Fünf Freunde Auf Schmugglerjag
»Oh, es geht mir genauso.
Meine Mutter und Bärbel denken dasselbe. Nur meinem Stiefvater gefällt es hier.«
»Wo ist Georg?«, fing Anne von neuem an. »Es gibt wohl nur einen Ort, wo sie bestimmt nicht ist, und das ist das Arbeitszimmer deines Stiefvaters, Peter. Selbst Georg würde nicht wagen es zu betreten, während Herr Schwarz drin ist.«
Doch darin irrte sich Anne gewaltig. Das Arbeitszimmer war der Platz, wo sich Georg gerade in diesem Augenblick befand.
Das tapfere Mädchen hatte sich gedacht, dass es das Beste wäre, dort auf eine Gelegenheit zu warten, die verschiebbare Bücherwand zu öffnen. So hatte sie sich hinuntergeschlichen, war durch die Halle gegangen und vor dem Arbeitszimmer stehen geblieben. Die Tür war verschlossen.
»Mist!«, sagte Georg wütend. »Alles ist gegen mich und meinen Tim! Wie komme ich hinein? Irgendwie muss es gelingen!«
Sie schlüpfte durch eine Seitentür neben dem Arbeitszimmer aus dem Haus in den kleinen Hof. Von hieraus konnte sie das Fenster zum Arbeitszimmer erreichen. Aber das war verriegelt.
Also wieder nichts! Georg ging mit dem sehnlichen Wunsch zurück, den Schlüssel zu finden, um endlich die Tür aufschließen zu können. Er war aber nirgends zu entdecken.
Auf einmal hörte sie die Stimme von Herrn Schwarz im Raum gegenüber der Halle. In ihrer Angst hob sie den Deckel einer großen Holztruhe hoch und kletterte in die Kiste. Sie schloss den Deckel über sich und kniete sich nieder. Ihr Herz pochte heftig.
Herr Schwarz durchquerte die Halle und ging in sein Arbeitszimmer. Sie hörte, wie er zu seiner Frau sagte: »Ich werde einiges bereitlegen, um es meinem Besuch zu zeigen, wenn er kommt. Im Übrigen wünsche ich nicht gestört zu werden, ich habe noch viel Arbeit.«
Georg hörte, wie der Schlüssel in das Schlüsselloch gesteckt und die Tür geöffnet und geschlossen wurde. Es entging ihr aber auch nicht, dass die Tür von innen nicht abgesperrt wurde.
So hockte sie nun in der dunklen Truhe und überlegte, was weiter zu tun sei. Sie hörte einzelne Geräusche aus dem Arbeitszimmer bis in ihr Versteck dringen. Herr Schwarz hustete. Dann vernahm sie das Blättern von Papieren. Nach einer Weile drang das Geräusch des Öffnens und Schließens eines Schrankes an ihr Ohr. Herr Schwarz war anscheinend sehr beschäftigt. Dann hörte sie plötzlich einen ärgerlichen Ausruf: »Wo mag ich das nur hingetan haben?« Im selben Augenblick wurde die Tür aufgerissen und Herr Schwarz stürzte heraus. Georg hatte gerade noch Zeit, den Truhendeckel wieder fest zu schließen, den sie einen Spalt offen gelassen hatte, um frische Luft zu schnappen und besser hören zu können. Sie krümmte sich wieder in der Kiste zusammen.
Georg zitterte am ganzen Körper, als Herr Schwarz dicht an ihr vorüberging, um sich in die Halle zu begeben.
Eine günstigere Gelegenheit wird nicht kommen, dachte Georg, Herr Schwarz bleibt sicherlich ein paar Minuten fort. In dieser Zeit könnte sie die verborgene Tür in der Wand öffnen.
Sie hob den Deckel von der Kiste, stieg schnell hinaus und rannte ins Arbeitszimmer, genau dorthin, wo Peter die Täfelung durch einen Druck auf einen Knopf beiseite geschoben hatte.
Aber bevor ihre zitternden Hände die Stelle an der Täfelung finden und berühren konnten, hörte sie Schritte auf das Arbeitszimmer zukommen.
In ihrer Angst sah sie sich nach einem Versteck um. An der einen Seite des Zimmers stand ein großes, breites Sofa. Schnell kroch sie dahinter und fand gerade noch Zeit, sich so zu verstecken, dass sie nicht entdeckt werden konnte. Da trat auch schon Herr Schwarz ins Zimmer und ließ sich an seinem Schreibtisch nieder. Er machte das Licht an und vertiefte sich in das Studium einiger Dokumente. Georg wagte kaum zu atmen. Ihr Herz schlug so heftig, dass sie fürchtete, man könne es im ganzen Zimmer hören. Sie befand sich in einer äußerst unbequemen Stellung, aber sie wagte nicht sich zu rühren.
Ob sie noch viele Stunden hier aushaken musste? Ihr graute bei dem Gedanken. Was wohl die anderen dachten? Sicherlich würde man sie bald suchen.
Und das war ja auch der Fall. Gerade in diesem Augenblick stand Peter vor der Tür des Arbeitszimmers und überlegte, ob er klopfen oder unangemeldet hineingehen sollte. Dann hörte Georg das zaghafte Klopfen und die ungeduldige Antwort von Herrn Schwarz.
Als niemand auf sein Rufen hereinkam, riss er wütend die Tür auf.
Er kam zurück und brummte in seinen Bart: »Diese ungezogenen Kinder!
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