Fuer Akkie
sie nicht zu beschützen, denn so schnell, wie sich die Halle gefüllt hatte, so schnell leerte sie sich auch wieder. Frau Leenders entschuldigte sich bei Akkie. Doch die zuckte nur mit den Schultern. »Macht nichts. Das konnte der Junge doch nicht wissen.«
Ina betrachtete ihre Sechstklässler gerührt und dachte: Was ist das nur für eine seltsame Klasse – sie streiten sich von morgens bis abends, zoffen sich um die albernsten Kleinigkeiten, aber wenn es darauf ankommt, sind sie füreinander da.
»Ich werde euch jetzt die Schule zeigen«, erklärte Frau Leenders und ging ihnen durch die langen Gänge voran. Sie durften immer wieder einen Blick in die Räume werfen und die Klassen beobachten, die meistens still dasaßen und den Lehrern mehr oder weniger aufmerksam zuhörten.
»Hier ist es ganz schön langweilig«, meinte Annemieke. »Und die Wände sehen auch alle ganz kahl aus.«
Im Chemielabor wurde es dann etwas unterhaltsamer. Ein Lehrer im weißen Kittel führte extra für sie ein Experiment durch. Er schien zu zaubern: Er schüttete eigenartige Substanzen in ein Glasgefäß, und es begann zu brodeln. Plötzlich gab es einen lauten Knall, und sie fuhren alle zusammen.
»Kruzitürken!«, rief Elise, und Christel stieß einen schrillen Schrei aus.
Als sie wieder durch die Flure gingen, jagte ihnen der durchdringende Gong erneut einen Schauder den Rücken hinunter. Sofort flogen die Türen auf, und Schüler drängten hinaus. Als hätte es ein geheimes Zeichen gegeben, scharte sich die Klasse um Akkie und alle warfen drohende Blicke in die Runde. Doch dieses Mal geschah nichts, niemand schien sie zu beachten.
In der Mensa bekamen sie noch etwas zu trinken, und danach fuhren sie zu ihrer eigenen Schule zurück. Gegen halb zwölf versammelten sich alle im Klassenzimmer.
»Dürfen wir schon nach Hause, Ina?«, fragte Arno.
»Das könnte dir so passen«, sagte Ina. Sie kramte zwischen ihren Büchern und murmelte: »Ich hatte doch irgendwo einen hübschen kleinen Sprachtest.«
»O nein!«, rief Laurens. »Das tust du uns doch nicht an, oder?«
Ina tat so, als müsste sie darüber erst einmal nachdenken, und sagte dann mit einem verschmitzten Gesichtsausdruck: »Jetzt bin ich doch ein wenig ins Grübeln gekommen. Möchtet ihr lieber den Test schreiben, oder soll ich von unserer Klassenfahrt erzählen?«
»Klassenfahrt!«, brüllten alle im Chor.
»Ihr habt Glück in diesem Jahr«, erklärte Ina. »Nach der Prüfung haben wir erst unser Jubiläum, und ein paar Wochen später gehen wir für drei Tage auf Klassenfahrt.«
Glänzende Augen blickten Ina an, als sie fortfuhr: Sie würden in das Dorf Ansem fahren, genau an der Grenze zwischen Brabant und Limburg, ganz in der Nähe eines großen Naturschutzgebiets. Dort gab es noch viele Sümpfe, und man durfte nicht von den schmalen Pfaden abweichen, weil man sonst womöglich vom Moor verschluckt wurde. Wohnen würden sie auf einem gemütlichen Bauernhof, in der Nähe eines Waldes, in dem man herrlich herumstreunen konnte.
Selbstverständlich kannten alle diese Geschichten schon längst. Die Sechstklässler fuhren seit Jahren nach Ansem und jedes Mal kamen sie begeistert zurück. Aber es war wunderbar, alles noch einmal zu hören. Immerhin ging es dieses Mal um ihre sechste Klasse und ihre Klassenfahrt! In ein paar Wochen würden sie mit ihren eigenen Geschichten zurückkommen.
Arno meldete sich und fragte: »Ina, wer kommt denn noch mit?«
»Kollege Henk«, antwortete Ina wie aus der Pistole geschossen.
Akkie, Nilgun und Elise zwinkerten sich zu und riefen alle drei gleichzeitig: »Yes!«
»Was ist denn jetzt los?«, fragte Laurens.
»Geht’s euch nicht gut?«, fragte Brammie.
Akkie strahlte über das ganze Gesicht. »Das ist unsere Chance!«
»Genial!«, rief Elise.
»Jetzt passiert es endlich!«, quietschte Nilgun.
Laurens und Brammie sahen sich an und schüttelten verständnislos den Kopf.
Ich will dabei sein
Nach der Besichtigung der Theo-Thijssen -Oberschule kam Akkie begeistert nach Hause. »Die Schule ist genial, Mam«, rief sie fröhlich.
Sie sah sich schon auf hohen Absätzen und mit einer sagenhaften Frisur dort herumlaufen. Im Augenblick war sie allerdings sehr müde und erschöpft, viel schlimmer als in der ganzen letzten Zeit. Aber ihre Mutter beruhigte sie. »Leg dich einfach ein bisschen hin, mein Schatz. Kein Wunder, dass du nach so einem aufregenden Morgen fertig bist.«
Nur mit Mühe schaffte es Akkie, ein Brot zu essen. Dann
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