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Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Titel: Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Bryan
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wenigen Leute, die noch kamen, taten es heimlich, weil sie nicht bezahlen konnten. In Dr. Josephs Behandlungszimmer sah es wüst aus, die schweren Vorhänge hingen nicht mehr vor den Fenstern, die Regale waren leer, seine kostbare Sammlung alter Instrumente und medizinischer Bücher lag wild durcheinander. Überall im Haus standen offene, halb gefüllte Packkisten herum, in denen Porzellan, Bücher und Gemälde verstaut werden sollten. Die Bilder waren bereits abgenommen worden und lehnten an der Wand. Die Perserteppiche lagerten aufgerollt und mit fester Kordel verschnürt auf dem Boden. Dr. Josephs Schachfiguren lagen durcheinander. Das schwere Silber auf der Anrichte im Esszimmer war dunkel beschlagen und in den Ecken häuften sich Staubflocken. Die beiden Dienstmädchen waren gegangen und hatten Frau Josephs Perlen, ihr Parfüm und ein goldenes Armband mitgenommen. Ihr Vater hatte sich geweigert, die Polizei zu rufen, obwohl der Schmuck zur Aussteuer seiner eigenen Mutter gehört hatte.
    Tannis Mutter sang nicht mehr und spielte auch nicht mehr auf dem Klavier. An Donnerstagen war sie nicht mehr »für ihre Freunde zu Hause«. Sie ließ sich nicht mehr jede Woche im Salon die Haare waschen und legen. Nun war sie gereizt und sorgenvoll, ihr Haar war stumpf und strähnig und ihre hübschen Wiener Kleider hingen unbenutzt auf ihren gepolsterten Kleiderbügeln. Spitzenbesetzte Morgenmäntel wurden achtlos in Schubladen geworfen und die ehedem so ordentlichen Reihen von Schuhen, nach Frau Josephs Maßen von Hand gefertigt, lagen kreuz und quer herum. Ihre Besitzerin zog sich morgens hastig an, trug alte Röcke und zerschlissene Blusen und manchmal hatte sie Laufmaschen in den Strümpfen, wie Tanni zu ihrer Verwunderung feststellte.
    »Es ist besser, wenn man nicht durch seine Kleidung auffällt«, flüsterte ihre Mutter entschuldigend, setzte ihren ältesten Hut aufund griff sich den Einkaufskorb. Ihre täglichen Erledigungen begannen nun mit dem morgendlichen Einkauf auf dem Markt. Alle Hausarbeiten, das Wäschewaschen und Kochen erledigte sie zusammen mit ihrer Haushälterin, Frau Anna, die schon seit vielen Jahren bei der Familie war. Frau Anna war schon älter und wurde allmählich steif in den Gelenken, sodass Frau Joseph versuchte, ihr die schwersten Arbeiten abzunehmen.
    Weil ihre Mutter so viel zu tun hatte, musste sich Tanni um ihre jüngeren Schwestern kümmern. Ihre »kleine Mutter« nannte ihr Vater sie. Wenn er das sagte, lächelte er sogar manchmal so wie früher. Ihr Vater, das erkannte Tanni eines Tages, hatte inzwischen viele graue Haare bekommen.
    Klara, der schlaue Zwilling, öffnete die Augen. »Was ist ein
Kindertransport
, Tanni? Mutti und Papa flüstern immerzu davon, es ist also bestimmt etwas Wichtiges, aber wenn ich frage, sagt Papa, ich soll spielen gehen.«
    »Kindertransport«, plapperte Lili nach, die ebenfalls aufgewacht war und Tanni schläfrig ansah. Lili plapperte alles nach, was Klara sagte. Sie vergötterte ihre Zwillingsschwester fast so sehr wie sie Tanni vergötterte. Lili war als Zweite geboren, hatte Dr. Joseph Tanni erklärt, und das hieß, dass sie sich besonders um sie kümmern mussten, weil sie nicht so schnell und nicht so schlau war wie Klara. Und tatsächlich waren Klaras Augen klar und lebhaft, während Lili bedächtig und arglos dreinschaute.
    Tanni überlegte, was sie Klara antworten sollte. Gleichzeitig wünschte sie sich, sie könnte sich zusammenrollen, tief und lang schlafen und wenn sie dann aufwachte, wäre alles wieder normal. Plötzlich hörten die drei Mädchen unten in der Diele einen Tumult und die laut klagende Stimme ihrer Mutter erklang: »Nein! Liebste Frau Anna, verlassen Sie uns nicht! Was sollen wir nur ohne Sie tun?«
    Die Mädchen kletterten von ihrem Platz am Fenster und rannten zum Treppenabsatz, von wo aus sie über das Geländer auf die Krise herabsahen, die sich unten abspielte. Sie trauten ihren Ohren nicht. Trotz der Proteste ihrer Eltern bestand Frau Anna darauf,dass sie nicht bleiben könne. Frau Anna, die bei ihnen war, seit ihr eigener Ehemann 1917 mit einer Kriegsverletzung von der Front heimgekehrt war, die sich um sie kümmerte, die wunderbare Klöße machte, ihnen an ihrem Geburtstag eine Torte backte und die gezwinkert hatte, als sie sah, dass Anton, der gut aussehende Sohn des Rabbiners, Tanni heimlich einen schmalen, wunderschön gebundenen Gedichtband zusteckte und Tanni errötete.
    Frau Anna wollte sie verlassen?
    »Mein Mann

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