Fünf Freunde Auf Schmugglerjag
der nebenan ein Blumenbeet bepflanzte. »Er ist diesen Morgen in seinem Wagen weggefahren. Die Dienstboten haben ebenfalls Urlaub.«
»O wie schade!«, sagte Julian. »Fuhren in seinem Wagen vielleicht ein Mann und ein Junge mit?«
Der Gärtner blickte bei diesen Worten überrascht auf und schüttelte den Kopf.
»Nein, er war ganz allein und fuhr auch selber.«
»Vielen Dank«, sagte Julian höflich und begab sich mit Dick wieder zurück in die Schmugglerspitze. Das war sehr merkwürdig.
Schleicher hatte das Haus verschlossen und war ohne seine Gefangenen weggefahren! Was war nur mit ihnen geschehen?
Und warum in aller Welt war ausgerechnet Onkel Quentin verschleppt worden?
Julian erinnerte sich, dass Herr Schwarz hierfür auch keine Erklärung hatte.
Zur selben Zeit schnüffelte Georg aus eigenem Antrieb in der Schmugglerspitze herum. Sie war in das Zimmer ihres Vaters geschlichen und sah sich dort nochmals gründlich um.
Vielleicht konnte sie doch die Spur zu einem Geheimgang finden. Sie hatte die Wände abgetastet, den Teppich umgedreht und jede Stelle am Boden untersucht. Dann hatte sie sich am Schrank zu schaffen gemacht.
Aber auch dies war vergebens.
Georg wollte gerade den Raum verlassen, als ihr etwas auf dem Boden neben dem Fenster auffiel. Sie bückte sich. Es war eine kleine Schraube. Sie sah sich um. Woher kam sie? Und wohin gehörte sie wohl? Zunächst konnte sie nirgends eine Schraube derselben Art an einem Möbelstück oder sonst wo entdecken.
Dann untersuchte Georg die Fensterbank. Dort waren die gleichen Schrauben vorhanden. Mit ihnen war der Deckel auf das Unterteil geschraubt. Eine Schraube auf der Fensterbank fehlte!
Sie erinnerte sich an die Vorgänge in der vergangenen Nacht.
Da war doch jemand hereingeschlichen, als sie unterm Bett lag, und hatte sich dann am Fenster zu schaffen gemacht. Auch fielen ihr wieder die Geräusche ein, das metallene Klirren und das feine Quietschen.
Richtig, dieses Geräusch musste entstand en sein, als die Schrauben in das Brett gedreht wurden. Natürlich, so musste es gewesen sein! Georg wurde immer aufgeregter.
Die Fensterbank barg sicher ein Geheimnis.
Diente sie womöglich als Versteck? Sie ging aus dem Zimmer, um irgendwo einen Schraubenzieher aufzutreiben.
Dann eilte sie zurück. Sie schloss die Tür hinter sich zu, für den Fall, dass Block käme und herumschnüffelte. Dann fing sie an schnell und geschickt die Schrauben zu lösen.
Was würde sie in der Fensterbank finden? Sie konnte es vor Ungeduld kaum erwarten.
Merkwürdige Entdeckungen
Gerade als Georg im Begriff war, die letzte Schraube zu lösen, hörte sie Schritte vor der Tür. Sie sprang hoch und straffte sich. Sie war darauf gefasst, dass Block oder Herr Schwarz jeden Augenblick eintreten würden.
Da hörte sie zu ihrer größten Erleichterung Julian’ Stimme:
»Georg, bist du drin?«
Georg eilte schnell zur Tür und schloss auf. Die Jungen kamen herein, gefolgt von Anne und Bärbel. Georg schloss die Tür hinter ihnen ab.
»Herr Schleicher ist verreist und hat sein ganzes Haus abgeschlossen«, berichtete Julian.
»Was in aller Welt machst du da?«, unterbrach Dick seinen Bruder und deutete auf die Fensterbank. »Komm, lass mich das fertig machen, Georg.«
»Nein, danke. Das ist meine Angelegenheit.« Georg begab sich wieder an die Arbeit und hatte sehr bald auch die letzte Schraube gelöst. Dann packte sie die Sitzfläche, die sich wie ein Deckel abheben ließ.
Die Kinder blickten voller Erwartung in die Öffnung. Was würde da wohl herauskommen? Zu ihrer aller Verwunderung und Enttäuschung sahen sie nichts anderes als einen hohlen, schrankähnlichen Raum.
»So ‘ne Enttäuschung«, sagte Dick und setzte den Deckel wieder auf die Fensterbank.
»Das wirst du dir eingebildet haben, dass hier jemand dran herumgeschraubt hat, Georg.«
»Nein, ich weiß doch, was ich gesehen und gehört habe!«, antwortete Georg kurz angebunden. Sie entfernte den Deckel aufs Neue. Dann stieg sie in den Kasten und stampfte mit den Füßen. Da - ganz plötzlich - drang ein leises, knackendes Geräusch nach oben, und der Boden des Kastens oder der Fensterbank löste sich aus den Angeln und klappte herunter wie eine Falltür.
Georg keuchte vor Aufregung und Anstrengung. Sie suchte an den Seitenwänden nach einem Halt, schwebte einen Augenblick in der Luft und kletterte dann heraus.
Jetzt blickten alle in das gähnende Loch. Es war etwa zweieinhalb Meter tief. Unten schien es
Weitere Kostenlose Bücher