Fuer Akkie
darauf.
»Gut, dann können wir jetzt los«, sagte Ina.
Die Kinder stiegen in die Autos.
Jede sechste Klasse erschrak, wenn sie zum ersten Mal eine weiterführende Schule betrat. Die Gebäude sahen meistens gar nicht wie Schulen aus, sondern eher wie Fabriken. Unterwegs hatten alle noch Witze gerissen, aber als sie das Gebäude betraten, war es schlagartig aus und vorbei damit.
Sie kamen in eine große helle Halle, die ganz leer war. Ein wenig schüchtern blieben die Kinder am Eingang stehen und scharten sich nervös um ihre Lehrerin. Sie fühlten sich, als sollten sie in ein großes Schwimmbecken tauchen, ohne zu wissen, wie tief das Wasser war. Aus einer Seitentür trat eine Frau, die in die Mitte der Halle ging und rief: »Hierher, kommt zu mir!«
Folgsam trotteten alle hinter Ina her.
»Willkommen«, sagte die Frau und gab Ina die Hand. »Schön, dass Sie wieder mit einer Klasse hier sind.« Danach stellte sie sich vor: »Ich bin Frau Leenders, und ich bin hier die Konrektorin.«
»Die was?«, fragte Brammie.
»Brammie!«, zischte Christel.
»Entschuldigung, was sind Sie, Frau Leenders?«, wiederholte Brammie.
»Eine Art Vizedirektor. Ich werde euch etwas über die Theo-Thijssen-Obers chule erzählen und euch herumführen.« Sie erklärte, dass man an dieser Schule mehrere Schulformen zusammengefasst hatte, von der Hauptschule bis zum Gymnasium. »Aber wenn ihr hierher kommt, geht ihr erst in die Übergangsklasse. Ihr wisst bestimmt, was das ist. Dort sollt ihr euch an die Schule gewöhnen. Danach habt ihr eine Weile alle dieselben Fächer, aber in den letzten Jahren dürft ihr die Fächer wählen, die am besten zu euch passen.«
In diesem Augenblick schallte ein gewaltiger Klingelton durch die Halle, der alle zusammenzucken ließ.
»Sakradi«, rief Elise, und Laurens meinte, das sei ja wohl echt irre. Arno meldete sich sofort und wollte wissen, ob das der Pausengong war.
Frau Leenders lachte und sagte: »Das wirst du gleich selbst herausfinden. Bleibt alle ruhig bei mir stehen, dann kann euch nichts passieren. Es ist gleich vorbei.«
Die Schüler sahen sich an. Was sollte das bedeuten? Lange brauchten sie allerdings nicht auf eine Antwort zu warten, denn plötzlich wurde die Halle von Schülern überflutet. Sie strömten von überall her. Die Sechstklässler erstarrten förmlich und blickten mit großen Augen um sich.
Vor ein paar Sekunden war noch keiner da, und jetzt fühlten sie sich, als würden sie mitten auf einer völlig überfüllten Einkaufsstraße stehen, auf der eine Modenschau abgehalten wurde. Es gab nichts, was es nicht gab: schlaksige Schüler in zerrissenen Jeans, bei denen nicht ganz klar war, ob es Jungs oder Mädchen waren; ganz brav gekleidete Schüler, Schüler mit gefärbten Haaren, lang oder raspelkurz, mit Zöpfchen oder Pferde schwanz, ganz oder halb kahl; Mädchen mit langen Röcken, kurzen Röcken, Schuhen mit dicken Plateausohlen oder hohen Stiefeln. Zum Glück entdeckten sie auch Schüler in ihrem Alter und erkannten sogar ein paar, die früher auf ihrer Schule gewesen waren.
Eine Gruppe ging dicht an ihnen vorbei. Ein Junge mit Bärtchen rief: »He, ein ganzer Haufen Fohlen.«
Die anderen lachten. Der Junge mit dem Bart blieb direkt vor Akkie stehen und tippte von unten gegen den Schirm ihrer Baseballcap, sodass sie zu Boden fiel.
»Shit!«, entfuhr es Akkie.
Der Junge erschrak und lief weg.
Frau Leenders rief ihm hinterher: »Johan, kommst du gleich einmal zu mir?«
Der Junge drehte sich kurz um, nickte und rief Akkie zu: »Äh, tut mir leid.«
Als Joep die Kappe aufhob und sie Akkie reichte, ging mit einem Mal ein Ruck durch die ganze Klasse. Auf einmal war es ihnen völlig egal, dass die Halle voller Schüler war, die sie um mindestens drei Köpfe überragten. Was dachten die sich hier eigentlich auf der Theo Thijssen ! Die sollten gefälligst die Finger von Akkie lassen und vor allem von ihrer Kappe! Wie eine Art Schutzschild drängten sich alle um Akkie und schauten sich drohend um, bereit, sich den Erstbesten, der nach der Kappe greifen wollte, zur Brust zu nehmen.
»Ich schlag allen aufs Maul«, sagte Joep zu Akkie.
»Ich bin dabei«, verkündete Laurens.
»Was denken die sich bloß?«, rief Christel. »Nur, weil sie zufällig größer sind als wir?«
Brammie schwenkte die Faust in Richtung einiger Mädchen, die vorbeikamen, und brüllte: »Behaltet bloß eure Pfoten bei euch!«
Akkie schüttete sich aus vor Lachen.
Lange brauchten ihre Mitschüler
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