Fünf Freunde und der Zauberer Wu
Wir brauchen also überhaupt nicht ins Haus.«
»Das ist eine gute Idee«, sagte Jenny. »Aber nehmt gleich den nächsten Bus. Je eher ihr fahrt, desto besser. Ich wußte von vornherein, daß etwas nicht klappen würde. Hier klappt nie was aufs erstemal. Ihr seid dort draußen auf dem Feld hinterm Haus bestens untergebracht. Da könnt ihr auch Krach machen, ohne daß unser guter Professor gleich explodiert. Drum schafft schleunigst eure Zelte her und stellt sie auf. Ich werde inzwischen nachsehen, was ich an Matten, Kissen und Decken auftreibe.«
»Sie brauchen sich keine große Mühe zu machen«, wehrte Julian ab. »Wir haben ja Schlafsäcke, ein paar Kissen genügen. Wir sind doch alte Campingprofis!«
»Hoffentlich sind keine Kühe da draußen!« äußerte Anne ihre Bedenken. »Beim letzten Camping hat nämlich in aller Früh eine Kuh den Kopf in mein Zelt hereingesteckt und >Muh< gebrüllt. Ich bin wie ‘ne Rakete hochgefahren und hab’ gedacht, mir bleibt das Herz stehen.«
»Ich glaube kaum, daß es hier irgendwo Kühe gibt!« antwortete Jenny lachend. »Jetzt muß ich aber weiter aufräumen. Und ihr schaut, daß ihr den Bus nicht verpaßt.«
»Du liebe Zeit!« fiel es Georg ein. »Wir müssen ja unserer Johanna noch Blumen schicken. Das ist unsere Köchin, wissen Sie, und die hat doch Scharlach.«
»Dann bestell nur gleich telefonisch welche bei unserem Blumenhändler«, meinte Jenny.
Aber Georg befürchtete Professor Haylings neuerliches Erscheinen, wenn er hörte, daß jemand telefonierte. »Ach, wir können die Blumen ja im Dorf Kirrin in Auftrag geben, wenn wir nachher hinfahren, unsere Zelte zu holen. Für die Rückfahrt nehmen wir am besten die Räder. Wir können sie hier gut gebrauchen.«
»Dann seht zu, daß ihr bis zum Tee wieder hier seid, sonst könnte der Herr Professor ungehalten sein«, riet Jenny.
»Ja, wird gemacht«, sagte Julian, der nicht die geringste Lust hatte, den Zorn des Professors heraufzubeschwören. »Ich bringe dann Annes Rad mit, das rolle ich leicht neben dem meinen her.«
Die beiden Buben und Georg machten sich also auf den Weg. Nur Anne und Brummer blieben bei Jenny. Aber die schickte den Treibauf bald hinaus ins Freie. Man mußte bei ihm immer damit rechnen, daß ihm etwas aus der Hand fiel und zerbrach.
»Treib dich ein bißchen hinten im Garten rum«, schlug sie vor.
»Sei ein hübscher, eleganter Rolls-Royce! Und wenn du so deine fünfzig Kilometer hinter dich gebracht hast, kannst du hier Benzin tanken.«
»Klasse, ein Rolls-Royce braucht Unmengen Benzin!« sagte Brummer grinsend. »Ein Rolls-Royce war ich schon lange nicht mehr. Und da hinten, das hört Papa bestimmt nicht!«
Schelm hatte sich mittlerweile einiger Teelöffel bemächtigt und war damit auf einen hohen Schrank geklettert. Voller Wonne warf er einen nach dem anderen herunter, während Jenny und Anne das Geschirr einräumten. Es dauerte jedoch keine fünf Minuten, da tauchte Brummers Kopf schon wieder am Fenster auf. »Komm du auch raus«, rief er Anne zu. »Wir wollen einen netten, geschützten Platz für unser Zeltlager aussuchen. Mach hier jetzt Schluß! Ihr müßt doch längst fertig sein, soviel Geschirr gibt’s doch gar nicht – und das Rolls-Royce-Spielen hab’ ich mittlerweile auch satt.«
Durch die hintere Gartenpforte wanderten die beiden Kinder auf die große Wiese hinaus. Plötzlich sahen sie am jenseitigen Ende des Grundstücks eine Reihe von Wohnwagen, die durchs breite Gattertor hereinfuhren. »Was wollen denn die da?« rief Brummer verblüfft aus. »Die werde ich aber schleunigst wieder hinaustreiben!« erklärte er entrüstet und machte lange Schritte, um dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen.
»Nicht, Brummer, laß dich nicht in irgendwelche Streitereien ein!« wollte die vorsichtige Anne ihn zurückhalten. Aber Brummer hörte ihre Warnung nicht, sondern rannte hocherhobenen Hauptes auf die vermeintlichen Störenfriede zu. Er würde es diesem fahrenden Volk schon zeigen, daß es auf Brummer Haylings Grundstück nichts zu suchen hatte!
Der Wanderzirkus
Beunruhigt sah Anne dem Jungen nach, wie er übers Feld hastete.
Drüben auf der anderen Seite schaukelten jetzt die Wohnwagen herein, und durchs Tor kamen noch weitere hinterher. Auf allen stand in Riesenbuchstaben TAPPERS WANDERZIRKUS »Na warte, diesen Tapper werde ich mir aber vorknöpfen«, murmelte Brummer vor sich hin. Schelm saß ihm auf der Schulter, und von dem energischen Schritt seines Herrchens ganz
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