Fünf Freunde Helfen Ihren Kameraden
Niemand war im Hof. Leichtfüßig sprang sie aus dem Torbogen und schlüpfte in den Schuppen.
»Ich habe in meiner Hosentasche ein Messer«, sagte Julian.
»Nimm es heraus und schneide die Seile durch. Glaub mir, Jo, noch nie im Leben habe ich mich so gefreut, jemanden zu sehen wie eben dich!« Jo lächelte geschmeichelt. Nun hatte sie das Taschenmesser gefunden und prüfte mit dem Daumen die Schneide. Es war sehr scharf.
»Ich habe hinter einem Felsen gewartet«, berichtete sie.
»Als alles sicher war, bin ich euch gefolgt. Es war sehr dunkel in dem Gang. Dann kam ich zu diesem Tor und spähte in den Hof. Wie glücklich war ich, als ich euc h endlich sah!«
»Gott sei Dank hatten die Männer keine Ahnung, dass auch du noch dort warst«, sagte Dick.
»Bist ein feiner Kerl, Jo! Ich nehme alles Hässliche, was ich dir gesagt habe, wieder zurück!« Jo strahlte übers ganze Gesicht. Endlich hatte sie Julian’ Seil durchgeschnitten. Er machte sich von dem Eisenring los und rieb seine steifen, schmerzenden Handgelenke. Nun war Dick an der Reihe.
Auch er war bald befreit.
»Wo ist Georg?« fragte Jo, nachdem sie Dick geholfen hatte.
»Oben im Turm«, erklärte Julian. »Wenn wir es wagen können, in den Hof hinauszugehen, siehst du sie. Und dort drüben im Gartenhaus liegt der arme Tim, er ist bewusstlos!«
»Habt keine Angst, ich dulde nicht, dass er erschossen wird!« meinte Jo.
»Er ist so ein hübscher Hund. Ich schleppe ihn hinunter in eine Höhle!«
» Nicht jetzt«, rief Julian erschrocken.
»Wenn man dich entdeckt, sind wir alle verloren!« Aber Jo hatte sich bereits auf Tim gestürzt und streichelte ihn zärtlich.
Eine Tür wurde zugeknallt. Jo versteckte sich sofort hinter dem Gartenhaus. Rotturm schritt über den Hof.
»Schnell, er kommt her!« flüsterte Dick.
»Wir stellen uns wieder an die Eisenringe und halten die Arme am Rücken verschränkt, damit er glaubt, wir wären noch immer angebunden.« Rotturm trat an den Schuppen und lachte höhnisch auf, als er die Jungen mit den Händen auf dem Rücken stehen sah.
»So könnt ihr auf die Polizei warten!«
Dann sperrte er die breite Schuppentür ab und schlenderte hinüber zum Hubschrauber, den er aufmerksam betrachtete.
Nach einer Weile ging er wieder zu der Tür, durch die er gekommen war, und knallte sie hinter sich zu. Als sich nichts mehr rührte, eilte Jo vom Gartenhaus zum Schuppen und sperrte die Tür auf.
»Kommt ‘raus!« flüsterte sie.
»Ich sperre wieder zu, dann fällt niemandem auf, dass ihr nicht mehr drin seid. Schnell!«
Mit einem Satz waren die Jungen draußen. Hoffentlich würde niemand ihre Flucht merken! Jo schloss den Schuppen hinter ihnen ab und eilte auf die Tür zu, die hinunter zur Höhle führte.
Schnell schlüpfte sie durch den Spalt, fast wäre sie dabei über die steilen Stiegen gestolpert.
»Danke, Jo!« sagte Dick. Die Kinder setzten sich aufatmend nieder. Julian kratzte sich am Kopf und überlegte, was nun das Vernünftigste wäre. Eines stand leider fest: Die Polizei konnte nicht kommen, weil sie weder von Rotturm noch von Georg wusste. Julian dachte an den großen viereckigen Turm und seufzte.
»Es gibt keine Möglichkeit, Georg aus dem Turm zu befreien«, sagte er laut.
»Sie sitzt hinter Schloss und Riegel. Wir können nicht zu ihr.
Es wäre unvernünftig von uns, in das Haus einzudringen. Man würde uns sofort fangen.« Jo schaute Dick an.
»Wollt ihr wirklich, dass Georg befreit wird?« fragte sie.
»Das ist eine dumme Frage!« antwortete Dick.
»Ich wüsste nicht, was ich mir im Augenblick mehr wünschte.«
»Gut - dann gehe ich und hole sie«, sagte Jo und stand schon auf.
»Mach jetzt keine Witze«, schimpfte Julian.
»Unsere Lage ist wirklich ernst.«
»Ich mache keine Witze«, erwiderte Jo.
»Wirklich, ich will sie befreien. Ihr werdet schon sehen!
Dann vertraut ihr mir doch endlich oder nicht? Ihr glaubt, ich sei gemein, eine Diebin und nicht einen Pfennig wert, wahrscheinlich habt ihr sogar recht. Aber ich kann dafür manches tun, was ihr nicht fertig bringt. Wenn ihr von mir ve rlangt, dass ich Georg befreie, dann tu ich’s!«
»Wie denn?« fragte Julian ungläubig. Jo setzte sich wieder.
»Ihr habt doch den Turm gesehen«, begann sie.
»Ich weiß schon, er ist sehr hoch. Wenn es mir gelingt, in das Zimmer neben Georg zu kommen, dann kann ich die Tür öffnen und sie hinauslassen.«
»Und wie stellst du dir vor, dass du in das Zimmer neben Georg kommst?« fragte Dick
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