Fuenf Maenner Fuer Mich
und wenn er zu viel trinkt, können ganz schlimme Dinge passieren. Nein, er weiß auch nicht, was da in ihn gefahren ist. Er hatte bei mir geklingelt, weil er wohl einen „Jungenstreich“ spielen wollte. Ich bestehe darauf, dass er sich bei mir persönlich entschuldigt. Er soll mir dabei in die Augen sehen. Schließlich hat er mir einen Riesenschrecken eingejagt.
Zur Wiedergutmachung lädt er mich in ein Restaurant ein. Vorher erklärt er genau, was er mit dem Wort „Einladung“ meint: „Du kannst bestellen, was du willst, so viel du willst, ich bezahle.“ Irgendwie niedlich. Trotzdem: Mir scheint, so etwas gibt es nur in Deutschland. Bei meinen Aufenthalten in Spanien, Frankreich, Italien, Kolumbien, in der Türkei und selbst in einem so merkwürdigen Land wie den USA ist mir das noch nie passiert. Dort ist es selbstverständlich, dass der Mann zahlt, wenn er mit einer Frau ausgeht. Hier scheint es der Preis der Emanzipation zu sein, Gentleman-Eigenschaften in die Tonne zu treten. Frauen dürfen genauso viel arbeiten wie Männer und sich zusätzlich um Haus und Hof, Kind, Katz und Maus kümmern. Zur Belohnung dürfen sie das Essen im Restaurant selber bezahlen. Das ist der ultimative Beweis der Emanzipiertheit. In Zukunft möchte ich nur mit Männern ausgehen, die mich einladen. Ich habe keine Lust mehr auf kumpelhaftes Rechnungen-Teilen.
Schade, dass ich heute keinen Hunger habe. Ich bestelle nur ein Glas Rotwein. Bastian zeigt auch keine Begeisterung für seinen Salat mit Putenstreifen. Er kaut lange auf jedem Bissen herum und kann meinem erwartungsvollen Blick nur sekundenweise standhalten. Ich übe mich in Geduld und bin gespannt, wie er mir seinen nächtlichen Aussetzer erklären wird. Er vertrage keinen Alkohol, setzt er zu einer Erklärung an. Nicht einen einzigen Tropfen. Also fast keinen Tropfen. Einen Moment lang spüre ich das Bedürfnis, ihm über die Haare zu streicheln. Er sitzt bedröppelt neben mir und nippt an seinem Achtel Weißwein.
„Ich hatte einen Blackout in jener Nacht“, nuschelt er vor sich hin.
Heimlich wünsche ich mir einen anderen Text: „Ich hab bei dir sturmgeklingelt, weil du megascharf bist und ich dich vernaschen wollte!“
Auf der Stelle würde ich ihm großherzig verzeihen, aber er vertieft die Blackout-Thematik. Er rühre Alkohol fast nie an. Und wehe wenn, dann … Blackout. Also an jenem Abend … Er schweigt einen Moment. Ich überlege krampfhaft, was man auf so was antwortet. Mir fällt nichts Passendes ein.
„Was machst du eigentlich in deiner Freizeit?“, lenkt er plötzlich ab.
Erleichtert erzähle ich, dass ich manchmal gerne am Rhein entlangradele. Er strahlt, ja, das macht er auch gerne. Radeln. So, über was könnten wir noch sprechen? Es tritt eine kleine Pause ein. Bastian entschuldigt sich noch mal. Es ist das sechste Mal heute Abend.
Wir tauschen unsere Handynummern aus und verabschieden uns. Zu Hause trinke ich noch zwei Glas Wein. Um Mitternacht bin ich beschwipst und schreibe ihm eine SMS: „Ich schlag dir einen Deal vor: Wir spulen alles noch mal zurück. Du kommst, klingelst und ich mache dieses Mal auf.“
Keine Antwort. Um zwei Uhr nachts schreibe ich: „Mein Angebot ist ausgelaufen. Nicht mehr gültig. Aber wir können uns gerne mal treffen, um am Rhein zu radeln.“
Gedanken zur Monogamie
Meine Recherchen führen mich unausweichlich immer wieder zum Thema Monogamie. Ich betrachte das Thema aus Sicht meiner Ehe und notiere die mir bekannten Tatsachen:
Dauer meiner Ehe, in Jahren: 15
Dauer der geheimen Liebschaft meines Mannes, in Jahren – soweit ich das weiß: 4
Häufigkeit von Sex pro Tag während meiner Ehe: 1 bis 3 Mal
(Und das stimmt, wirklich. An der Quantität hat es in dieser Beziehung jedenfalls nicht gemangelt.)
Monate, die mein Mann in der Türkei war, pro Jahr: 5
(Dazu muss ich erklären: Ich flog jeden Monat für eine Woche dorthin.)
So viel zu meinen Zahlen.
Ich möchte mich dem Thema sachlich nähern. Der wissenschaftliche Ehrgeiz hat mich gepackt und ich suche nach Antworten auf meine Fragen: Welche Rolle spielt die Monogamie im Liebesdschungel? Gibt es die Monogamie wirklich? Welche Bedeutung hat sie? Ist sie notwendig? Warum wird sie immer wieder zum Stolperstein? Das alles muss ich herausfinden, um zu wissen, wie ich mich in Zukunft verhalten soll. Nach dem Scheitern meiner Ehe brauche ich einen neuen Leitfaden: Wie soll das Zusammenleben zwischen Mann und Frau fortan aussehen? Gibt es ein
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