Fünf Freunde Erforschen Die Schatzinsel
und warf einen Blick ins Zimmer. Er öffnete den einen Fensterflügel, der nur angelehnt war, etwas mehr. Sein Onkel saß in einem bequemen Stuhl zurückgelehnt, den Mund halb offen, die Augen geschlossen.
Er schlief fest. Jedesmal, wenn er Luft holte, vernahm man das schnarchende Geräusch. >Er scheint zu schlafen, man kann es sogar hören<, dachte der Junge. >Und dort, gerade hinter ihm, auf dem Tisch - dort steht die Kiste. Ich will es wagen. Ich wette, daß ich schreckliche Prügel beziehen werde, wenn ich gefaßt werde, aber - es muß sein.<
Dann stahl er sich in das Zimmer. Onkel Quentin schnarchte noch immer. Auf Zehenspitzen schlich Julian zu dem Tisch hinter des Onkels Stuhl und nahm die Kiste an sich. Da fiel ausgerechnet ein Stück abgesplittertes Holz auf den Fußboden.
Onkel Quentin fuhr in seinem Stuhl zusammen und öffnete die Augen. Schnell wie der Blitz kroch der Junge dicht hinter den Stuhl seines Onkels und hielt den Atem an.
»Ist jemand da?« hörte er ihn fragen.
Julian bewegte sich nicht, dann machte es sich Onkel Quentin wieder bequem und schloß die Augen. Bald war wieder sein gleichmäßiges Schnarchen zu hören.
>Hurra<, dachte Julian, >er ist wieder hinüber.< Leise verließ er sein Versteck.
Fest hielt er die Kiste. Ebenso geräuschlos schlich er zur Verandatür und schlüpfte schnell hinaus. Dann lief er leise den Gartenpfad hinunter. Er dachte gar nicht daran, die Kiste zu verstecken. Sein ganzes Sinnen und Trachten war darauf gerichtet, zu den Gespielen zu kommen und von seinem Erlebnis zu berichten. Mit der Kiste unterm Arm eilte er zum Strand hinunter, wo die anderen im Sande lagen und sich sonnten.
»Hier! Die Kiste!« rief er ihnen schon von weitem ent gegen.
»Ich hab’ sie! Hier ist sie!«
Mit einem Ruck setzten sich die anderen auf und schauten erregt auf die Kiste und Julian’ Arm. Sie achteten nicht der Leute um sich herum, Julian ließ sich neben den Freunden im Sand nieder und strahlte über das ganze Gesicht. Dann fing er an zu berichten.
»Also, hört, wie es war. Onkel Quentin fing an zu schnarchen - Tim, nage doch nicht dauernd an meinem Badezeug! - Also, ich schlich hinein und - da fiel ein Stück Holz auf den Boden - und - das weckte ihn.«
»O Gott«, sagte Georg, »was geschah da?«
»Ganz einfach, ich kroch hinter seinen Stuhl, bis er wieder eingeschlafen war«, fuhr Julian fort. »Dann ergriff ich schleunigst die Flucht. - Jetzt wollen wir aber nachsehen, was drin ist. Ich glaube nicht, daß dein Vater die Kiste überhaupt wieder angerührt hat.«
So war es tatsächlich. - Die Blechbüchse war unversehrt. Sie war durch das lange Wasserbad im Laufe der Jahre verrostet, und der Deckel so fest eingedrückt, daß es schier unmöglich war, ihn zu bewegen. Als aber Georg ihn mit dem Taschenmesser zu bearbeiten begann und den Rost abkratzte, lockerte er sich etwas. Nach etwa einer Viertelstunde ließ er sich ganz ablösen.
Die Kinder beugten sich über die Büchse. Drinnen lagen einige alte Papiere und ein Buch mit einem schwarzen Deckel. Weiter nichts. Kein Goldbarren. Kein Schatz. Eine kleine Enttäuschung beschlich die Kinder.
»Der Inhalt ist ganz trocken«, sagte dann Julian überrascht.
»Kein bißchen Feuchtigkeit. Die Büchse hat alles gut erhalten.« Danach griff er nach dem Buch und öffnete es. »Es ist das Tagebuch deines Ur-Ur-Ur-Großvaters, das er auf seinen Seereisen geführt hat«, sagte er zu Georg. »Ich kann die Handschrift kaum lesen, sie ist so klein und lustig.«
Georg nahm eines der Papiere in die Hand. Es bestand aus dickem Pergament, das vom Alter ganz gebleicht war. Sie breitete es auf dem Sand aus und studierte es zusammen mit den anderen. Sie konnte nicht erkennen, was darauf dargestellt war.
Es schien aber eine Karte zu sein.
»Vielleicht ist es eine Karte von dem Ort, wohin die Reise gehen sollte«, meinte Julian. Aber plötzlich fing die Karte in Georgs Händen an zu zittern. Mit glänzenden Augen blickte sie auf die anderen. Sie öffnete den Mund, aber sie sprach nicht.
»Was ist los?« fragte Julian verwirrt. »Was ist denn? Hast du die Sprache verloren?«
Georg schüttelte nur den Kopf und begann dann hastig zu sprechen. »Julian, weißt du, was das ist? Es ist eine Karte von einem alten Schloß - von dem Schloß auf der Felseninsel, als es noch keine Ruine war. Hier ist das Verlies eingezeichnet. Und hier, sieh doch - sieh genau hierhin, was in der Ecke dieses Kerkers geschrieben steht!«
Sie deutete mit
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