Fünf Schlösser
sechs Uhr die Prinzessin – deren Sarg bis dahin in Charlottenburg gestanden hatte – beigesetzt wurde.
Von dem Tag an war die Gruft zu Nikolskoë die designierte Begräbnisstätte der Karlschen Linie des Hauses Hohenzollern:
am 24. Januar 1883 wurde der alte Prinz Karl 2) hier beigesetzt,
am 18. Juni 1885 Prinz Friedrich Karl .
Und an den Geburts- und Sterbetagen legen Dankbarkeit und Liebe hier ihre Kränze nieder.
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Erst das Jahr 77 gab der Kirche zu Nikolskoë diese Gruft , aber schon von 1837 an war ein Kirchhof da. Derselbe befindet sich hundert Schritte weiter zurück und ist Begräbnisplatz vieler auch in weiteren Kreisen bekannt gewordener Persönlichkeiten. Hier ruht unter einem mächtigen schwarzen Syenit Oberlandforstmeister Ulrici ; neben ihm sein Schwiegersohn Oberst von Kayser . Hier ruht ferner Frau Friedrich , die sogenannte »alte Friedrich«, von der ich in dem Kapitel » Pfaueninsel « (Band III meiner »Wanderungen«) ausführlich erzählt habe. Hier endlich hat auch der viele Jahre lang auf der Pfaueninsel installierte, später mit einer Potsdamerin verheiratete Sandwichs-Insulaner Maitay seine letzte Ruhestätte gefunden. Ein Steinkreuz, mit Maitays Namen in Front , bezeichnet seine Grabstelle, während es, an der Rückseite des Kreuzes, in einer für Mark Brandenburg höchst charakteristischen Weise heißt: »Hier ruhen des Sandwichs-Insulaners Maitay Schwiegereltern «. In jedem andern alten Kulturlande würde sich auch der edelste Sandwichs-Insulaner immer noch seinerseits in der Benötigung einer Berufung auf seine Schwiegereltern befunden haben – in Mark Brandenburg ist es umgekehrt oder war es doch bis 70. Alles von »weither« hatte den Vortritt, wie diese Steinkreuzinschrift in beinah rührender Bescheidenheit lehrt. [Image: Zurück]
Prinz Karl starb am 21. Januar. Wenige Stunden vor seinem Hinscheiden erschien sein Bruder Wilhelm im prinzlichen Palais am Wilhelmsplatz, und der Generalarzt Dr. Valentini meldete dies mit den Worten: » Seine Majestät der Kaiser! « Freudig lächelnd erhob der sterbende Prinz den rechten Arm und rief, unter Dransetzung seiner letzten Kraft: » Er lebe hoch! « Es waren seine letzten Worte. Die menschlich siegreiche Persönlichkeit Kaiser Wilhelms hatte Rivalitäten, wie sie früher geherrscht haben mochten, längst beglichen und in dem Herzen des Bruders nichts zurückgelassen als Bewunderung und Liebe. ._.
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1809
Der Silberstempel. – Schill und der Herzog von Braunschweig. –
Der Krieg gegen Österreich. –
Mißstimmung über den Gang der inneren Politik. –
Königs Geburtstag (3. August); Theatersachen. –
Der Brand der Petrikirche. – Rückkehr der königlichen Familie
Der Silberstempel Liebenberg, 15. April 1809
In Berlin war man über das Arrangement des Silberstempels , wenn ich sagen soll mit Recht, verdrießlich. In der großen Stadt, wo von sechs Meilen in der Runde alles Silberzeug hinfloß, war nur eine Stempel- und Empfangsstube; den Ersten sollte das Stempeln anfangen, und den Vierten waren erst die Stempel fertig. Die dahin strömenden Leute standen zu Hunderten vor der Tür bis auf die Straße, und die meisten sind zwei- bis dreimal unverrichtetersache dort gewesen. Das laute Murren mochte wohl Besorgnisse erwecken, denn nach sechs Tagen wurde eine zweite Stube und nun endlich eine dritte dazu eingerichtet welches noch alles nicht zureicht, weshalb der Termin bis zum 20. April hat hinausgerückt werden müssen. Mit den Bescheinigungen, die dabei ausgestellt werden, geht es ebenso absurd; über das Abgelieferte bekommt man einen Gewichtsschein, wobei ein viertel oder ein halb Lot oft übersehen wird. Dieser wird nach drei Tagen gegen einen Interimsschein eingelöst und dieser wieder nach drei Tagen gegen einen Münzschein. Wenn der Häsensche Herr solche Anordnungen gemacht hätte, so würde ich mich nicht wundern, aber von so weisen Herren kann man nur urteilen, daß sie zwar Neuerungen erdenken können, in der Ausübung jedoch Lehrlinge sind. Ein alter Bürger, der sein Silber wieder zurücktragen mußte, sagte ganz laut auf der Straße, »die Minister wären schlechte Praktiker; haben wollten sie, aber mit Ordnung zu nehmen, das wüßten sie nicht«. Diese Herren setzen sich in einen schlechten Kredit beim Publikum, und wenn sie nach Berlin kommen werden, wird man ihnen kein Vivat bringen. Auch in Breslau bringt die Silberstempelung viel ein. Die Münze ist schon in vollem Schlagen von Einsechstel-
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