Fünf Hunde im Gepaeck
gewesen war. Noch etwas, das er ohne Fleck nie verstanden hätte. Anscheinend hatte sie bei sich zu Hause in Kasachstan sehr viele Tiere gehabt und immer, wenn sie auf Englisch den Namen eines Tiers nicht wusste, machte sie die entsprechenden Geräusche: muhte wie eine Kuh oder meckerte wie eine Ziege, bellte wie ein Hund oder fauchte wie eine Katze. Das ging so lange, bis sie vor Lachen nicht mehr konnten.
»Was, um alles in der Welt, geht hier vor?«, sagte Albina, als sie in die Küche kam, während Olga gerade so tat, als wäre sie eine Ziege, dieeinen Fahrradreifen frisst. Dann entdeckte sie Fleck, der an seinem Knochen herumkaute.
»Was ist das denn für eine Sauerei? Er darf auf gar keinen Fall ins Esszimmer damit, hörst du, Henry?«
Am Nachmittag war Henry mit seinen Eltern bei Sir Richard und Lady Dorothy Graham eingeladen, die in einem wunderschönen Haus in Richmond lebten. Sie hatten drei Kinder in Henrys Alter. Besonders wohlerzogene Kinder, die Henry zutiefst verabscheute.
»Der Hund kann natürlich nicht mit«, sagte Albina. »Lady Dorothys Haus ist makellos und außerdem hinterlässt er Spuren auf den Sitzen.«
Albinas Mercedes hatte Polster aus schneeweißem Leder und sie hütete ihn wie ihren Augapfel.
»Ohne Fleck komme ich aber nicht mit«, sagte Henry. »Auf gar keinen Fall!«
»Du kannst unmöglich allein zu Hause bleiben«, sagte seine Mutter.
Doch zur allgemeinen Überraschung erklärte sich Olga bereit, ihren freien Tag zu opfern und mit Henry ins Einkaufszentrum zu gehen, damit er für Fleck einen Ball und anderes Spielzeug kaufen konnte.
Henry verbrachte einen herrlichen Nachmittag.Er hatte von seinem Geburtstagsgeld noch nichts ausgegeben und nun betrachteten Fleck und er Quietscheenten aus Gummi und Bälle in allen Größen und Plastikknochen und Mäuse zum Aufziehen.
Doch als sie nach Hause kamen und Fleck sich für ein Nickerchen in Henrys Zimmer niederließ, da schleppte er nicht etwa die Qietscheente mit, die ihm von all den Spielsachen am besten gefallen hatte, sondern Henrys kleines blaues Handtuch, das im Bad auf den Boden gefallen war. Als Henry es ihm später wegnehmen wollte, da fing Fleck zum ersten Mal an zu knurren und schlug seine Zähne nur umso fester in das Tuch.
Dieses Handtuch gehört jetzt mir, schien er sagen zu wollen.
6. Kapitel
Der Betrug
Henry lag im Bett, sein Vater war im Arbeitszimmer, nur Albina hockte auf allen vieren draußen auf der Treppe und suchte nach Hundehaaren. Henry hatte zwar versprochen, jedes Mal hinter dem Hund sauber zu machen, aber jetzt konnte sie ein Haar auf dem Treppenabsatz erkennen und irgendetwas, das aussah wie ein Schlammspritzer.
Sie stieß einen Schrei aus und griff nach Schaufel und Besen. Eigentlich wäre das ja Olgas Aufgabe gewesen, aber dieses dumme Ding ging ja immer viel zu früh ins Bett …
Was für ein Glück, dass dieses schmutzige Tier am nächsten Morgen aus dem Haus kam, diesen ganzen Dreck und Ärger konnte sie keine Minute länger ertragen.
Albina ging zurück ins Haus und nach oben in Henrys Zimmer, um ihm Gute Nacht zu sagen. Normalerweise war es immer sehr ruhig bei ihm, aber jetzt hörte sie, wie er herumrannte und irgendetwas rief, wahrscheinlich spielte er mit dem Hund. Dann fiel etwas krachend zu Boden.
Sie riss die Tür auf.
»O nein, Henry, das schöne Nachtlicht. Du weißt genau, wie teuer es war!«
Sie hob die Lampe auf, sie war eindeutig hinüber. »Ich weiß nicht, wie ich sie ersetzen soll.«
Henry schien nicht sehr betrübt zu sein.
»Das musst du auch gar nicht«, sagte er vergnügt. »Ich brauche kein Nachtlicht mehr. Es ist mir egal, wie dunkel es ist, jetzt, wo ich Fleck habe.«
Albina ging wieder hinunter, sie musste mit ihrem Mann sprechen.
»Hast du nicht gesagt, Henry würde sich spätestens nach zwei Tagen mit dem Hund langweilen? Du hast es mir versprochen!«
Donald war in seinem Arbeitszimmer. Ein Kopfhörer baumelte aus seinem Ohr, er telefoniertegerade mit seinem Büro in New York und hatte kein Wort verstanden.
Albina wiederholte es. »Hör mir bitte zu! Ich sagte gerade, dass Henry den Hund immer noch nicht überhat.«
Widerstrebend beendete Donald das Gespräch.
»Egal, ob er den Hund leid ist oder nicht, morgen früh kommt er weg. Sorg bitte dafür, dass er spätestens um elf Uhr dort ist, sonst muss ich für einen weiteren Tag zahlen. Und achte darauf, dass du die Kaution zurückbekommst, der Typ, dem der Hundeverleih gehört, ist ein gewiefter
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