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Fünf Kopeken

Fünf Kopeken

Titel: Fünf Kopeken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Stricker
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tun, als sei Aufräumen alles, für das er hierher gekommen ist.
    Meine Mutter streicht das Laken glatt. Sie zieht ihre Schuhe aus. Stellt sie ordentlich nebeneinander vor den Nachttisch. Hakt endlich doch ihren BH auf und lässt sich nach hinten sinken. Aber wieder hört sie nur seine Stimme: »Was ist denn mit Anna, wenn du so lange weg bist?«
    Sie setzt sich verwundert auf, sieht seinen nach unten hängenden Kopf.
    »Ihr Vater ist bei ihr«, sagt sie, »mein Mann.«
    »Stellt der keine Fragen, wo du bist, wenn er da unten mit dem Kind allein sitzt?«
    Meine Mutter verkreuzt die Arme vor der Brust. »Er, äh, hat sie ins Kino mitgenommen.«
    Ein bisschen unentschlossen, als sei er noch nicht vollends überzeugt, kommt er näher, setzt sich dann aber doch ans andere Ende der Matratze. »Wie lange geht denn der Film?«
    »Mach dir mal keine Sorgen, wir haben Zeit«, sagt sie und rückt auf ihn zu. Aber noch immer berührt er sie nicht. Den Oberkörper nach vorne gebeugt, die Hände auf den Knien, sitzen sie nebeneinander wie zwei Kinder auf dem Töpfchen. Nur seine Augen fahren über sie hinweg. Sie hält die Luft an, spürt, wie sich die Haut unter seinem Blick von den Wangenknochen schält, wie damals in der Bahn, und dann drückt er sie endlich doch nach hinten. Unendlich langsam, als nehme er das mit der Zeit, die sie angeblich haben, wirklich ernst, zieht er erst sich und dann sie zu Ende aus, streift ihr die Hose, die Unterwäsche, zuletzt sogar die Socken von den Füßen und fährt an der Innenseite ihrer Schenkel wieder hinauf. Seine Hände fühlen sich feucht an, wie sie erst sich und später dann auch mir sagen wird, mit einem Lächeln um die Lippen, als wäre das das Schönste auf der Welt. Warme, feuchte Hände, die sie hoffen lassen, dass auch er nervös ist. Hände, die plötzlich riesengroß werden, als könnten sie mit einer einzigen Berührung ihren ganzen Körper auf einmal bedecken. Er breitet meine Mutter auf dem Laken aus, nimmt die Arme, die ihn zu umfassen versuchen, von seinem Rücken und legt sie sorgfältig neben ihrem Oberkörper ab. Sein Körper, der nur noch Hände ist, legt sich auf sie, und sie versinkt in der ausgeleierten Matratze, spürt, wie er sie Glied für Glied flach drückt, als würde er sie mit einem Nudelholz ausrollen, als sie plötzlich die Kälte über sich hinwegwischen fühlt.
    Sie öffnet die Augen, sieht, wie er vom Bett rutscht, unter die Matratze greift, erkennt das Kondom in seinen Händen, das er mit konzentrierter Miene abrollt.
    Vielleicht ekelt er sich ja wirklich vor mir, denkt sie, beim letzten Mal ging es doch auch ohne, aber da zieht er auch schon ihren Po an die Bettkante. Sie klappt sich so weit wie möglich auf, hält sich am Rahmen fest, und dann stößt er endlich in sie hinein. Sie schreit auf, ob vor Lust oder Schmerz, weiß sie nicht. Ihre Finger krallen sich ins Laken, während er ihre Unterschenkel nach oben reißt. Wie eine Schubkarre hält er sie unter den Armen fest und stößt sie mit dem Becken von sich weg. Sie versucht den Kopf zu heben, ihn anzusehen, fühlt sich plötzlich unglaublich weit von ihm weg auf dieser Matratze, während er auf dem Teppich kniet, aber das einzige, was sie ausmachen kann, ist seine Hand, die über ihr Schamhaar hinwegkriecht und sich ins Fleisch bohrt.
    Sie fällt nach hinten, knallt mit dem Schädel gegen die Wand, während er immer fester in sie hineinstößt und es immer lauter aus ihr herausschreit. Sie sieht den Rost über sich, den graubraunen Matratzenbauch, der sich wie Bienenwaben durch das Drahtgitter drückt, und dann fällt er mit einem Mal nach vorne, ganz ohne Vorwarnung. Kein Laut, nichts, nur sein Gesicht ist ein klein bisschen verschwitzt, als er wie ein Schiffbrüchiger aufs Bett krabbelt, zu sehr damit beschäftigt, nach Luft zu schnappen, um den Strand, an dem er da zufällig angespült wurde, eines Blickes zu würdigen.
    Er rollt sich zur Seite, hechelt erschöpft ins Laken.
    Meine Mutter zieht die Beine nach oben, bleibt einen Moment so liegen, wie ein dicker Käfer auf dem Rücken, bis ihr einfällt, dass sie ja gar nicht auf das Klopapier warten muss.
    Sie kriecht ihm nach und schmiegt sich von hinten an ihn. Streichelt seine Schulter. Stützt sich auf und sucht seinen Blick.
    Aber Alex ist schon eingeschlafen.
    Sie lässt sich zurück aufs Kissen sinken. Hustet ein wenig. Winkelt die Beine an. Streckt sie wieder aus, als würde sie nach einer bequemen Position suchen. Etwas fällt auf

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