Fünf Freunde Erforschen Die Schatzinsel
mitgekommen war. Anne nahm Georgs Hände und sagte: »Ich bin schrecklich traurig wegen der ganzen Inselgeschichte, Georg.«
»Ich auch«, sagte Dick. »Aber Kopf hoch, altes Mädchen -
ich meine, alter Junge!«
Georg mußte darüber lächeln. »Ich habe mich wie ein Mädchen benommen«, sagte sie etwas beschämt. »Ich war im Augenblick aber auch wie vor den Kopf gestoßen.«
Julian berichtete den ändern von ihren Plänen. »Morgen früh werden wir zur Felseninsel aufbrechen, und jetzt stellen wir gleich eine Liste der benötigten Gegenstände auf.« Er zog Bleistift und Notizblock aus der Tasche.
»Etwas zu essen«, sagte Dick rasch. »Das ist wichtig. Sehr reichlich sogar, wir werden gewaltig Hunger bekommen.«
»Etwas zu trinken«, erinnerte Georg. »Es gibt kein Wasser auf der Insel - obwohl ich glaube, daß dort vor Jahren irgendwo ein Brunnen mit frischem Wasser gewesen sein muß. Ich bin allerdings nie auf ihn gestoßen.«
»Essen«, schrieb Julian auf seinen Block und »Getränke«. Er blickte erwartungsvoll umher.
»Spaten«, sagte er feierlich und kritzelte das Wort hin.
»Wofür?« fragte Anne überrascht.
»Nun, wir werden doch graben müssen, wenn wir einen Gang suchen wollen, der zu dem Verlies hinunterführt«, sagte Julian.
»Seile«, rief Dick. »Die werden wir dringend brauchen.«
»Und Taschenlampen«, ergänzte Georg. »In den Kerkern wird es dunkel sein.«
»Ooooh!« rief Anne, und bei dem Gedanken an das Abenteuer lief ihr ein Gruseln über den Rücken. Sie hatte keinerlei Vorstellung, wie ein Kerker aussehen könnte, aber das Wort allein klang für sie schon ungeheuer aufregend.
»Decken«, ergriff wieder Dick das Wort. »Es wird kalt werden, wenn wir über Nacht in dem kleinen, alten Raum schlafen.«
Julian hatte alles notiert. »Becher zum Trinken«, fügte er noch hinzu. »Auch sonst noch einige Werkzeuge werden wir mitnehmen - man kann nie wissen, wie man sie brauchen kann.«
Nach einer halben Stunde hatten sie eine ganz nette lange Liste zusammen. Kaum mehr konnten sie den anderen Morgen erwarten. Georg erholte sich allmählich von ihrer Aufregung und Enttäuschung. Wäre sie allein gewesen und hätte Gelegenheit gehabt, über alles nachzugrübeln, so hätten sich ihre Wut und ihre schlechte Laune bestimmt gesteigert. So aber wirkte die Anwesenheit und die frohe Stimmung der anderen auf sie beruhigend. Sie konnte nicht lange finster in einer Ecke hocken, wenn sie mit ihnen zusammen war.
>Ich wäre sicherlich viel netter, wenn ich nicht so lange für mich allein gelebt hätte<, dachte das Mädchen bei sich, als sie auf Julian’ über den Notizblock gebeugten Kopf sah. »Wenn man mit anderen über seine kleinen Sorgen und Nöte sprechen kann, läßt sich doch alles viel leichter tragen. Ich mag meine Vettern und meine Kusine schrecklich gern. Ich mag sie, weil sie reden und lachen und immer nett und fröhlich sind. Ach, wäre ich doch auch so wie sie. Ich bin beinahe immer mürrisch und schlecht gelaunt. Kein Wunder, daß Vater mich nicht leiden kann und so oft unzufrieden mit mir ist. Mutter ist so gut, aber ich verstehe jetzt, warum sie meint, ich sei schwierige Die Gedanken bedrückten sie - ernst und überlegend nagte sie an den Lippen. Julian sah auf und begegnete dem Blick ihrer blauen Augen. Er lächelte.
»Ich gäbe etwas drum, wenn ich deine Gedanken erraten könnte«, sagte er.
»Sie sind keinen Pfennig wert«, meinte Georg und errötete.
»Ich dachte gerade, wie nett ihr alle seid - und dabei wünschte ich mir, ich wäre so wie ihr.«
»Was willst du denn? Du bist doch ein sehr nettes Mädel«, sagte Julian überrascht. »Du kannst doch nichts dazu, daß du das einzige Kind bist. Da wird man leicht seltsam, wenn man nicht ständig auf der Hut ist. Aber du bist schon in Ordnung so. Das ist meine ehrliche Meinung.«
Georg wurde rot und fühlte sich geschmeichelt.
»Auf, wir holen Tim zu einem Spaziergang!« sagte sie schnell. »Er wird sich wundern, wenn er hört, was sich heute zugetragen hat.«
Sie gingen gemeinsam weg. Tim begrüßte sie mit freudigem Gebell. Sie erzählten ihm von ihren Plänen für den nächsten Tag. Er wedelte mit dem Schwanz und sah sie aus seinen sanften braunen Augen an, als verstünde er jedes Wort.
Der Aufmarsch am nächsten Morgen ging unter großem Hallo vonstatten. Ihre Schätze verstauten sie sorgfältig in der einen Ecke des Bootes. Julian las laut die Liste herunter. Es stimmte alles, sie hatten nichts vergessen. Dann
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