Fünf
des Labors war eine quälende Geduldsprobe.
Langsam
, dachte sie grimmig.
Unter den blendend hellen Untersuchungsscheinwerfern öffnete Drasche endlich die Box. Er holte den ersten Zettel heraus und entfaltete ihn.
«Herzlichen Glückwunsch – du bist fündig geworden!», las er laut vor. «Dieser Behälter ist Teil eines Spiels, das du nun schon kennst. Du hast ihn nicht zufällig gefunden, sondern ihn bewusst gesucht. Der Inhalt wird dich nicht mehr so sehr überraschen wie beim vergangenen Mal, aber du darfst mir glauben, Überraschungen werden überbewertet. Ich könnte mir vorstellen, dass du in dieser Hinsicht schon bald meiner Meinung sein wirst.
TFTH .»
Drasche hob den Blick. «Was für ein Arschloch.»
Keine Überraschungen. Damit war klar, um was es sich bei dem stoffumwickelten Bündel handelte, das den Behälter fast zur Gänze füllte. Beatrice empfand eine diffuse Dankbarkeit dafür, dass sie es nicht selbst anfassen musste, und fühlte, wie ihr Körper sich spannte, als Drasche die Umhüllung behutsam entfernte.
Drei zusätzliche Tage bei frühlingshaften Temperaturen hatten dem Inhalt der Plastikfolie nicht gutgetan. Diese Hand hatte bedeutend mehr Flüssigkeit gelassen als ihr rechtes Gegenstück. Trotz der Vakuumverpackung wies sie grün-bläuliche Verfärbungen auf.
«Das zu öffnen ist glücklicherweise Sache der Rechtsmedizin», erklärte Drasche. Beatrice erahnte unter seinem Mundschutz ein sardonisches Lächeln. Sie beobachtete ihn dabei, wie er die Folie auf Fingerabdrücke überprüfte und frustriert den Kopf schüttelte. Danach legte er den Computerausdruck auf die Arbeitsplatte, besprühte ihn mit Ninhydrin und erhitzte ihn mit der Heißluftpistole, doch auch hier blieb ein Ergebnis aus.
Mit den Worten «aller guten Dinge sind drei» holte Drasche ein weiteres gefaltetes Stück Papier aus der Cache-Box. Er zog es behutsam auseinander und legte es unter die Untersuchungslampe, um es dort zu fotografieren.
«Ich schätze, das ist die gleiche Handschrift, die wir beim letzten Mal hatten», stellte er fest. Beatrice wartete nicht, bis er laut zu lesen begann, sie rückte näher und beugte sich über das Schriftstück. Ja. Die geschwungenen, runden Buchstaben, die Beatrice für die von Nora Papenberg hielt. Da und dort war der Stift zittrig geführt worden, die Zeilen bogen sich leicht nach unten, wie Stängel einer vertrockneten Pflanze.
Stage
3
Du suchst einen Verlierer und bist, von mir selbst abgesehen, seit langem der erste Mensch, der sich für ihn interessiert. Halte Ausschau nach Narben, innen wie außen, und einem alten, dunkelblauen
VW
Golf. Die letzten drei Stellen des Nummernschilds lauten
39
B. Die Straße, in der er wohnt, beinhaltet einen Namen, der dein Lösungswort bildet. Wandle die Buchstaben in Ziffern um (A=
1
, B=
2
, …). Die Summe, die du durch das Wort erhältst, multipliziere mit
26
, addiere
64
und subtrahiere sie von den nördlichen Koordinaten von Stage
2
.
Zur Hausnummer addiere die Zahl
1000
und multipliziere das Ergebnis mit
4
, danach addiere die Zahl
585
. Die Zahl, die du erhältst, subtrahiere von den Ost-Koordinaten von Stage
2
. Dort treffen wir uns wieder.
«Ein Verlierer», sinnierte Beatrice. «Das kann viel bedeuten. Wir werden uns an die Beschreibung des Autos halten müssen.»
Während Drasche auch das zweite Stück Papier mit Ninhydrin auf Fingerabdrücke untersuchte, verschwand Florin nach draußen, um mit der Kfz-Zulassungsstelle zu telefonieren.
Halte Ausschau nach Narben, innen wie außen. Unmittelbar fiel Beatrice die Narbe auf Beils Handrücken ein – definitiv außen. Fast automatisch wanderte ihr Blick zu der vakuumverpackten Hand. Das Gegenstück zu ihrem ersten Fund – aber immer noch keine Leiche. Bei den nächsten Stages würden vermutlich innere Organe folgen, Stücke, die in mittelgroße Kunststoffbehälter passten, Teile eines zerstörten Körpers …
«Holla!» Drasche beugte sich tiefer über das Papier, das er mit seiner Heißluftpistole bearbeitete. «Da haben wir jede Menge Ausbeute.» Auf dem Brief, besonders an den Rändern des Blattes, begannen sich violette Flecken abzuzeichnen. Oval, teils verschmiert, an manchen Stellen aber deutlich, fast scharf. Fingerabdrücke.
«Ist das da rechts unten ein Blutfleck?», fragte Beatrice.
«Möglich. Ihr bekommt den ausführlichen Bericht, wenn wir fertig sind, ja?» Für Drasches Verhältnisse war das ein ausgesucht höflicher Rausschmiss.
«Die Fotos
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