Fünf Freunde Auf Schmugglerjag
den hohlen Klang von Schritten, der von dem Gang her kam, den sie eben verlassen hatten. Sie drückten sich an die Wand und Julian knipste seine Taschenlampe aus.
»Es sind zwei Leute«, flüsterte Anne.
Da kamen auch schon zwei Gestalten aus dem Nachbargang.
Die eine war sehr breit und lang. Die andere war Block, oder jedenfalls ein Mann, der dem hinterhältigen Diener aufs Haar glich.
Die Männer führten ein leises Gespräch, einer antwortete dem anderen. Aber wie konnte es dann Block sein, wenn er so gut die Worte des anderen verstand? Außerdem lag Block, wie Julian festgestellt hatte, im Bett und schlief. Das war doch erst einige Minuten her.
Gibt es etwa zwei Blocks?, dachte Georg. Schon früher war ihr dieser Gedanke gekommen.
Beide Gestalten verschwanden in einem anderen Gang. Das Licht ihrer Laternen versickerte nach und nach und bald waren ihre Schritte und Stimmen kaum noch zu hören.
»Sollen wir ihnen nachgehen?«, fragte Dick.
»Auf keinen Fall«, widersprach Julian. »Wir könnten sie aus den Augen verlieren und dann finden wir womöglich nicht mehr zurück!
Oder stellt euch vor, sie würden sich plötzlich umdrehen und uns entdecken! Das möchte ich nicht riskieren!«
»Der eine Mann war ganz bestimmt Schleicher«, sagte Anne auf einmal. »Ich hab sein Gesicht nicht genau erkannt, weil das Laternenlicht blendete, aber er gleicht Herrn Schleicher. Er war genauso groß und breit wie der!«
»Aber Herr Schleicher ist doch verreist«, warf Bärbel ein.
»So hat man es uns gesagt«, verbesserte Georg sie.
»Wenn ja, dann ist er inzwischen zurückgekehrt, denn er war eben hier. Ich kann mir auch denken, wohin die beiden gegangen sind - sie wollen meinen Vater und Peter aufsuchen, meint ihr nicht auch?«
»Das ist gut möglich«, bestätigte Julian.
»Aber trotzdem, wir müssen jetzt wieder zurück. Die Gänge dehnen sich kilometerweit aus und verzweigen sich nach allen Richtungen, wie Peter uns erzählt hat. Ja, sie führen sogar ins Moor.«
Niedergeschlagen traten sie den Rückweg an. Bald hatten sie das Ende des letzten Ganges erreicht und kletterten durch den kleinen Schacht der Fensterbank wieder ins Zimmer.
Freudig begrüßten sie das Tageslicht und den Sonnenschein, der den Raum hell und freundlich machte.
Sie sahen durch das Fenster. Über dem Moor breitete sich langsam der Nebel aus, aber der obere Teil des Hügels war in goldenes Sonnenlicht getaucht.
»Ich schraube den Deckel wieder auf die Fensterbank«, sagte Julian.
»Wenn Block herumspioniert, wird er nicht merken, dass wir einen neuen Geheimgang entdeckt haben. Ich bin fest davon überzeugt, dass er es war, der den Sitz abgeschraubt hat, damit Schleicher in diesen Raum gelangen konnte. Und er hat ihn auch wieder festgeschraubt …«
»Es ist bereits Essenszeit«, sagte Julian nach einem Blick auf die Uhr. »Ich habe richtigen Hunger. Wie schön wäre es, wenn wir Onkel Quentin und Peter bei uns hätten. Ho ffentlich geht es ihnen gut und auch unserem lieben Tim. Aber eines möchte ich nun doch wissen. Ob Block jetzt im Bett schläft oder in den Geheimgängen herumstreicht? Wartet einen Augenblick!«
Er kam bald zurück und berichtete ganz bestürzt: »Ja, Block liegt wirklich in seinem Bett. Das ist alles sehr merkwürdig!«
Block erschien auch nicht zum Bedienen der Kinder. Minna vertrat ihn und sagte, er habe darum gebeten, nicht gestört zu werden. »Er muss sehr starke Kopfschmerzen haben«, meinte sie mitleidig. »Ho ffentlich geht es ihm am Nachmittag wieder besser.«
Sie hätte gern noch weiter geplaudert, aber die Kinder waren fest entschlossen, ihr nichts zu erzählen. Sie konnten Minna an sich gut leiden, aber sie trauten niemandem mehr in der Schmugglerspitze.
Sie waren fest davon überzeugt, dass dieses Haus seinen alten Namen zu Recht trug. Dadurch erfuhr Minna nichts von allem und zog sich beleidigt zurück.
Julian begab sich nach dem Essen hinunter, um mit Herrn Schwarz zu sprechen. Er meinte, da der Polizeiinspektor anscheinend noch nicht zurückgekommen sei, müsse irgendetwas anderes unternommen werden. Die Ungewissheit über Onkel Quentins und Peters Schicksal ließ ihn nicht zur Ruhe kommen.
»Oh, du bist’s, Julian«, sagte Herr Schwarz erstaunt. »Ich hatte Block erwartet. Ich weiß nicht, was mit ihm los ist. Er soll mich nämlich zum Polizeirevier begleiten.«
Prima, dachte Julian und sagte dann laut: »Ich gehe und sage ihm, dass Sie auf ihn warten, Herr Schwarz. Ich weiß, wo sein
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