Fünf Freunde Geraten in Schwierigkeiten
zu.
»Lassen Sie me inen Hund herein!« sagte Georg böse und versuchte, das Fenster zu öffnen. Der Mann schlug ihr mit der Taschenlampe über die Finger, daß sie vor Schmerz aufschrie.
»Das geschieht mit Jungen, die mir nicht folgen«, schimpfte er, während die arme Georg ihre wehe Hand hielt.
»Sie, was glauben Sie eigentlich, was wir hier tun?« rief Julian wütend. »Wir sind keine Einbrecher, wir wären sogar sehr froh, wenn Sie uns der Polizei übergeben würden!«
»So, ihr wäret froh?« fragte der Mann. Er ging zur Tür und schrie mit lauter Stimme: »Lina! Lina, bring sofort eine Lampe her!«
Aus der Küche gab jemand eine Antwort, gleich darauf kam der Lichtschein einer Lampe immer näher, bis die elend aussehende Frau mit der großen Öllampe ins Zimmer trat.
Verwundert betrachtete sie die kleine Gruppe. Sie wollte etwas sagen, aber der Mann gab ihr einen Stoß.
»Raus mit dir! Und halt deinen Mund! Verstanden?«
Die Frau lief hinaus wie ein erschrockenes Huhn. Im Lichte der Lampe musterte nun der Mann die Kinder.»Es macht euch also nichts aus, wenn ich euch der Polizei übergebe?« wiederholte er. »Das ist wirklich interessant. Ihr glaubt wohl, man wird euch noch dafür belohnen, daß ihr in mein Haus eingebrochen seid?«
»Ich sagte Ihnen doch schon, daß wir nicht eingebrochen sind«, antwortete Julian, der das auf jeden Fall klarstellen wollte. »Wir sind hierhergekommen, weil wir vermuten, daß Sie meinen Bruder in diesem Haus eingesperrt haben.
Es ist aber eine Verwechslung. Sie haben den falschen Jungen erwischt.«
Das hörte Hardy natürlich nicht gern. Er hatte schreckliche Angst, daß man nun ihn statt Dick einsperren würde, deshalb versteckte er sich hinter dem Rücken der anderen.
Der Mann sah Julian kalt an und überlegte kurz. »Wir haben keinen Jungen hier im Hause«, sagte er endlich. »Ich verstehe nicht, wovon du redest. Glaubst du vielleicht, ich laufe im Land herum und fange Jungen, damit ich sie einsperren kann?«
»Ich weiß nicht, was Sie tun«, rief Julian. »Aber ich weiß nur, daß Sie meinen Bruder Dick heute abend im Wald gefa ngen haben. Sie glaubten, er sei Hardy Kent, er ist es aber nicht, er ist mein Bruder Dick. Falls Sie ihn nicht sofort freilassen, melde ich der Polizei, was ich weiß.«
»Mein Gott, woher weißt du denn das alles?« erkundigte sich der Mann. »Warst du eigentlich dabei, als er - wie du das nennst - gefangen wurde?«
»Einer von uns war dabei«, antwortete Julian grob. »Er saß oben im Baum. Deshalb wissen wir alles.«
Einen Augenblick herrschte Stille. Der Mann zündete sich eine Zigarette an. »Ihr irrt euch«, sagte er. »Wir halten hier keinen Jungen gefangen. Das ist ja geradezu ein lächerlicher Gedanke! Nun - inzwischen ist es schon recht spätgeworden.
Wollt ihr nicht über Nacht hierbleiben und erst morgen früh nach Hause gehen? Ich möchte nicht ein paar Kinder in die finstere Nacht hinausjagen. Da ich kein Telefon habe, kann ich leider eure Eltern nicht verständigen!«
Julian überlegte scharf. Vielleicht war Dick noch hier im Hause. Wenn sie über Nacht blieben, könnte er es mit Gewißheit erfahren. Er fühlte genau, wie der Mann mit allen Kräften verhindern wollte, daß sie zur Polizei liefen. Hier ging es nicht mit rechten Dingen zu! Das Eulennest barg ein Geheimnis.
»Wir wollen hierbleiben«, sagte Julian endlich. »Unsere Angehörigen sind nicht zu Hause, sie werden sich um uns keine Sorgen machen.«
Im Augenblick hatte er Hardy vergessen. Seine Angehörigen würden sich selbstverständlich um ihn sorgen. Aber das ließ sich jetzt nicht ändern. Das wichtigste war, Dick zu finden.
Es wäre doch verrückt von den Männern, ihn gefangenzuhalten, obgleich sie wußten, daß er nicht der gesuchte Junge war. Vielleicht hatte Ronny, der Hardy kannte, Dick noch nicht gesehen. Deshalb schlug ihnen der Mann also vor, hier zu übernachten! Natürlich, sie mußten warten, bis Ronny kam.
Wenn Ronny sagen wird: »Nein, das ist nicht der Junge, den ich suche«, würden sie Dick freilassen. Bestimmt!
Der Mann rief wieder nach Lina, die sofort erschien. »Die Kinder haben sich verirrt. Ich habe gesagt, daß sie heute bei uns übernachten können. Mach eines der Zimmer fertig -
Matratzen und Decken genügen!«
Lina schien sehr erstaunt zu sein. Julian schloß daraus, daß sie es nicht von dem Mann gewohnt war, wenn er freundlich mit Kindern umging. Er schrie sie an: »Steh nicht so herum, geh lieber an deine Arbeit!
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