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Fünf Schlösser

Fünf Schlösser

Titel: Fünf Schlösser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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und hatte sich für den geistlichen und richterlichen Beruf entschieden. Bald nach dem Jahre 1400 befand er sich in Rom »im Dienste von Kardinälen« und war hier Zeuge der feierlichen Huldigung, welche die Römer im November 1404 dem eben erwählten Papste Innocenz VII. darbrachten. Schon in den nächsten Jahren muß er nach Brandenburg zurückgekehrt sein und fungierte hier als Mitglied eines Schiedsgerichts, das berufen war, einen zwischen dem Abte Stich von Lehnin und Johann von Quitzow über den Besitz der Havel bei Schloß Plaue entstandenen Konflikt gütlich beizulegen. Von 1408 bis 15 ist seine Chronik am inhaltreichsten und ihre Darstellung so voll Leben und Anschauung, daß man annehmen muß, er habe gerade diese Zeit dauernd oder vorwiegend in seiner Vaterstadt Brandenburg verbracht. Die Stellung, die er hier einnahm, war aller Wahrscheinlichkeit nach die eines geistlichen Richters. 1412, beim Erscheinen des Burggrafen Friedrich in der Mark, scheint er in Berlin gewesen zu sein. Bald nach dem Sturze der Quitzowschen Partei wurde Wusterwitz, auf Grund seiner praktischen Tüchtigkeit als Jurist, von der Stadt Magdeburg zum Syndikus ernannt. Die Magdeburger Schöffenchronik bemerkt: »daß die Stadt Magdeburg 1418 beim königlichen Hofgericht in einen Prozeß verwickelt worden sei und mit der Führung desselben ihren Syndikus Engelbert Wusterwitz von Brandenburg betraut habe, welcher dem Hofe nach Regensburg in Bayern, nach Ungarn, Schlesien und Böhmen gefolgt sei und ein obsiegendes Erkenntnis erstritten habe«. 1420 war er noch in Magdeburg, 1424 aber finden wir ihn in amtlicher Tätigkeit (vielleicht ebenfalls als Syndikus) in seiner Vaterstadt Brandenburg wieder. Nach Hafftiz wäre er schon 1409, lange bevor er nach Magdeburg ging, Domherr zu Brandenburg gewesen. Hier verblieb er während seiner letzten Lebensjahre, fand Muße zur Abfassung seiner Chronik 2) und errichtete einen Altar in der Katharinenkirche. Hier ward ihm auch, gestorben am 5. Dezember 1433, seine letzte Ruhestätte. [Image: Zurück]
 
Diese berühmte Chronik, die wir, mit Rücksicht auf die Quitzowzeit das meiste, fast ließe sich sagen, alles verdanken, ist im Original verlorengegangen. Wir kennen sie nur aus Auszügen, die 1592 Andreas Angelus in seine märkischen Annalen und 1595 Peter Hafftiz in sein »Microchronologicon« hinübergenommen hat. ._.
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13. Kapitel
Dietrich von Quitzow auf Rühstädt, von Landsknechten erschlagen am 25. Oktober 1593
    Die Quitzowfamilie tritt mit den Brüdern Dietrich und Johann von Quitzow vom historisch-politischen Schauplatz ab und findet von 1417 (Dietrichs Todesjahr) beziehungsweise von 1437 (Johanns Todesjahr) an keine Gelegenheit mehr, in die Landesgeschichte bestimmend einzugreifen. 1) Aber wenn es der Familie seitdem versagt blieb, Mittelpunkt großer und allgemeiner Interessen zu sein, so blieb sie doch in ihrem engeren prignitzischen Kreise durch alle Jahrhunderte hin ein Gegenstand der Aufmerksamkeit und Teilnahme. Zu keiner Zeit mehr als im Jahre 1593, wo Dietrich von Quitzow auf Rühstädt in dem benachbarten, dem Havelberger Bistum zugehörigen Dorfe Legde von Landsknechten erschlagen wurde.
    Der Hergang, der bis diesen Tag in der Gegend fortlebt, war der folgende.
    Landsknechte, fünfzig oder sechzig Mann stark, die, sehr wahrscheinlich aus kurfürstlichem Dienst entlassen, auf dem Wege nach ihrer harzisch-halberstädtischen Heimat waren, waren am 25. Oktober 1593 unter Führung ihres Hauptmanns Jürgen Hanne (der ein Weib und zwei Söhne, zehn- und siebenjährig, hatte) bis nach Rühstädt gekommen und hatten hier nicht nur geplündert, sondern sich auch allerhand Ausschreitungen erlaubt. Dietrich von Quitzow, der, in seiner Eigenschaft als Gutsherr, vielleicht imstande gewesen wäre, dem Unfuge zu steuern, war abwesend, und zwar in Glöwen, wohin er sich, um an einer Jagd teilzunehmen, begeben hatte. Die Rühstädter, in ihrer Angst und Bedrängnis, schickten Boten über Boten, die nicht nur das Geschehene vermeldeten, sondern auch um schleunige Rückkehr und Hülfe baten, eine Bitte, die Dietrich von Quitzow zu erfüllen nicht säumte. Er verließ auf der Stelle die Glöwener Jagd, außer von einem Diener nur noch von einem jungen von Restorf begleitet, der in einem Lehnsverhältnis zu den Quitzows stand, und ritt auf das anderthalb Meilen entfernte Rühstädt zu. Legde war halber Weg. Als er das große, reiche Bischofsdorf (Legde) passieren wollte, traf er allhier die

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