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Fünf Schlösser

Fünf Schlösser

Titel: Fünf Schlösser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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und Dritteltalerstücken begriffen; im ganzen kann dadurch leicht eine Million in Cours kommen.  
Schill und der Herzog von Braunschweig Liebenberg, den 6. April 1809
    Unsere Zeiten sind nicht für den ruhigen Bürger geeignet, nur Tollköpfe, Schwindler und Schelme spielen darin eine Rolle. Unter die ersteren gehört auch gewiß der so belobte Held Schill, dessen Desertion mit einem ganzen Husarenbataillon aus Berlin eine unerhörte Sache ist. Der ehrliche alte Gouverneur Lestocq ist darüber außer sich, indessen konnte er das nicht vorhersehen, denn Schill hat sein Unternehmen so geheimgehalten, daß nicht einmal seine Offiziere davon etwas vermuten konnten. Wohin er ist, was er vor hat, mit wem er im Auslande in Verbindung steht, kann niemand erraten. Bei Tangermünde ging er über die Elbe, und da ist vorläufig ein Punctum in seiner Geschichte. Gewiß wird er als Deserteur zitiert werden. – Die Kriegsbegebenheiten beunruhigen mich sehr; in dem wehrlosen Zustand, worin wir uns befinden, kann ein jeder bei uns eindringen und uns ganz verderben.  
den 23. Mai 1809
    Schill ist ein exaltierter Mann, der vermutlich ausländische Korrespondenzen gehabt hat, die ihn durch allerlei Vorstellungen irregeleitet haben. Er war vor acht Tagen noch in Dömitz, einer kleinen Elbveste, dem Herzoge von Mecklenburg gehörig, deren er sich ohne Widerstand bemeisterte, denn es lagen darin nur ein paar alte Soldaten. Was er weiter vorhat, läßt sich nicht einsehn; indessen hat er Geld aus manchen Kassen zusammengebracht und sein Häuflein durch Zulauf vermehrt. In dem Gefecht unweit Magdeburg hat er fünf tüchtige Offiziere und einige dreißig Mann verloren; daß er aber die ihn angreifenden Westfälinger und Franzosen tüchtig zusammengesäbelt hat, davon sagen die Zeitungen nichts. Es ist aber doch wahr. Mir tut es leid, daß so ein brauchbarer Mann solche Tollheiten begeht; indessen der so gepriesene Geist der Zeit bringt fast nichts wie Tollheiten hervor.
    Die Schillsche Geschichte, die die Arrestation von Chazot (der nach Königsberg gereist war) zur Folge hatte, hat nun auch noch viel Unannehmlichkeiten für das Militär erzeugt. Es hieß nach einer mir gestern zugekommenen Nachricht, daß der alte ehrlich Lestocq 1) und Tauentzien den Abschied gefordert, letzterer ihn aber nur bekommen hätte, daß auch sechsundachtzig Stabsoffiziere bei der preußischen Division den Abschied verlangten. Das wäre ein gewaltiges Zeichen von Mißvergnügen, welches nichts Gutes prophezeit. Ich kenne den General Scharnhorst nicht, mir deucht aber, daß seine Einrichtungen, Änderungen etc. uns keine Ordnung der Dinge bringen.  
L., 31. Mai 1809
    Mehrere Husaren haben Schill verlassen und sind wieder hierhergekommen, während er noch in Stralsund ist und sich auf englischen Schiffen embarquieren will. Sein Zug ist wahrlich ein sonderbarer Parteigängerstreich, denn nachdem er den Fürsten von Köthen heimgesucht und in 30 000 Taler Strafe genommen hatte, zieht er nach Magdeburg und schlägt das ihm entgegengesandte Corps Westfälinger und Franzosen bei Dodendorf, nimmt ihnen drei Kanonen, geht nach Halberstadt und eine seiner Abteilungen nach Blankenburg; dann gegen die Elbe und ins Mecklenburgische, wo er den Herzog von Schwerin ziemlich ängstigt. Auf die Nachricht, daß der Hamburger Kommandant, General Gratien, ihm mit drei Regimentern Holländern entgegengehe, paßt er diesen auf, schickt des Nachts seine ziemlich angewachsene Infanterie über die Elbe, überfällt den Gratien bei Hitzacker, haut das meiste zusammen oder sprengt es, nimmt sechs Kanonen und 700 Mann; die letzteren sendet er ohne Gewehre und Uniformen nach Hause, er aber geht nach Rostock und so weiter nach Stralsund, wo, wie es heißt, er nun Schanzen aufwirft. Er soll mit der in Dömitz gefundenen geringen Artillerie jetzt achtzehn Kanonen und gegen 5000 Mann haben, mit welchen er bis zum Embarquement sich auf Rügen halten will. Den Grafen Schulenburg-Kehnert hat er gewaltig geelendet, weil er Verdacht hatte, daß er Nachrichten über ihn nach Magdeburg gesandt habe. Er hat 5000 Taler ausbeuteln müssen; 20 000 sollte er geben, hatte sie aber nicht bar. An Geld fehlt es Schill nicht, denn er hat überall die westfälischen Kassen geleert und aus Halberstadt allein 50 000 Taler mitgenommen. Wahrlich, das ist ein sonderbarer Mensch, der verschroben zu sein scheint und doch , wenn er die Mittel fände, vielleicht eine große Rolle spielen könnte. Gerät es ihm,

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