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Fünf Brüder wie wir

Fünf Brüder wie wir

Titel: Fünf Brüder wie wir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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Wölflinge. Weil er Gruppenleiter ist, trägt er den Wimpel und verteilt die Arbeiten. Sein Spitzname ist Alberner Schakal, aber man sollte ihn besser nicht so nennen, wenn man nicht das Kochgeschirr des gesamten Lagers scheuern will.
    Jean Drei ist das Maskottchen der Gruppe, weil er der Kleinste ist. Er heult den ganzen Tag rum, damit die Pfadfinderführerin ihn tröstet. Sie nennt ihn „mein Äffchen“, knüpft ihm den Knoten seines Halstuchs und erlaubt ihm, nachts im Zelt das Licht anzulassen, damit er im Dunkeln keine Angst haben muss.
    Als wir in Varangeville ankamen, mussten wir uns der Größe nach aufstellen.
    „Pfadfinder“, sagte sie, „ich stelle euch hiermit Herrn Tournicot vor. Herr Tournicot ist Landwirt. Er stellt uns freundlicherweise seine Wiese zur Verfügung, damit wir dort unsere Zelte aufschlagen können. Ein dreifaches Hoch auf Herrn Tournicot!“
    Alle haben sich die Seele aus dem Leib geschrien, bis auf mich. Ich habe still den Mund geöffnet und geschlossen.
    Dann sagte die Pfadfinderführerin: „Pfadfinder, allzeit …“
    „… bereit!“, brüllten wir.
    Danach rannten wir alle mit unseren Zeltsäcken los, um uns die besten Plätze zu sichern. Wir mussten uns beeilen, weil der Himmel immer schwärzer wurde.
    „Zeltwettbewerb!“, rief die Pfadfinderführerin und drückte auf die Stoppuhr. „Wer verliert, baut auch noch meines auf.“
    Als sie ihren Rundgang machte, kämpfte ich immer noch mit den Zeltstangen, die Heringe wollten einfach nicht im Boden verschwinden und das Zeltdach war verkehrt herum aufgespannt und drohte davonzufliegen.
    „Okay“, sagte die Pfadfinderführerin, „weil du dich extra so dumm anstellst, bist du heute Abend zum Kartoffelschälen verdonnert.“
    Nach dem Abendessen sangen wir am Lagerfeuer Lieder und dann gingen wir schlafen. Mit einer Laterne in der Hand drehte die Pfadfinderführerin eine Runde durch die Zelte, um allen Gute Nacht zu sagen. Als sie bei Jean Eins und mir den Kopf hereinsteckte, sagte sie: „Puuh, hier riecht es ja wie im Schweinestall oder sind das eure Stiefel?“
    „Aaah, ich finde Bagheera toll“, sagte Jean Eins verträumt und rollte sich in seinem Schlafsack zusammen.
    Bagheera ist unsere Pfadfinderführerin. Sie ist achtzehn, trägt Rattenschwänzchen und hat Pfadfindershorts an, die viel zu eng für ihre Oberschenkel sind, aber Jean Eins würde auf einem Seil über die Niagarafälle balancieren, wenn sie ihn darum bitten würde.
    „Schlaft gut, ihr Wölflinge“, sagte sie.
    Ich suchte nach einer bequemen Lage für die Nacht, aber der Boden war härter als ein Nagelbrett, mein Kopfkissen roch nach Schimmel und Jean Eins stieß mir beim Umdrehen jedes Mal seinen Ellenbogen in die Seite.
    Dann fing es an zu regnen. Die Tropfen hämmerten immer stärker auf das Dach und das Wasser kam durch die Löcher für die Zeltstangen herein.
    Ich knipste meine Taschenlampe an. Jean Eins schlief wie ein Murmeltier, auf seinen Lippen lag ein seliges Lächeln.
    „Folgt mir!“, murmelte er im Schlaf. „Rechts, links, rechts, links …“
    Als der Regen endlich aufhörte, waren die Frösche dran. Im Chor begannen sie zu quaken. Um mir Mut zu machen, versuchte ich an einen Dschungel voller wilder Tiere und Königsboas zu denken, aber das klappte wohl nur in meinem kleinen, kuscheligen Bett in Cherbourg. Ich konnte einfach nicht einschlafen.

    Ich zog mir den Schlafsack bis über die Ohren hoch und mir wollten gerade die Augen zufallen, als ein furchterregender Kopf in der Zeltöffnung auftauchte.
    Ich stieß einen Schrei aus.
    „Aah!“
    „Psst! Ich bin’s nur, Stinkender Iltis … Habt ihr nicht den Kriegsruf gehört?“
    Stinkender Iltis ist der Spitzname von Stéphane Le Bihan. Niemand will mit ihm in einem Zelt schlafen, nicht einmal Jean Eins, obwohl er doch sein bester Freund ist.
    Stéphanes Gesicht war durch die Taschenlampe, die er unters Kinn geklemmt hatte, zu einer Fratze verzerrt. Hinter ihm hörte ich leises Gelächter und Gemurmel.
    „Treffpunkt unter dem hohlen Baum“, verkündete er. „Und seid mucksmäuschenstill, verstanden, sonst werden wir noch erwischt …“
    Ich weckte Jean Eins auf.
    „Was ist los?“ Seine Stimme war schläfrig und er tappte mit den Händen im Dunkeln herum, um seine Brille zu finden.
    „Weiß nicht“, sagte ich. „Wir sollen uns draußen treffen.“
    Wir zogen hastig unsere Pullis und Regencapes über und stürzten in die Nacht hinaus.
    Das Gras war nass und wir hatten kaum

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