Fünf Freunde Auf Großer Fahrt
dem Fuß die Treppe, aber sie gab sofort unter seinem Gewicht nach.
»Das ist hoffnungslos«, meinte Julian.
»Vielleicht gibt es noch einen anderen Weg ins Bootshaus.«
Es gab keinen - aber die eine Wand war so morsch, daß einige Bretter weggezogen werden konnten. Julian quetschte sich nun zwischen zwei Brettern ins dunkle, muffige Bootshaus. Er stand auf dem breiten Steg, der an den Wänden des Schuppens entlanglief.
Unter ihm war dunkles Wasser, keine Welle bewegte es.
»Kommt nur herein!
Ihr könnt auf dem Steg stehen, er ist nicht morsch.
Wahrscheinlich wurde er aus besserem Holz gemacht«, rief er den anderen zu. Bald standen die Kinder neben Julian auf dem Steg und schauten hinunter ins Wasser. Ihre Augen mußten sich erst an die Dunkelheit gewöhnen. In den Schuppen drang nur Licht durch die große Öffnung am entgegengesetzten Ende, aber auch sie war mit allerhand Ästen verhangen.
»Schaut - die Boote!« rief Dick aufgeregt.
»Sie sind an Pfosten angebunden! Hoffentlich ist eines davon die ›Freche Franziska‹.« Drei Boote standen im Schuppen.
Zwei davon waren zur Hälfte voll Wasser, ihre Buge hingen tief hinunter.
»Sie müssen tüchtig leck sein«, sagte Julian. Er hatte seine Taschenlampe hervorgeholt und leuchtete das Bootshaus ab.
Lange Ruder hingen an der Wand, auf den Bänken im Boot lagen schmutzige, halb zerfallene Kissen, auch ein Anker und ein zusammengerolltes Seil waren da. Der Schuppen bot einen recht trübseligen Anblick! Die Stimmen der Kinder hallten in dem dumpfen, einsamen Bootshaus merkwürdig wider, daß Anne davon das Gruseln bekam.
»Sehen wir doch mal nach, ob eines der Boote ›Freche Franziska‹ heißt«, sagte Dick.
Er leuchtete mit der Taschenlampe auf ein Boot. Der Name war ziemlich verwischt.
»Wie heißt es?« fragte Dick und versuchte, die blassen Buchstaben zu entziffern.
»Lustige … was?«
»Liesl!« sagte Anne.
»Lustige Liesl. Na ja, vielleicht ist sie die Schwester der
›Frechen Franziska‹. Wie heißt das andere Boot?« Dieser Name war deutlich zu sehen! Sie lasen ihn alle miteinander.
»Keckes Karlchen!«
»Der Bruder von der ›Lustigen Liesl‹!« rief Dick.
»Ich finde ja, daß diese alten, armseligen Boote weder lustig noch keck aussehen!«
»Wollen wir wetten, daß das letzte Boot die ›Freche Franziska‹ ist?« rief Anne aufgeregt. Sie gingen ein paar Schritte auf dem Steg weiter und versuchten, den Namen des tief im Wasser hängenden Bootes zu lesen.
»Er beginnt mit ›V‹«, sagte Georg enttäuscht.
»Ganz bestimmt ist es ein ›V‹.« Julian zog sein Taschentuch heraus, tauchte es ins Wasser und putzte den Schmutz von den Buchstaben ab.
»Vorsichtige Vroni«, lasen sie traurig. »Zu dumm!«
»Lustige Liesl, Keckes Karlchen, Vorsichtige Vroni« wiederholte Julian.
»Das ist doch ganz klar, daß die ›Freche Franziska‹ zu dieser Bootsfamilie gehört - aber wo ist sie nur?«
»Versunken?« fragte Dick.
»Das glaube ich nicht. Das Wasser ist hier im Bootshaus recht seicht - es steht ja am Ende des Abflusses. Ein versunkenes Boot würde man sofort entdecken. Man sieht ja bis auf den Grund, wenn wir mit den Taschenlampen leuchten!« Um ganz sicher zu sein, gingen sie noch einmal vorsichtig im Bootshaus herum und leuchteten das Wasser ab. Nein, kein Boot lag auf dem Grund.
»Es stimmt schon«, sagte Dick schließlich.
»Die ›Freche Franziska‹ ist weg. Aber wo - und warum?« Sie richteten ihre Lampen auf die Wände des Bootsha uses. Da stand doch ein breites Brett angelehnt!
»Was ist das?« wunderte sich Georg.
»Ach ja, ein Floß, nicht wahr? Deshalb also sind dort im Eck die Ruder!«
»Das ist sogar in einem sehr guten Zustand«, meinte Julian.
»Wollen wir versuchen, ob das Floß uns vier auf dem Wasser trägt?«
»O ja, das wäre herrlich!« jauchzte Anne.
»Lieber auf dem Floß fahren als in einem der Boote!«
»Es ist nur ein einziges Boot zu gebrauchen«, erklärte Julian.
»Die beiden anderen sind leck - sie würden sofort sinken.«
»Sollten wir nicht trotzdem nachsehen, ob die Beute darin versteckt ist?« meinte Dick. Julian schüttelte den Kopf.
»Ich glaube eher, daß die ›Freche Franziska‹ die Beute birgt warum wäre sie sonst in der Nachricht genannt worden?«
Dick mußte Julian recht geben.
Nichtsdestoweniger untersuchte er die drei Boote genau, fand aber außer den zerrissenen alten Kissen lediglich einige zusammengerollte Taue.
»Wo ist nur die ›Freche Franziska‹?«
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