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Fünf

Fünf

Titel: Fünf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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er dasselbe dachte wie sie. Der Owner hatte klargemacht, dass er es nicht bei zwei Opfern belassen würde.
    «Weißt du, was ich glaube?», fragte sie leise.
    «Hm?»
    «Wenn Beil am Sonntag zugegeben hätte, dass er Nora Papenberg gekannt hat, und uns erklärt hätte, was es mit dieser Bekanntschaft auf sich hat, würde er jetzt nicht vermisst.»
    «Sehr viel
hätte
und
wäre
für meinen Geschmack.»
    Ja, dachte Beatrice, leider. Aber wenn sie ihre Vermutungen außer Acht ließ, auf ihre Intuition verzichtete, gähnte der Fall vor ihr wie ein schwarzes Loch. Ein Versteck, für das es keine Koordinaten gab.
    «Wenn ich mir die letzte Botschaft genau durchlese», sagte Florin, «klingt es für mich so, als wäre Stage  4 schon nahe an der Endstation. Erstmals suchen wir nach jemandem, dem der Owner zugesteht, wichtig zu sein – kein Sänger, kein Verlierer, sondern eine Schlüsselfigur.»
    «Stimmt.» Vorausgesetzt, es gab ein solches Konzept hinter den Rätseln.
    Es half nichts, sie würden ohne Kossars Unterstützung nicht weiterkommen.
     
    «Ich tue es gern, aber hast du auch die Kinder gefragt, ob es ihnen recht ist?»
    «Sicher, Mama. Sie freuen sich immer, das weißt du doch.»
    Sie würden wie junge Hunde in der Gaststube herumtollen und ab und zu Salat oder Eis servieren dürfen, ganz so, wie Beatrice es als Kind getan hatte. Es gab keinerlei Grund für ein schlechtes Gewissen.
    Jakob strahlte auch entsprechend, er hatte seine Kinderschürze eingepackt und kramte in der Schublade nach einem Kochlöffel, den er unbedingt mitnehmen wollte. In Minas Gesicht war neben der Freude noch etwas anderes zu lesen. Beatrice setzte sich neben sie aufs Bett. «Alles okay mit dir, Schatz?»
    «Ja. Mir macht es nichts aus, dass du uns abschiebst.»
    «Dass ich – was?»
    «Uns abschiebst. Ich geh gern zu Oma, dort sind immer viele Leute, und alle sind nett zu uns.»
    Es war nicht schwer zu erraten, woher das neue Wort kam. Sie schluckte, bemühte sich, weiter zu lächeln. Keine feindseligen Äußerungen den Kindern gegenüber; wenigstens sie würde sich daran halten. «Abschieben ist etwas ganz anderes», erklärte sie. «Ich bringe euch zu Oma, weil ich in den nächsten Tagen abends lang werde arbeiten müssen und ich will, dass es euch gutgeht.»
    Mina zuckte mit den Achseln. «Ich habe doch gesagt, es ist okay.»
    Beatrice verstaute alles Nötige in zwei Taschen und versuchte, den Gedanken auszublenden, dass sie unentwegt die Sachen ihrer Kinder packte. Das Handy klingelte, und sie fürchtete schon, ihre Mutter hätte es sich anders überlegt, aber dann las sie Florins Namen auf dem Display.
    «Wir sind einen Schritt weiter, die Ergebnisse der DNA -Analyse sind da. Die Körperteile gehören wirklich Herbert Liebscher. Ich werde heute Abend noch zu seiner Exfrau fahren, vielleicht kommt Stefan mit …»
    «Wenn du eine knappe Stunde warten kannst, bin ich dabei. Ich beeile mich, ich bringe nur vorher die Kinder zu meiner Mutter.»
    «Gut.» Es klang matt. «Dann mache ich jetzt Pause und gehe einmal um den Block. Oder etwas essen. Bis später!»
    Ein schneller Blick auf die Uhr, hatten sie alles?
    «Mina, Jakob, zieht euch bitte die Schuhe an, wir gehen!»
    Die Kinder aus der Wohnung zu bringen fühlte sich richtig an. Sicherer. Im
Mooserhof
war die Luft nur gesättigt mit Essensdüften und frei von jedem Gedanken an zersägte Leichen.
     
    Sie trafen sich beim Fuhrpark. «Ich habe mit Liebschers Exfrau telefoniert, wir fahren erst zu ihr, dann in seine Wohnung, eine Genehmigung der Staatsanwaltschaft haben wir», erklärte Florin, während er Beatrice die Autotüre aufhielt. «Stefan hat es geschafft, den Ersatzschlüssel zu organisieren, den Liebscher in der Schule aufbewahrt hat.»
    «Kommt Stefan nicht mit?»
    «Er hat in den letzten Tagen von uns allen am wenigsten geschlafen. Er fällt bald um, auch wenn er es nicht zugibt. Ich habe ihn nach Hause geschickt.»
    Die Frau, die ihnen die Tür des Reihenhauses öffnete, war blass, und obwohl der Abend einer der bisher wärmsten des Jahres war, hüllte sie sich in eine Strickjacke.
    «Romana Liebscher», stellte sie sich vor. «Kommen Sie doch bitte herein.» Beatrice und Florin folgten ihr in ein kleines Wohnzimmer mit hellgelben Wänden, abgewohnt, aber ordentlich. In der Sofaecke stand ein Couchtisch von IKEA , an den sie sich setzten.
    «Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll … ich wusste nicht einmal, dass Herbert weg ist. Und jetzt ist er –» Sie atmete

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