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Fünf alte Damen

Fünf alte Damen

Titel: Fünf alte Damen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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gerade
gebohnert. Ihre Hosen— »
    «Was kümmern mich die Hosen, wenn mein
Herz in Fesseln liegt!»
    «Steh endlich auf, du alter Knallkopp»,
sagte ich. «Gehen Sie, Mechthild, bevor er sich die Kleider vom Leibe reißt.»
    «Um Gottes willen!»
    Sie machte kehrt und verschwand. Nogees
erhob sich. «Ich war so schön in Fahrt. Aber ein süßes Kind, in der Tat. Wo
hast du sie her?»
    «Erzähl ich dir gleich.»
    Ich hängte meinen Mantel an den Haken
und kramte die alte Karte von Jenny Herwig aus dem Privatkasten. Dann gingen
wir hinaus, Mechthild war klar zum Start. Nogees nahm ihre Hand.
    «Michel— dieses Mädchen würde ich nur
unter Polizeischutz nach Hause gehen lassen!»
    «Stell ihr ‘ne Eskorte. Alsdann,
Mechthild. Bis morgen.»
    «Bis morgen», sagte sie. «Die
Kopfschmerztabletten sind oben links im kleinen Schrank.»
    «Danke für den Hinweis.»
    «Leb wohl, mein Engel!», rief Nogees,
daß es durch das Treppenhaus hallte. «Und Dackelscharen singen dich zur Ruh!»
    Sie lachte und winkte noch mal von der
Haustür. Dann waren wir allein.
    Wir aßen in der Küche im Stehen ein
Pfund Cervelatwurst und tranken dazu Bier aus der Flasche. Ich öffnete die
Whiskyflasche. Daniel brockte das Eis in den Behälter. Gleich darauf saßen wir
um die Gläser, und der Whisky rieselte durch unsere Kehlen.
    «Hör zu», sagte ich. «Und sag mir dann,
was du davon hältst.»
    Ich erzählte ihm die Geschichte von
Anfang an, wie ich sie erlebt hatte. Diesmal ließ ich nichts aus. Nur die
Zeitung, die ich in Krompechers Wartezimmer gefunden hatte. Die halbe Flasche
war weg, als ich endete.
    Daniel blies Rauchringe in die Luft und
durchbohrte sie mit dem Finger.
    «Und der Krompecher hat dich glatt
abfahren lassen, wie?»
    «Hat er.»
    Er kicherte.
    «Ganz recht von dem Mann. Da kann jeder
kommen und seinen Rüssel reinstecken wollen— »
    «Aber der muß doch selber das Gefühl
haben, daß irgendwas nicht stimmt», rief ich. «Warum rennt er rum und quetscht
die Ärzte aus? Und dieser komische Rektor, der mehr wußte als sagte! Paß auf,
Daniel! Jetzt sind noch zwei übrig. Wenn die sterben, kriegt irgend jemand das
Geld, die Erbschaft, was immer es ist. Ich wollte ja nur rauskriegen, wer
dieser Jemand ist.»
    «Und dann?»
    «Dann könnte man vielleicht-»
    «Da könnte man gar nichts, mein
Herzchen», sagte Daniel und ließ die Gläser vollaufen. «Wenn ein
Erbberechtigter stirbt, kommt der nächste. Solange die Welt sich dreht. Alte
Leute sterben eben. Die Polizei arbeitet nicht so, wie’s in den Kriminalromanen
steht. Wenn hier einer eine Anzeige macht und wir ermitteln, dann kommen wir
letztlich zu euern drei normalen Todesursachen. Und damit ist der Fall zu Ende
und die Akte zu. Prost.»
    «Prost», sagte ich. «Und wie würdest du
die Sache beurteilen, wenn es sich herausstellt, daß in einem Fall etwas
nachgeholfen wurde?»
    «Das wäre schon was anderes»,
antwortete er. «Dann müßte man sich das Ensemble genauer ansehen.»
    Ich ging zu meiner Jacke, die über der
Lehne eines Stuhles hing, und holte die Zeitung.
    «Das fand ich heute in Krompechers
Büro. Wenn ich nicht gesessen hätte, hätte ich mich gesetzt. Lies!»

    Daniel faltete das Blatt auseinander
und sah mich verständnislos an.
    «Vom Sputnik?»
    «Hinten die Kurzgeschichte.»
    Er las. Ich beobachtete ihn. Er zog
seine Brauen zusammen. Dann fing er an zu schmunzeln, immer mehr, und
schließlich kicherte er leise vor sich hin.
    «Du lieber Himmel! Darauf einen
Whisky!»
    Ich trank nicht und beugte mich vor.
    «Daniel. Hier geht es darum: Ein Mann
will seine Tante beerben. Sie ist alt, nervös, herzkrank. Er ruft sie mitten in
der Nacht an, knallt mit einer Platzpatronenkanone in seinen Hörer. Sie
erschrickt furchtbar, Herzschlag, aus. Ich mußte sofort an Mechthilds Tante
denken. Sie hatte telefoniert. Der Apparat lag zertrümmert auf dem Fußboden.
Und noch was. Unser Jemand dachte gerade scharf nach, wie er die dritte zur
Strecke bringen könnte. Da war er in Krompechers Wartesaal und las die
Geschichte. Genau wie ich. Und er dachte sich: Versuchen kostet nichts. Klappt
es nicht, klappt was anderes.»
    Daniel nahm seinen Dackel auf den
Schoß.
    «Sieh ihn dir an, Sherlock! Dein
Namensvetter. Ich geh ihm meinen Posten und trete in den wohlverdienten
Ruhestand.»
    «Idiot», sagte ich.
    «Paß auf, Michel. Nichts gegen die
Story. Nicht schlecht. Aber erstens weiß ich nicht, ob so was technisch
überhaupt geht. Ich frage gerne unseren

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