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Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Titel: Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Bryan
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Großmutter Gefallen an ihm und zog ihn auf ihrer Plantage oben am Fluss auf. Dann schickte Onkel Charles ihn auf die Jesuitenschule für kreolische Jungen. Wir haben immer die Ferien zusammen auf der Plantage verbracht. Granmère hält große Stücke auf ihn, weil er das Blut der Familie in den Adern hat, aber als Farbiger weiß Laurent, wo erhingehört, und daher akzeptieren die meisten in der Familie ihn. Mama und Tante Celeste tun natürlich so, als gäbe es ihn gar nicht. Man kümmert sich um Jungen wie ihn, wenn sie den Mund nicht zu weit aufreißen. Meist arbeiten sie in irgendeiner Weise für die Familie. Ich dachte, das sollten Sie wissen, damit Sie das, was Onkel Charles gesagt hat, nicht erwähnen, wenn Sie mit Tante Celeste sprechen. Sie und Onkel Charles haben keine Kinder, daher waren Laurent und Kinder wie er immer schon ein heikles Thema. Und jetzt probieren Sie mal den King Cake.« Ein Diener beugte sich mit einem Silbertablett über Evangeline und sie legte eine Kuchenscheibe auf seinen Teller.
    »Achten Sie auf das goldene Baby«, rief Celeste ihm vom anderen Ende der Tafel zu.
    »Wie bitte?« Mit der Gabel in der Hand blickte Richard verdutzt auf.
    Bevor Celeste antworten konnte, erklärte Evangeline ihm rasch, was es mit dem goldenen Baby auf sich hatte. »King Cake ist eine Tradition, die zu Mardi Gras gehört. Darin ist immer eine kleine goldene Puppe eingebacken. Sie steht für den kleinen Jesus und bringt dem Glück, der sie bekommt. Wenn Sie das Baby in Ihrem Kuchen finden, müssen Sie die nächste Party geben, aber Mardi Gras ist fast vorbei«, Evangeline zog die Nase kraus und machte ein enttäuschtes Gesicht, »und mein Ball ist der letzte der Saison, daher nehme ich an, dass Sie keine Zeit haben, eine Party zu geben, bevor Sie wieder nach England fahren. Aber irgendetwas müssen Sie machen!«
    Wieder senkte sie die Wimpern und dachte nach. Ich weiß, was er tun kann. Er kann mich von hier wegbringen. Ich bringe Mama La Bas dazu, mit einem Zauber nachzuhelfen, damit er das tut. Wenn ein Gris-Gris bei jemandem wirken soll, braucht man ein Haar oder sonst etwas von ihm, etwas, das nahe an seinem Körper war.
    »Morgen, ganz früh, Miss Fontaine, mit der ersten Flut. Leider!« Mit ihrem koketten Geplapper, der weichen Stimme, den hübschen Kleidern, Blumen und Perlen erinnerte ihn EvangelineFontaine an einen Schmetterling. Er fand sie bezaubernd, das musste er zugeben. Er dachte an Alice und verspürte ein vages Schuldgefühl, packte die Gelegenheit aber dennoch beim Schopf. »Ihr Onkel hat mir gesagt, dass ich heute Abend zu Ihrem Ball kommen soll. Hören Sie, Sie tanzen doch mit mir, oder? Bevor ich abreise? Ich werde kurz nach Mitternacht aufbrechen.« Wenn die Vorhersagen zutrafen und sich tatsächlich ein Krieg anbahnte, würde er Evangeline nie wiedersehen, also betrog er Alice auch nicht, wenn er ein außergewöhnlich hübsches Mädchen zum Tanz aufforderte. Wenn doch nur – er biss auf etwas Hartes, spukte es diskret in die Hand und legte es auf den Rand seines Desserttellers. In diesem Moment stand Celeste auf und verkündete, dass der Kaffee auf der Veranda serviert würde.
    Evangeline angelte sich ihre Handtasche und stand auf. »Oh, sehen Sie nur, Sie haben das goldene Baby!«, rief sie. »Ich hoffe, es bringt Ihnen Glück.«
    Richard schob seinen Stuhl zurück. »Miss Fontaine, es bringt mir nur dann Glück, wenn Sie mir den ersten Tanz versprechen«, sagte er verwegen und dachte an das leise Kribbeln, das ihn durchfuhr, als sie seinen Arm berührte, als ihr Atem sein Ohr streifte. Plötzlich wünschte er sich nichts sehnlicher als noch einmal ihre Berührung zu spüren.
    »Natürlich tanze ich mit Ihnen, Leutnant«, sagte Evangeline und streifte seine Hand mit ihrer. »Dafür müssen Sie mir aber das goldene Baby geben. Ich hatte noch nie eins in meinem Kuchen.« Sie warf ihm einen treuherzigen Blick zu und streckte die Hand aus. Es war in seinem Mund gewesen, es musste noch Speichel daran sein. Das würde doch gewiss reichen für Mama La Bas.
    »Ein fairer Tausch«, meinte Richard. Er nahm es vom Tellerrand und ließ es in ihre ausgestreckte Handfläche fallen.
    »Oh! Da ist Maurice«, sagte Evangeline. Plötzlich wirkte sie nervös. Ein hochgewachsener Mann mittleren Alters mit dichten dunklen Augenbrauen und strengem Gesichtsausdruck betrat den Raum. Den Blick starr auf Richard gerichtet, bahnte er sich einen Weg zu ihnen, ohne die anderen Gäste und ihre Begrüßungen

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