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Fünf Brüder wie wir

Fünf Brüder wie wir

Titel: Fünf Brüder wie wir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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Panzerfaust?“
    „Strahlendes Wetter heute, was?“ Mama blickte Papa tief in die Augen.
    „Kann jederzeit vorkommen“, sagte der Angestellte. „So ist das in den Bergen. Das Wetter wechselt ständig. Dafür sind die Kabinen für Windstöße von mehr als zweihundert Stundenkilometern ausgerüstet.“
    „Papa“, murmelte Jean Drei, „ich will zurück ins Hotel.“
    „Ach was, immer mit der Ruhe“, sagte Papa und lächelte ihn aufmunternd an. „Du brauchst keine Angst zu haben. Das war nur eine Wolke, die aus dem Tal nicht mehr rauskommt. Du wirst schon sehen, oben auf dem Gipfel ist es schön.“
    Aber je weiter wir hochfuhren, desto düsterer wurde es. Die Pfeiler tauchten wie gespenstische Riesen aus dem Nebel auf. Jedes Mal hatte man das Gefühl, im nächsten Moment gegen die Metallstreben zu krachen.
    Dann schrillte in der Kabine auf einmal eine Klingel.
    „Seltsam“, meinte der Angestellte und kaute auf seinem Schnurrbart herum. „Das ist das Signal, dass die Kabine überladen ist. Dabei ist sie für acht Passagiere konstruiert.“
    Wir schauten uns an und zählten im Geist noch einmal durch. Danach richteten sich unsere Augenpaare auf Mama und den kleinen blinden Passagier, den sie in ihrem Bauch mitschmuggelte. Zusammen mit ihm machte das neun. Wir sieben, bald acht, und dazu noch der Angestellte. Aber so ein Baby, das erst in sechs Monaten auf die Welt kommen würde, konnte doch noch nicht viel wiegen, oder?
    Trotzdem bekam die Kabine eine Art Schluckauf und hielt dann an.
    „Papa, ich habe Angst!“, rief Jean Vier.
    „Nur keine Panik“, sagte der Angestellte und steckte sich einen Kaugummi in den Mund. „Wahrscheinlich sind an der Bergstation die Kabel eingefroren.“
    „Stürzen wir gleich ab, Papa?“, fragte Jean Fünf ängstlich.
    Die Kabine war zwischen zwei Pfeilern zum Stillstand gekommen und begann im Wind zu schaukeln. Ich klammerte mich am Handlauf fest und drehte mich zu Jean Eins um, dem großen Tüftler unter uns. Vielleicht konnte er ja irgendetwas unternehmen. Doch er war vollauf damit beschäftigt, in die Strickmütze der Fougasse-Cousins zu kotzen.
    „Es kommt bei diesen Kabinen nur sehr selten zu Unfällen“, fuhr der Angestellte fort. „Der letzte passierte vor ungefähr einem Jahr. Da mussten die Passagiere eine ganze Nacht im Sturm ausharren, bevor die Rettungskräfte sie befreien konnten.“
    „Großartig“, brachte Papa heraus. Er schluckte.
    „Wir sind hier nämlich echte Profis“, sagte der Angestellte. „Vergangenes Jahr, bei dem Unfall, da war die Kabine auch überladen. Und was macht mein Kollege? Er opfert sich. Perfekter Kopfsprung in die Tiefe.“
    „Und dann?“, fragte Papa.
    „Dann lag er zerschmettert dreihundert Meter weiter unten im Schnee, wie Vogelkacke.“
    „Tun Sie sich keinen Zwang an“, sagte Papa, dem es immer schwerer fiel, die Ruhe zu bewahren. „Unseretwegen müssen Sie nicht auf dieses Vergnügen verzichten.“
    „So war das auch wieder nicht gemeint“, meinte der Angestellte achselzuckend. „Man redet halt so.“
    „Dann möchte ich Sie bitten, den Mund zu halten. Hier sind Kinder mit zartem Gemüt anwesend und …“
    Er beendete den Satz nicht, weil ein heftiger Stoß die Kabine erschütterte. Daraufhin setzte sie sich wieder in Bewegung.
    Den Rest der Fahrt brachten wir in Totenstille hinter uns. Als die Kabine in der Bergstation ankam, direkt unter dem Gipfel der Grande Aiguille, schlotterten mir die Knie und mir war speiübel.
    Dann standen wir alle auf einer Aussichtsplattform aus Metall und traten fröstelnd von einem Fuß auf den anderen, während Papa verzweifelt versuchte, die Panoramakarte auszubreiten, die er im Fremdenverkehrsbüro erhalten hatte.
    „Wir befinden uns hier“, sagte er mit aufgesetzter Fröhlichkeit. „Die Aussichtsplattform der Grande Aiguille. Jungs, ihr könnt jetzt eines der schönsten Gebirgspanoramen bewundern, das man sich nur vorstellen kann.“
    Das man sich nur vorstellen kann … damit hatte er etwas Wahres gesagt! Der Nebel war hier oben noch dicker und man konnte kaum die eigene Schuhspitze sehen. Außerdem musste es ungefähr 72 Grad unter null haben, denn als Jean Eins in den Abgrund spucken wollte, blieb ihm ein kleiner Eiszapfen an der Lippe hängen.
    „Ja, ähm, also … Laut meinem Prospekt können wir hier die mächtigen Ausläufer des Kleinen Bernhard in der Sonne glitzern sehen … Und dort, inmitten eines freundlich lächelnden Tals, blicken wir auf das zauberhafte

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