Fuehrungs-Spiel
entstanden dann die Pläne für die einzelnen Einheiten. Auf einem Din-A4-Blatt habe ich immer alle Übungen, die ich mit den Jungs vorhatte, aufgemalt, kreuz und quer, mit kleinen Zeichnungen, Abkürzungen und Ausrufezeichen. Meistens hatte ich acht Hauptpunkte und diese waren noch mal unterteilt in zwei bis drei Unterpunkte. Wenn »Flügelangriffe« etwa der Hauptpunkt war, folgten zum Beispiel drei Unterpunkte zur methodischen Entwicklung dieses Flügelspiels. Anhand dieses Zettels gingen wir mit den Co-Trainern vor dem Training den Ablauf und die jeweiligen Aufgaben der verschiedenen Trainer auf dem Platz durch.
Ich hatte immer viel zu viel auf meinen Zettel gepackt, mehr jedenfalls, als die normale Trainingszeit von etwa zwei Stunden zugelassen hätte. Das war aber Teil des Plans. Ich wollte immer mehr, als eigentlich leistbar war, von mir, aber auch von den Spielern. Das führte, jedenfalls ist das meine Schlussfolgerung, dazu, dass wir oft auch mehr geleistet haben, als wir uns vorher vorstellen konnten. Manchmal habe ich auch zu sehr an diesem Plan gehangen und war frustriert, als ich dann zu viel markierte Stellen auf meinem Blatt hatte – um jene Übungen hervorzuheben, die wir nicht mehr geschafft hatten.
Planen, lässt sich zusammenfassend sagen, muss man sich wie eine umgedrehte Pyramide vorstellen: von der breiten Oberfläche der langfristigen Planung spitz zulaufend hin zur kleinstmöglichen Einheit – genau auf den Punkt. Wer mir nun entgegenhält, Erfolg könne man nicht planen, dem will ich entgegnen: Nur wer einen Plan hat, weiß, wann er von ihm abweichen kann. Und dieses Wissen macht den Erfolg jedenfalls wahrscheinlicher.
Planen – grundsätzliche Anmerkungen
Pläne sind allgegenwärtig im Leben des Menschen. Die Begriffe »Plan« beziehungsweise »planen« werden in unzähligen Situationen des Alltags, aber auch des Berufslebens verwandt, vielfach mit anderen, zentralen Begriffen des Lebens kombiniert: Lebensplanung, Familienplanung, Urlaubsplanung, Karriereplanung, Stundenplan, Finanzplan, Fahrplan, Sozialplan, Trainingsplan. Auch in der Umgangssprache spielt der Begriff eine wichtige Rolle: als Schimpfwort (»Der hat ja keinen Plan!«) oder auch als Ausdruck großer Wertschätzung (»Der – oder die – hat noch große Pläne!«). Das Planen steht dabei, nicht nur auf den ersten Blick, im Widerspruch zur Spontanität. Wer feststellt: »Der (oder die) plant ja alles bis ins letzte Detail«, meint das oft eher abwertend. Der Begriff »leidenschaftlicher Planer« scheint ein Widerspruch in sich. Engagierte Planer werden oft in die Nähe von Pedanten oder Spießern gerückt. Meist ist dies ein großer Irrtum.
Auch wenn nicht jeder gleichermaßen zum Planen veranlagt ist, kann kein Mensch auf Dauer überleben, ohne zu planen. Pläne betreffen kognitive Aspekte und Denkprozesse im Leben eines Menschen, das heißt: Wer plant, handelt bewusst. Ob aber eine Person bereit und fähig ist, in einer bestimmten Situation einen aussichtsreichen Plan zu entwickeln, hängt neben kognitiven auch von emotionalen, motivationalen, kulturellen und sozialen Faktoren ab. Führungspersönlichkeiten jedoch müssen all diese Fähigkeiten auf sich vereinen. Wer führen will, muss planen können. Aber kann man planen lernen? Und wenn ja, wie?
Ob kurz- oder langfristig – wann ist ein Plan ein Plan?
Definiert werden kann ein Plan als eine Methode, um ein bestimmtes Ziel oder ein gewünschtes Ergebnis zu erreichen. Der Umfang der planerischen Aktivitäten hängt natürlich davon ab, welchen Zeitraum ein Plan abdecken soll. Der Plan für eine Trainingseinheit ist naturgemäß weniger aufwendig und ausdifferenziert als jener für die zwei Jahre, die zum Beispiel im Hockey zwischen Weltmeisterschaft und Olympischen Spielen liegen. Der Plan für die wöchentliche Abteilungsleiterrunde ist weniger umfangreich als jener für das nächste Geschäftsjahr. Kennzeichnend für jeden Plan, ob kurz- oder langfristig, ist seine Struktur: Ein (Planungs-)Schritt folgt auf den nächsten, ein erreichtes Ziel baut auf dem vorherigen auf. In der Wissenschaft nennt man dies » strukturierte Ereignisabfolge « . Das zweite wichtige Merkmal eines Plans ist seine Präzision: Je detaillierter die Vorgaben, desto klarer definiert ist der Weg ans Ziel. Ein guter Plan dokumentiert genau, was im Einzelnen und wann genau es zu tun ist. Damit ist jedoch noch nichts über die Erfolgsaussichten gesagt. Gerade im Sport mit seinen vielen nicht
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