Fuehrungs-Spiel
umfasste. Letztere sind Höhepunkte für jeden Spieler, jeden Trainer. Sie waren immer die Eckpunkte meiner Planung. An diesen, lange im Voraus feststehenden Daten entlang entwickelte ich meine lang-, mittel- und kurzfristigen Strategien.
Für mich war Planung eine Mischung aus starren, unumstößlichen Eckpunkten wie die Termine des Weltverbandes und einigen im Lauf eines Planungsprozesses sich immer wieder verändernden Komponenten. Nur wer penibel und akribisch geplant hat, kann, wo es ihm sinnvoll und nötig erscheint, überzeugend flexibel reagieren. Der entscheidende Faktor bei meinen langfristigen Überlegungen war das Zyklische: der sinnvolle Wechsel zwischen Anziehen und Lockerlassen, Belastung und Erholung. Nach diesem Prinzip habe ich alle Planungsphasen aufgebaut, die langfristigen , die mit telfristigen (zum Beispiel die Lehrgänge) und die kurzfristigen (jede einzelne Trainingseinheit).
Auch im mentalen Bereich plante ich in Zyklen: Ich forderte die Spieler ganz gezielt in speziellen Phasen, manchmal überforderte ich sie auch. Ich baute Druck auf, indem ich beispielsweise bewusst Konkurrenzsituationen schuf – um sie dann auch in eine bewusste Talsohle der Entspannung zu entlassen, mit ihnen locker zu sein und zu lachen, auch über mich.
Planung hat auch einen ständigen Begleiter, ohne den sie nicht existieren würde, der ihr vorangeht und nachfolgt, der von ihr profitiert und von dem sie abhängig ist: die Analyse (siehe Abschnitt »Analysieren: Keine Maßnahme ohne Grund«). Nur wer präzise und umfassend analysiert hat, kennt die Grundlagen seiner Planung. Umgekehrt gilt das aber auch: Jede Planung muss, nachdem das Ziel erreicht (oder verpasst) wurde, genau überprüft werden.
Im Sinne eines Regelkreismodells kommt es nach Topereignissen wie Olympischen Spielen oder Weltmeisterschaften alle vier Jahre aus einer umfassenden Analyse im nächsten Schritt zu einer neuen umfassenden lang- und mittelfristigen Planung. In vorher festgelegten Perioden wird auch nach Lehrgängen und Testländerspielen das Gesamtbild kurzfristig analysiert – und die Planung den daraus gewonnenen Erkenntnissen angepasst. Kurzfristige Abweichungen von der geplanten Linie dürfen jedoch die langfristige Strategie und Spielphilosophie nicht ins Wanken bringen. Hier war ich als Trainer gefragt. Meine Handschrift, die von mir vorgegebene offensive, aggressive Spielphilosophie musste das Rückgrat der strategischen Planung bleiben.
Kommen wir jetzt zu den einzelnen Modulen meiner Planung. Das Hauptaugenmerk lag dabei naturgemäß auf der Personalentwicklung. Da ging es zunächst einmal um die Spieler: Welcher meiner Jungs würde zu dem erforderlichen Zeitpunkt (WM, Olympia) auf welcher Position seine maximale Leistung abrufen können? Welche Aufgaben sollte er dann optimal erfüllen? Was konnte ich ihm an Vorstellungen und Trainingsanleitungen auf dem Weg dorthin mitgeben?
Die Personalplanung betraf aber auch den gesamten Stab: Welche Spezialtrainer und Betreuer hielt ich für geeignet, mit den Spielern zielführend im Sinne meines Planes zu arbeiten? Dabei stellte sich mir oft die Frage, wie viel »strategische Veränderungen« ich für wichtig hielt, um eingeschliffene Rituale, Trainings- und Umgangsformen aufzubrechen. Es kam in diesem Bereich, besonders nach Olympia 2004, nach einer umfassenden Analyse zu einigen menschlich schmerzhaften Wechseln. An einer anderen Stelle, im Abschnitt »Verändern: Erfolg fordert den nächsten Schritt«, beschreibe ich das ausführlich.
Ich war ein fanatischer Planer, penibel, sicher auch flexibel, aber manchmal plante ich auch des Guten zu viel. Das Programm für die Trainingseinheiten eines Lehrgangs ergab sich aus der Analyse der vorherigen Lehrgänge und der Vision eines optimalen Spiels. Zu dieser Analyse und auch für die sich daraus ergebenden Pläne zog ich natürlich meine Mitarbeiter aus den jeweiligen Fachbereichen, also Ärzte, Physiotherapeuten, den Psychologen, aber auch die Co-Trainer oder Torwarttrainer hinzu. Hatten wir auffällige Schwächen beim Flügelspiel, trug ich in meinen Rahmenplan für die nächste Lehrgangswoche an mehreren Tagen ein: Übungsformen zu Flügelangriffen. Zudem fanden sich pro Trainingseinheit dann auf diesem Rahmenplan fünf bis sechs Stichworte wieder, die für Bereiche standen, die wir zu verbessern hatten: Flügelangriffe, individuelles Abwehrverhalten, Ecken für uns, Abwehr von Ecken gegen uns und so weiter.
Aus diesem Rahmenplan
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