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Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Titel: Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Bryan
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eigentlich war es ihnen egal.
    Dann wussten sie plötzlich, warum die beiden Männer nicht gekommen waren. Die Alarmsirene schrillte und sie hörten, wie sich aus der Ferne Flugzeuge näherten. Alice, deren Wangen vom Alkohol gerötet waren, murmelte: »Verdammt! Sie müssen Anweisung bekommen haben, sich für einen Einsatz der Bürgerwehr bereitzuhalten. Alle in den Luftschutzkeller! Ich muss los.« Sie zog sich in aller Eile ihren Mantel über und rannte davon.
    »Diese blöden Deutschen!«, murmelte Frances. »Kommt, wir sollten in den Anderson-Unterstand gehen oder zumindest in den Keller«, meinte sie, »sonst macht Alice …«
    »Zum Teufel mit Alice! In den Unterstand passen wir doch gar nicht alle rein, mit Tanni mit ihrem Riesenbauch. Ich bleib heute einfach, wo ich bin«, sagte Elsie trotzig und zündete sich eine Zigarette an. »Zum Teufel mit Alice und zum Teufel mit den Deutschen!«
    »Kommt, wir trinken noch was«, sagte Evangeline. Sie hatte es auch nicht eilig aufzustehen. Sobald sie in den Sessel gesunken war, merkte sie, wie sehr die Kocherei und die Kämpfe mit Maude, Tommy und Kipper sie erschöpft hatten, die lauthals kreischten, weil sie ihnen vor dem Zubettgehen ein Bad verordnet hatte. In der Familie der Kinder galt ein Bad im Winter als ungesund und so wehrten sie sich mit Händen und Füßen. Für ihr Alter war Margaret Rose sehr vernünftig, sie würde die drei schon in den Luftschutzraum im Weinkeller bringen.
    Wenn Laurent sie doch nur nach Frankreich gebracht hätte, gleich nachdem sie in England angekommen war. Sie versuchte, nicht an das zu denken, was der betrunkene kleine Franzose indem Wirtshaus in Soho zu ihm gesagt hatte. Er wusste nicht, dass Evangeline Französisch sprach und jedes Wort verstehen konnte, als er Laurent mit einem vielsagenden Blick anstieß und etwas über das nordafrikanische Mädchen mit den beiden Kindern sagte, die auf Laurent angewiesen waren, und zwar so sehr, dass er bei seinen seltenen Reisen nach England nie lang bleiben konnte.
    »War nur ein Witz, Schatz«, flüsterte Laurent ihr später ins Ohr. »Du weißt doch, dass ich dich liebe …«
    Evangeline schloss die Augen und wartete darauf, dass der Alkohol alles auslöschte. Tief in ihrem Innern wusste sie, dass das nordafrikanische Mädchen mehr als nur ein Scherz eines betrunkenen Franzosen war. Laurent war das, was man zu Hause als einen »heißblütigen Mann« bezeichnete, und er hatte sich schon seit Monaten nicht mehr gemeldet. Sie bemühte sich, ihre Fantasie im Zaum zu halten, doch es gelang ihr nicht.
    »Also, einstimmig angenommen! Dann wollen wir doch mal sehen, ob die verdammten Deutschen uns aus unseren Sesseln kriegen«, sagte Frances und schwenkte die Wein- und Geneverflaschen. Dann füllte sie die Gläser nach. In der darauffolgenden Stunde blieben die vier, wo sie waren, tranken und wurden immer hungriger.
    Als Alice zurückkam, fand sie die anderen Frauen kichernd im Morgensalon, wo sie sich gegenseitig in betrunkenen Angebereien über ihre Tapferkeit überboten. In ihrem dünnen Mantel fror Alice bis auf die Knochen und kauerte sich mit einem Kaviar-Sandwich und einem großen Brandy ans Feuer. Den Sherry hatten die anderen leer getrunken. Es war eine Vollmondnacht und die Luftschutzbehörden hatten gemeldet, dass es schwere Luftangriffe auf London, Birmingham und Exeter gegeben hatte. Obwohl im Dorf Entwarnung gegeben worden war, hatte die Bürgerwehr Anweisung, auf ihrem Posten zu bleiben.
    Schließlich sagte Evangeline, sie sollten besser anfangen zu essen, sonst würde das Essen ungenießbar. Sie gingen ins Esszimmer, luden sich die Teller voll und bewunderten den sorgfältig gedeckten Tisch mit Hugos Rosen in der Mitte, die sich in derWärme des Kaminfeuers ein wenig öffneten. Frances schenkte Wein ein und sie prosteten sich gegenseitig zu.
    Der Abend verging. Nach dem Essen kehrten sie in den Morgensalon zurück und setzten sich mit ihrem Kaffee um den Kamin. Der Kaffee war ziemlich dünn, aber das war allen egal. Ausnahmsweise war ihnen warm und sie fühlten sich angenehm satt. Sie hatten fast alles aufgegessen, fast den ganzen Wein getrunken und alle Zigaretten geraucht, die Elsie mitgebracht hatte. Außerdem hatten sie eine ganze Flasche Brandy geleert. Frances zog den Korken aus einer weiteren Brandyflasche und als er mit einem lauten Knall aus dem Flaschenhals schoss, brüllten alle vor Lachen. Im Kamin rösteten Esskastanien. Das Feuer knisterte und von Zeit zu Zeit

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