bewußt.
    Er musste Jillian hier wegbringen, bevor sie jemand entdeckte.
    Er streifte schnell sein Jackett ab und legte es ihr um. Ein Blick über die Terrasse hinweg sagte ihm, dass es nur zwei Ausgänge gab: den Weg durch den Ballsaal und die Treppe hinunter, die in den Garten und das Heckenlabyrinth führte - eine Treppe, die von Paaren benutzt wurde, die sich anderen, kurzen Vergnügungen hingeben wollten. Er beugte sich über das Geländer und blickte herab. Es durften kaum mehr als zwei Meter sein.
    »Was sollen wir nur tun?« flüsterte Jillian. Er warf ihr einen Blick von der Seite zu und hätte beinahe laut gelacht, als er sie erblickte. Sein Jackett hing ihr bis auf die Knie, und sie hatte sich die Ärmel so oft umgeschlagen, dass sie an jedem Arm einen Muff zu tragen schien.
    »Erinnerst du dich noch daran, wie du einmal von der Schaukel gefallen bist?« fragte er nachdenklich.
    Jillian antwortete mit sanfter Stimme: »Wie könnte ich das vergessen haben. Du hast mich doch damals aufgefangen.«
    »Ja, das habe ich«, flüsterte er, für den Moment von der Erinnerung umfangen. »Vertraust du mir noch einmal, dass ich dich fangen werde?«
    »Ganz bestimmt.«
    Ja, er wußte das. Aber nun, da sie es mit einer solchen Überzeugung in der Stimme aussprach, erschien es ihm als Belastung und als Segen gleichermaßen.

    Irgendetwas stimmte nicht.
    Bruce Palmerston schlich leise über den dunklen Balkon. Weder Max, noch Jillian noch Nunnley waren wieder in den Ballsaal zurückgekehrt. Und vor zehn Minuten waren Arabella und Melissa durch die Schiebetüren auf die Terrasse hinausgeschlüpft.
    Bruce hatte keine Ahnung, wo sich Max und Jillian aufhielten, aber er hatte das Gefühl, dass er nur Nunnley und Lady Seymour finden musste, um auch seine vermissten Freunde aufzustöbern.
    Plötzlich blieb er abrupt stehen und sprang schnell hinter eine der Steinsäulen. Kaum fünf Meter entfernt stand Melissa im Schatten und hielt ihre Hände unter ihrem makellosen Busen verschränkt. Ihre Augen waren geschlossen und ihr vollkommenes Gesicht bot ein Bild des Jammers. Gott, sie war wirklich wunderschön, auch wenn sie nicht besonders gescheit war.
    Nur einen Steinwurf entfernt spähten Arabella und Nunnley wie zwei Spinnen, die darauf warteten, dass ihnen ihre Beute ins Netz gehen würde, hinter einer riesigen Marmorurne hervor. Es machte aber ganz den Eindruck, als sei ihre arglose Beute bereits gefangen.
    »Melissa, halt dich fern«, zischte Arabella. »Ich will nicht, dass du noch mehr von ihrem unanständigen Benehmen mitbekommst.«
    Melissa richtete ihren Blick gen Himmel, als erwarte sie von dort Unterstützung. »Ja, Mutter«, flüsterte sie.
    Und ob die Beute bereits gefangen war. Es musste schlimm aussehen, wenn Melissa fortgeschickt

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