Fünf Freunde im alten Turm
kommen.
»Wir verlassen Sie jetzt«, sagte er, »und schicken Ihnen sofort jemanden her, der Sie befreien wird. Bitte, haben Sie noch etwas Geduld . . .!« Dann drängte er die höchst erstaunten Kinder zum Zimmer hinaus, drehte den Schlüssel im Schloss um und steckte ihn in seine Tasche.
»Nehmen wir sie denn nicht mit uns?« wunderte sich Georg.
»Die arme alte Frau!«
»Nein, das geht doch gar nicht!« antwortete Julian. »Wir müssen zur Polizei gehen, egal, was Hermann sagt. Mir wird nun alles klar! Euch auch? Die Mutter hat ihrem Sohn verboten, Haus und Grundstück zu verkaufen, obwohl ein überaus großer Kaufpreis geboten wurde. Der Sohn lehnte also ab - die Männer heckten einen Plan aus, wie sie in das Grundstück eindringen und sich des seltenen Metalls bemächtigen könnten.«
»Und deshalb töteten sie den Sohn?« meinte Dick.
»Das wäre vielleicht möglich. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass die Männer einen Mord gewagt haben! So was fällt doch bald auf, wenn der Sohn verschwindet, und dann hätte sich die Polizei sofort für diesen Fall interessiert. Kein Mensch außer der alten Dame hat bis jetzt behauptet, dass der Sohn vermisst oder tot ist.«
»Ach, reden wir nicht länger darüber«, meinte Julian. »Jetzt muss etwas geschehen. Es tut mir wirklich leid, dass wir die alte Frau Thomas wieder eingesperrt haben, aber ich glaube wirklich, dass sie dort besser aufgehoben ist als an sonst einem anderen Ort.«
Sie schlichen die beiden Stockwerke hinunter bis zur Gemäldegalerie. Elli wartete hier noch immer und schmiegte ihre beiden Tiere an sich. Voll Wiedersehensfreude lächelte sie den Kindern entgegen. Sie merkte nicht einmal dass die alte Dame nicht dabei war.
»Der Mann unten ist sehr böse!« lachte sie. »Er ist aufgewacht und schreit und schlägt!«
»Mein Gott, hoffentlich entdeckt er uns nicht!« sagte Julian. »Wir müssen so schnell wie möglich hier verschwinden und zur Polizei laufen. Wenn er sich nur nicht auf uns stürzt oder den scharfen Hund auf uns hetzt.« In höchster Geschwindigkeit liefen sie hinunter und spähten dabei nach Matthias. Zum Glück war nichts von ihm zu sehen, dafür aber zu hören. Plötzlich ging ein heilloser Spektakel los, ein wildes Schreien und lautes Hämmern.
»Elli hat die Tür abgesperrt«, berichtete die Kleine und zeigte dorthin, von wo der Lärm kam. »Der Mann sperrt die Frau ein, Elli sperrt den Mann ein!«
»Das hast du getan? Das hast du wirklich getan?« fragte Julian begeistert. »Eine tolle Idee! Ich wollte, sie wäre mir eingefallen!«
»Matthias!« rief er dann. Zuerst wurde es ganz still. Dann drang Matthias' Stimme durch die versperrte Tür.
»Wer ist da? Wer hat mich eingesperrt! Weh euch, wenn das einer von euch Leuten gewesen ist! Ein blöder Scherz, wo ihr doch wisst, dass ich hinaufgehen und mich um die alte Frau Thomas kümmern muss!«
»Matthias, ich bin nicht einer von diesen Männern«, antwortete Julian.
Die Kinder bewunderten seinen kühlen und bestimmten Ton.
»Wir sind gekommen, um Frau Thomas aus dem Turm zu befreien - und nun werden wir alles der Polizei berichten. Wir melden auch, dass ihr Sohn Ludwig von den Männern getötet wurde, die tief unter dem Haus arbeiten.« Einen Augenblick lang herrschte Ruhe. Dann war wieder Matthias zu hören.
»Was bedeutet das? Ich verstehe kein Wort. Die Polizei kann mir gar nichts tun. Ludwig, der Sohn der alten Frau, ist gar nicht tot, auf mein Ehrenwort. Er lebt - und sehr erfreut über euch wäre er auch nicht! Haut ab, aber lasst mich raus, bevor ihr geht. Ich wundere mich nur, dass der Schäferhund euch hereinließ.«
Nun waren die Kinder mit dem Staunen an der Reihe. Der Sohn lebte also! Aber wo steckte er nur? Und warum hatte Matthias die alte Frau so grausam belogen? Julian fragte sofort:
»Warum haben Sie denn Frau Thomas gesagt, ihr Sohn sei tot?«
»Was geht euch das an? Ludwig gab mir den Auftrag, dass ich es seiner Mutter erzählen sollte. Die alte Frau ließ ihn nicht das Zeug verkaufen, das tief unter dem Haus liegt. Das Zeug, das Autos und Fahrräder und Pflüge festhält, weil es sie schwer wie Blei macht. Es magnetisiert, sagen die Leute. Warum soll er es nicht verkaufen, wenn er will? Aber ich bin der Meinung, dass er es nicht Ausländern verkaufen soll, nein, das darf er nicht! Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich keinen einzigen Pfennig von ihm genommen für das, was ich getan habe!«
Matthias' Stimme war sehr erregt, als er die
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