Fünf Freunde Auf Großer Fahrt
bewachsenen Weg einmündete - man konnte ihn kaum mehr erkennen.
»Der führt bestimmt zur Hohen Eiche«, rief Julian.
»Wenn nur die Sonne nicht so schnell untergegangen wäre!
Wir werden jetzt nicht mehr viel sehen!« Der Weg führte mitten durch einen Wald bis zu der Stelle, wo einst das Haus »Zur Hohen Eiche« gestanden hatte. Nur noch eine brandschwarze Ruine war übriggeblieben. Die Fenster hatten kein Glas mehr, das Dach war bis auf einen Balken verschwunden. Als die Kinder nähertraten, flogen mit lautem Schrei zwei Vögel auf.
»Elstern!« rief Anne.
»Ob sie auch etwas von der Nachricht wissen?« Die Ruine stand in unmittelbarer Nähe des Sees. Schwarzer See - das war wirklich ein treffender Name für dieses dunkle Wasser! Nicht eine einzige Welle plätscherte gegen die Ufer. Der See lag ruhig und unbeweglich da wie eine Eisfläche.
»Hier gefällt mir’s nicht«, sagte Anne plötzlich.
»Überhaupt nicht! Ich wollte, wir wären niemals hergekommen!«
Obdach bei der Hohen Eiche
Keinem der vier Kinder gefiel es hier besonders. Sie sahen sich mit großen Augen um, und Julian zeigte schweigend auf etwas. Neben dem Haus stand ein versengter, mächtiger Baumstumpf.
»Das muß wohl die hohe Eiche gewesen sein, die dem Haus den Namen gegeben hat«, meinte er. »Ein Baumstumpf und ein pechschwarzer See - was für ein trostloser, todtrauriger Anblick!«
Die Sonne war verschwunden, es wurde recht kühl. Julian drängte die anderen.
»Kommt, wir müssen uns jetzt zuerst einmal nach einem Lager in der Ruine umsehen!« Sie gingen also in das verfallene Haus. Die oberen Stockwerke waren ausgebrannt, das Erdgeschoß auch in einem sehr schlechten Zustand, aber Julian meinte, daß man irgendwo in einer Ecke gut übernachten könnte.
»Hier ginge es!« rief er, als er aus einem rauchgeschwärzten Raum kam.
»Es liegt sogar noch ein schimmeliger Teppich auf dem Boden. Auch ein Tisch steht dort. Wenn es regnet, können wir darunter schlafen.«
»Wie ungemütlich es hier aussieht!« rief Anne und schnupperte.
»Außerdem riecht es übel! Nein, da will ich nicht schlafen!«
»Schön, such also etwas anderes, aber beeile dich«, antwortete Julian.
»Bald ist es ganz dunkel! Ich gehe jetzt Heide-und Farnkraut sammeln, bevor es vollkommen Nacht wird. Kommt ihr mit, Georg und Dick?« Sie gingen zu dritt weg und kamen mit einer Menge von Heidekraut und Farn zurück. Anne rief ihnen von weitem aufgeregt entgegen:
»Ich habe einen viel besseren Unterschlupf gefunden! Kommt und schaut ihn euch an!« Sie führte sie dorthin, wo einst die Küche gewesen war. Am anderen Ende des Raumes lag flach auf dem Boden eine Tür, und eine Steintreppe führte nach unten.
»Das ist die Kellertreppe«, erklärte Anne.
»Als ich herkam, wollte ich die Tür öffnen, sie war zugesperrt. Ich rüttelte so lange, bis die ganze Tür aus ihren alten rostigen Angeln mir fast auf den Kopf fiel! Dabei habe ich die Kellerräume entdeckt!«
Flehentlich blickte sie Julian an.
»Die sind ganz bestimmt trocken und nicht so rußig wie alles hier oben. Dort sind wir auf jeden Fall gut untergebracht.
Könnten wir nicht im Keller schlafen? Mir ist dieser Brand-geruch hier oben widerlich!«
»Warum sollten wir nicht im Keller schlafen?« meinte Julian.
Er knipste seine Taschenlampe an und leuchtete hinunter. Es schien recht geräumig unten zu sein, auch die Luft war besser.
Er stieg die Treppe hinunter und rief bald den Kindern zu:
»Die Kellerräume sind in Ordnung, außerdem ist hier ein hübsches Zimmer. Vielleicht ist es einst der Aufenthaltsraum für das Personal gewesen. Sogar elektrischen Strom gab es im Haus, sie hatten wohl ihren eigenen Generator. Ja, wir wollen wirklich lieber hier unten schlafen.«
Ein sonderbarer kleiner Raum war das! Am Fußboden lagen mottenzerfressene Teppiche, die Möbel waren auch verlottert und voller Staub. Georg fuchtelte wie wild mit ihren Händen vor dem Gesicht. Auf diese Weise hielt sie sich die vielen Spinnweben, die in der Luft hingen, vom Leibe.
»Da stecken noch immer Kerzen in den Kerzenhaltern auf dem Bord«, rief Dick überrascht.
»Wir können sie anzünden und haben ein wenig Licht am Abend. Hier ist es sogar recht gemütlich, ich muß Anne recht geben, oben in den ausgebrannten Räumen sieht es nicht gerade sehr vertrauenerweckend aus.«
Die Kinder schleppten das Heide-und Farnkraut in den Keller. Leider waren die Möbel so alt und verfallen, daß die Kinder auf den Stühlen nicht
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