Fünf Zaubersteine zu binden fünf verschiedne Welten
die überfüllt war von zahlre i chen bekleideten und langhaarigen Männern und Frauen, ang e tan mit bunten, aber ausgebeulten Gewändern und »Schleiern« – eigentlich Stofftüchern, so vorgebunden, daß sie nicht so sehr Schleier, als vielmehr Taschentücher vor Nase und Mund wa r en. Alle Frauen sahen aus wie weibliche Banditen in irgende i nem Wildwest-Drama. Keine beachtete sie auch nur im gerin g sten, und die letzte Sperre fiel, als sie viele weibliche Kleinki n der und Mädchen ebenso nackt sah, wie sie selbst es war.
Die starke Aufladung, die sie erhalten hatte, begann nachz u lassen, und sie konnte wieder klarer denken.
»Wo gehen wir hin?« fragte sie den Jungen.
»Nur da hinauf«, antwortete er mit einer Geste, ohne anz u halten. »Zu einem kleinen Wirtshaus für die Kaufleute und Pe r sonen, die vom Land in die Stadt kommen. Reg dich nicht auf, bleib still und laß mich reden. Du darfst keine Fehler mehr m a chen, schon gar nicht in der Öffentlichkeit«, warnte er.
Ihr machte das gar nichts aus. Wenn sie es vermeiden kon n te, würde sie diese unheimliche Stimme nie wieder hören.
Eine Anzahl Halbwüchsiger versammelte sich in der Nähe des Gasthofes – ungefähr ein Dutzend, dem Anschein nach alle in Gespannen Mädchen-Junge. Im Alter reichten sie von ung e fähr fünf oder sechs bis elf, was, wie sie vermutete, ihr eigenes Alter war. Es fiel ihr schwer, die Zahlen heraufzuholen; wenn sie dachte: Fünf oder sechs, sagte etwas in ihr: ung e fähr so alt wie die Tochter ihrer Freundin Cathy. Der Begriff des Alters war vorhanden, aber die Za h len fehlten.
Die anderen Kinder schienen die beiden zu erke n nen.
»Sag nichts, wenn es nicht unbedingt sein muß«, warnte der Junge sie.
»Sind die anderen auch alle Waisenkinder und Bettler?« flü s terte sie.
Er nickte.
»Das gibt es. Es ist nichts Unehrenhaftes.«
»Das – das habe ich auch nicht gemeint«, gab sie zurück, ein wenig verblüfft über seine Reaktion.
Sie traten zu den anderen Kindern. Sie kam sich ein wenig ungeschickt vor und verspürte wachsende Bedrückung. Nichts lief richtig; nichts, was sie sagte oder tat, war richtig. Das Ziel schien sich mit jedem Augenblick weiter zu entfernen.
Der Junge begrüßte mehrere andere Knaben mit Namen; sie waren alte Bekannte und freundlich. Die Mädchen verhielten sich, wie sie feststellen konnte, meist still und ließen ihren männlichen Begleitern den Vortritt.
Ein Problem ergab sich beinahe augenblicklich, und es war fast komisch. Die Sprache von Zolkar war eine außerordentlich gedrängte; eine begrenzte Anzahl von Lauten diente dazu, eine Vielzahl von Wörtern zu bilden, je nach der Stellung dieser oder jener Silbe. Aus diesem Grund waren Namen oft lange Silbenketten, die trotzdem für den Zuhörer Bildliches bedeut e ten. Abkürzungen oder Kosen a men schien es nicht zu geben.
»He, Schatten der Stadt! Man hört, daß du gestern in der Straße der Neuntausend Büffel viel Erfolg g e habt hast!« rief ein pausbäckiger Neunjähriger.
»Es war nicht schlecht, Flüsterer der Hohen Sumpfgräser«, gab Schatten der Stadt zurück. Er schaute sich um. »Blume der Langen, Dunklen H ü gel ist nicht mehr bei uns, wie ich sehe.«
Der dickliche Flüsterer der Hohen Sumpfgräser nickte.
»Du weißt, wie es ist. Vor zwei Tagen kam ein Mann daher und bot ihr Trost. Sie sähe wie seine Tochter aus oder so äh n lich, ich weiß nicht. Wer kann sie schon begreifen?«
»Frauen?« erwiderte Schatten der Stadt fragend.
»Nee. Erwachsene«, sagte der Dicke. »Aber ich einige mich vielleicht mit Blüte des Dunkelroten Sonnenuntergangs. Wir werden sehen. Freier Wind der Schwarzen Erde wird rasch e r wachsen, und es kann sein, daß er das Leben bald aufgibt und Pächter wird.«
Und so ging es weiter, das Gespräch, an sich ganz me n schlich klingend, auf einer fremden Kulturebene, während die umständlichen Namen hin- und hergi n gen.
Die Kinder hatten sich alle wegen des Wirtshauses hier ve r sammelt, das von einem älteren Mann namens Flügeltänzer der Büffelflucht betrieben wurde. Er verkaufte in erster Linie Ko n fekt und bissengroße belegte Brote. Die Kultur besaß keine Kä l teerzeugung, so daß solche Dinge nicht aufbewahrt werden konnten. Statt sie am nächsten Morgen wegz u werfen, gab er sie den armen Kindern und bewies ganz kostenlos Güte und Näc h stenliebe. Manchmal hatte er natürlich auch nichts, aber die Subkultur der Bettlerkinder schien immer zu wissen, was zur Ve r
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