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Fünf wünschen Ihren Tod

Fünf wünschen Ihren Tod

Titel: Fünf wünschen Ihren Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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— vielleicht trägt das zu den Beerdigungskosten
bei.«
    Ich verließ das Zimmer, und Valero folgte mir im diskreten Abstand von zwei Schritten.
Auf halbem Weg die Treppe empor, räusperte er sich leise. »Señor?«
    »Hm?« brummte ich, ohne
zurückzublicken.
    »Die Befehle des Generals waren
eindeutig«, sagte er leise. »Mir macht das nicht das geringste aus. Verstehen
Sie?«
    »Sie brauchen sich keine Sorgen
zu machen, Freund«, sagte ich stocksauer. »Jedenfalls nicht angesichts dieser
Pistole in Ihrer Hand.«
    »Ich wollte nur eventuellen Mißverständnissen vorbeugen«, murmelte er höflich.
    Als ich in Harry Tighes Zimmer trat, war es, wie wenn man einen Film zum zweitenmal betrachtet. Nichts hatte sich verändert. Die Leiche
lag, das Gesicht nach unten, in genau derselben Stellung ausgestreckt über dem
Bett, und nur der Blutgeruch schien nun ein wenig stärker in meine Nase zu
dringen.
    Valero schloß leise die Tür und
lehnte sich dagegen, wobei er mich schweigend beobachtete. Ich ging zum Bett
hinüber und zwang mich, einen raschen Blick aus der Nähe auf Tighes Hinterkopf zu werfen. Dann mußte ich mich abwenden.
Der Colonel lächelte beinahe mitleidig, als er meine Gesichtsfarbe sah.
    »Es fällt einem nie leicht,
Señor«, sagte er mit leiser Stimme. »Aber dies hier ist sehr schlimm. Meinen
Sie nicht, daß es ein Verrückter gewesen sein muß, der das getan hat?«
    »Ich habe mir schon überlegt,
ob eine Verrückte die Kraft haben würde, das zu tun«, antwortete ich ehrlich.
    Tighes Unterarme hingen lose über die
andere Seite des Bettes. Ich trat darum herum, warf einen Blick auf seine
Armbanduhr und stellte fest, daß sie noch tickte und auf die Minute
richtigging. Ein ausgiebiger sorgfältiger Rundblick im Zimmer ergab nichts, was
ich nicht schon vorher gesehen hatte. Es war nach wie vor geradezu quälend
offensichtlich, daß die ungeöffnete Flasche Scotch die Mordwaffe gewesen war —
und selbst wenn sie eine perfekte Reihe von Fingerabdrücken um ihren Hals
tragen sollte, so würde ich das aller Wahrscheinlichkeit nach niemals erfahren.
    Im Schrank stand ein eleganter
Koffer. Er war unverschlossen, aber nicht ausgepackt, und ich durchforschte
sorgfältig den Inhalt. Das einzige, was möglicherweise interessant war —
abgesehen von den Etiketten in seinen Anzügen, die sich wie die Schöpfung eines
Werbefachmanns aus einer exklusiven Herrenzeitschrift lasen — , war eine
prachtvolle Reisebar mit zwei schöngeformten,
versilberten Flaschen von erheblichem Umfang. Ich schraubte den Verschluß der einen ab und stellte fest, daß sie halb leer
war. Ein sanftes Schnuppern belehrte mich, daß es sich um sehr guten Scotch
handelte. Die zweite Flasche war mit derselben Marke gefüllt — was bewies, daß
Harry jedenfalls, was das Trinken anbetraf, konsequent gewesen war.
    Valero wich zur Seite, als ich zur
Tür zurückkehrte, die Pistole lose in der Hand, die Augen wachsam,
    »Wir wollen einmal einen Blick
in Ihr Zimmer werfen«, schlug ich vor.
    Er sah einen Augenblick lang
überrascht drein, lächelte dann schnell und zuckte die mächtigen Schultern.
»Wie Sie wollen, Señor.«
    »Sie können vorangehen«, sagte
ich hoffnungsvoll.
    »Ich werde Sie von hinten
dirigieren«, sagte er mit vorwurfsvollem Lächeln. »Bitte, unterschätzen Sie
meine Intelligenz nicht, Señor.«
    Sein Zimmer lag drei Türen
weiter an der anderen Seite des Korridors. Sein Bett war noch gemacht und
offensichtlich nicht benutzt worden.
    »Schlafen Sie nachts nicht,
Colonel?« fragte ich ihn.
    »Ich schlafe, wann immer ich
Zeit habe«, sagte er ruhig. »Es ist meine Pflicht, den General zu beschützen,
solange er hier ist. Verstehen Sie? Der General besteht auf seinem Privatleben,
so daß ich nicht in seinem Zimmer schlafen kann. Deshalb war das Beste, was ich
tun konnte, im danebenliegenden Zimmer wach zu bleiben.«
    »Mein Zimmer liegt weiter unten
am Korridor«, sagte ich langsam, »Sie waren wach, als Zelda schrie — wie kommt
es, daß Sie nicht vor mir in Tighes Zimmer waren?«
    »Meine erste Pflicht ist die
Sorge um den General«, sagte er. »Ich ging sofort in sein Zimmer. Er hatte den Schrei
ebenfalls gehört, dachte aber, es handle sich vielleicht um irgendeinen Trick,
und meinte, wir sollten vorsichtig sein.«
    »Hatte sich der General auch
noch nicht schlafen gelegt?«
    Er zögerte für den Bruchteil
einer Sekunde und nickte dann. »Das stimmt. Ich glaube, er — wie sagen Sie
noch? — hatte eine Menge Dinge im

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