Fünf Freunde Auf Schmugglerjag
hineingelangen. Tim verhungert sonst!«
»Glaub das nicht. Er wird von den Ratten in den Gängen leben«, tröstete Peter sie. »Tim wusste sich noch immer zu helfen.«
»Dann wird er verdursten«, sagte Georg widerspenstig. »In den Geheimgängen gibt es kein Wasser. Das weißt du ganz genau!«
Georg war so verstört, dass sie beim Essen kaum einen Bissen herunterbrachte. Sie überlegte hin und her, wie sie in das kleine Arbeitszimmer gelangen könnte, um die Öffnung zu dem Geheimgang zu finden, die in die Mauer hinter der Täfelung eingelassen war. Sie dachte nicht an die Gefahren und Folgen einer Entdeckung. Tim musste gerettet werden, nur sein Schicksal beherrschte all ihre Gedanken.
Ich werde den anderen nichts davon sagen, dachte sie. Sie würden doch nur versuchen mich zurückzuhalten. Tim ist mein Hund und ich werde ihn retten.
Nach dem Essen begaben sie sich wieder in Julian’ Zimmer, um die Lage zu besprechen. Georg war auch dabei. Aber nach einer Weile stand sie von ihrem Platz auf. »Ich bin in einer Minute zurück«, sagte sie ruhig und gleichgültig. Die anderen schenkten ihr keine Beachtung und besprachen sich weiter. Der Weg über das Arbeitszimmer erschien ihnen tatsächlich die einzige Möglichkeit zur Befreiung Tims.
»Aber mein Stiefvater arbeitet jetzt dort«, warf Peter ein.
»Und sicherlich wird er beim Verlassen des Zimmers abschließen.«
Georg kam nicht zurück. Als zehn Minuten verstrichen waren, wurde Anne unruhig.
»Was mag Georg tun? Es sind schon zehn Minuten vergangen.«
»Sie wird nachsehen, ob mein bisheriges Zimmer nicht mehr abgeschlossen ist«, meinte Peter und stand auf. »Ich werde mal nach ihr schauen.«
Georg war aber nicht dort, auch nicht in dem Gang, der zu Peters Zimmer führte. Sie konnte auch gar nicht dort sein, weil es noch verschlossen war. In Bärbels Zimmer traf er sie auch nicht an.
Schließlich schaute Peter auch noch in Georgs eigenem Zimmer nach. Aber auch das war leer. Er ging die Treppe hinunter und hielt überall nach ihr Ausschau.
Nirgends eine Spur von Georg!
Er eilte bestürzt zu den anderen zurück. »Ich kann sie nirgends finden. Wo mag sie nur sein?«
Annes Erregung wuchs. Die Aufregungen in diesem merkwürdigen Haus wollten aber auch kein Ende nehmen!
»Sollte sie etwa doch in dem kleinen Arbeitszimmer sein?«, meinte Julian plötzlich. »Es sähe Georg ähnlich, in die Höhle des Löwen zu gehen.«
»Daran habe ich gar nicht gedacht«, sagte Peter. »Zu dumm!
Ich werde gleich nachsehen.«
Er lief die Treppe hinunter zu seines Vaters Zimmer und blieb vor der geschlossenen Tür stehen. Drinnen war nicht das leiseste Geräusch zu hören. War sein Vater da oder nicht?
Sollte er die Tür einfach öffnen oder lieber anklopfen? Er entschied sich fürs Klopfen.
Wenn sein Vater tatsächlich antwortete, konnte er noch schnell ungesehen die Treppe hinauflaufen, bevor sich die Tür öffnete.
Er klopfte an.
»Wer ist da?«
Das war die ungeduldige Stimme seines Stiefvaters. »Herein!
Kann ich denn in meinem Haus keine Ruhe haben?«
Peter stürmte die Treppe hinauf.
»Georg kann nicht im Arbeitszimmer sein«, berichtete er den anderen. »Mein Stiefvater ist drin und scheint nicht bei bester Laune zu sein.«
»Wo mag sie denn stecken?«, fragte Julian verstört. »Sie hätte nicht weglaufen sollen, ohne uns Bescheid zu sagen. Sie muss irgendwo in der Nähe sein, denn nie würde sie sich weit von Tim entfernen.«
Die Kinder durchstöberten das ganze Haus und wagten sich sogar in die Küche. Block saß auf einem Stuhl und las die Zeitung. »Was wollt ihr?«, fragte er unwillig. »Ihr werdet nichts bekommen.«
»Wir wollen auch nichts von Ihnen«, sagte Peter und fügte spöttisch hinzu: »Wie geht es Ihrem armen kranken Bein?«
Block hatte nur einen vernichtenden Blick für die Kinder übrig, sodass sie sich eiligst aus der Küche verzogen.
Peter stellte Julian und Dick als Wache auf und begab sich zu den Schlafräumen der Dienstboten hinauf. Es ist töricht, Georg dort zu vermuten, sagte er sich. Aber irgendwo musste sie doch sein.
Die Suche dort oben war leider auch vergebens. Die Kinder kehrten niedergeschlagen und ratlos in ihr Beratungszimmer zurück.
»Ein scheußliches Haus!«, sagte Julian verärgert. »Ich hasse es. Es tut mir Leid, das sagen zu müssen. Aber man wird in diesem sonderbaren Haus ein unheimliches Gefühl nicht los.«
Peter war über diese Bemerkung durchaus nicht gekränkt. Im Gegenteil, er stimmte Julian zu.
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