Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fünf Brüder wie wir

Fünf Brüder wie wir

Titel: Fünf Brüder wie wir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
Vom Netzwerk:
zwei Schritte gemacht, als wir unter unseren nackten Füßen etwas Lauwarmes und Klebriges spürten.
    „Was ist das?“, flüsterte Jean Eins mit tonloser Stimme.
    „Kuhfladen“, antwortete ich und dann rutschte ich auch schon aus und flog der Länge nach hin.
    Sie waren überall. Dicke, frische Kuhfladen, die von den Kühen von Herrn Tournicot stammten, die gerade erst über unseren Zeltplatz getrampelt sein mussten.
    Als wir am hohlen Baum ankamen, waren wir bis zu den Knien mit Kuhscheiße bespritzt.
    „Hugh!“, sagte Stinkender Iltis und blendete uns mit seiner Taschenlampe. „Willkommen, Bleichgesichter!“
    Fünf oder sechs Gestalten hockten um ein Feuer, das nicht richtig brennen wollte.
    „Was macht ihr denn da?“, fragte Jean Eins, der in das Licht blinzelte.
    „Na, was denn wohl?“, erwiderte einer der beiden Brichet-Zwillinge. „Wir rauchen die Friedenspfeife.“
    Sie kauerten unter ihren Regencapes und reichten eine Zigarette herum, deren Ende in der Dunkelheit rot aufleuchtete. Im Gras lagen leere Kekspackungen, Ölsardinendosen und Apfelbutzen.
    „Ihr seid wohl verrückt geworden“, schimpfte Jean Eins. „Wenn Bagheera euch erwischt, bringt sie euch um!“
    „Pfff“, machte der andere Brichet-Zwilling, „die schnarcht wie ein Holzfäller. Willst du auch mal?“
    Die Brichet-Zwillinge sind der eigentliche Grund, weshalb Papa uns bei den Pfadfindern angemeldet hat. Großartige Jungen, die in der Lage sind, mit einem Taschenmesser eine perfekt runde, kleine Holzkugel fürs Boulespiel zu schnitzen und aus drei morschen Ästen eine Hütte zu bauen.
    Papa träumt davon, Söhne zu haben, die so sind wie sie: richtige Pfadfinder, mutig und hilfsbereit, Weltmeister der guten Taten, die ihre schulfreien Donnerstage damit verbringen, auf dem Markt alten Damen den Einkaufskorb zu tragen oder die Lose einer Wohltätigkeitsorganisation zu verkaufen.
    Die Brichet-Zwillinge sind die Söhne des Chefarztes in dem Krankenhaus, in dem Papa Arzt ist. Vielleicht bewundert er sie ja deshalb so sehr.
    Die Brichet-Zwillinge sind schon fast vierzehn, haben den Schädel kahl rasiert und riesige Knie voller Narben.
    „Ihr seid krank!“, sagte Jean Eins.
    „Also ich“, sagte Stéphane Le Bihan, „habe einen Cousin, der zwölf ist, und er raucht sieben Päckchen am Tag.“
    „Und das?“, fragte einer der Brichet-Zwillinge. „Kann er das auch?“
    Er verschluckte seine angezündete Zigarette und streckte sie dann auf der Zungenspitze wieder heraus.
    „Wirkt ganz leicht“, sagte er, „aber dauert ewig, bis man es hinkriegt, ohne sich die Zunge zu verbrennen. Und du willst wirklich keine, Jean Eins?“
    „Nein.“
    „Weil du dich nicht traust, deshalb.“
    „Doch.“
    „Nein, tust du nicht.“
    Das hätte noch lange so weitergehen können, wenn nicht auf einmal ein sintflutartiger Regen heruntergeprasselt wäre.
    Wir stritten uns, bis wir bei unseren Zelten waren, und am nächsten Morgen bekamen wir von Bagheera mächtig den Kopf gewaschen, weil jemand die Vorräte im Küchenzelt geplündert hatte.
    „Egal, wer das gemacht hat, keiner rührt sich jetzt vom Zeltplatz weg, während ich im Dorf die Einkäufe erledige“, sagte sie.
    Dann stieg sie in die Ente von Herrn Tournicot und fuhr davon. Für uns war das wie sturmfreie Bude und kaum war sie weg, sind wir alle zu dem kleinen Tümpel am Ende der Weide gestürmt.
    Es war ein wirklich sehr kleiner Tümpel, fast eine Pfütze, umgeben von Schilf. Die Kühe trotteten dort tagsüber hin, wenn sie was trinken wollten.
    „Schaut mal!“, rief einer der Brichet-Zwillinge. „Eine echte Ente! Habt ihr Lust drauf, sie für heute zum Mittagessen am Spieß zu braten?“
    Wir fanden das alle eine prima Idee, zogen unsere Taschenmesser heraus und fingen an, uns aus Zweigen, Schilfrohren und Zeltschnüren Pfeile und Bogen zu basteln.
    In wenigen Minuten war das Ufer verwüstet. Wir schossen wie die Wilden, die Pfeile schwirrten in alle Himmelsrichtungen. Noch nie in unserem ganzen Leben hatten wir so viel Spaß!

    Als Bagheera zurückkam, trieben auf dem Tümpel unsere Pfeile. Von den Schilfrohren, die sich zuvor am Ufer gewiegt hatten, waren nur noch kurze Stummel übrig. Inmitten des Teppichs abgeschossener Pfeile aber schwamm seelenruhig die Ente, als wollte sie uns verhöhnen.
    Die Ente rührte sich nicht einmal, als Bagheera zu brüllen anfing. Wir seien Vandalen, die schlimmste Pfadfindergruppe, die sie jemals erlebt habe, solche, die alles kaputt machen! Noch

Weitere Kostenlose Bücher